Teil4

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Kapitel 4

Alles, was Xemerius mitbekommen hatte, war dass die Überwachungskameras zur Zeit des 'Ausbruchs' von Mr Whitman ausgeschaltet wurden und somit der Hinweis, wohin er gegangen sein könnte, nicht vorhanden war. Aus dem Rest wurde selbst ich nicht schlau und deshalb hatte ich mich kurzerhand dazu entschlossen Leslie am nächsten Morgen anzurufen und meinem aktuellen Schlafbedürfnis nachzugehen. Und so wurde ich am Vormittag dann nicht wie üblich durch den gelangweilten Xemerius, der etwas mit mir machen wollte, geweckt, sondern mal ausnahmsweise durch die angenhemen Sonnenstrahlen, die durch mein Fenster fielen. Es musste bestimmt schon gegen 11 Uhr sein, so hoch wie die Sonne am Himmel stand. Nach ein paar Minuten zwang mich aus dem Bett und nahm eine kalte Dusche an diesem unnormal warmen Mai-Morgen. Schließlich zog ich mir ersteinmal bequeme Klamotten an und band meine Haare zu einem lockeren Zopf. Fieberhaft überlegte ich anschließend wieder im Bett, was ich heute Morgen noch erledigen wollte, und zog meinen Notizblock hervor. Gerade in dem Moment hörte ich die Türklingel hochschallen und ich fragte mich inständig, wer denn so früh am Morgen auf die Idee kam, uns zu besuchen. Angestrengt lauschte ich nach unten, doch es waren keine Stimmen zu hören. Meine Neugierde packte mich und ich schwang meine Füße auf den Boden und lief in den Flur um nach zusehen, wer es denn war. Glenda und Arista waren in der Loge, wie ich vermutete, und Mom besuchte heute mit Nick und Caroline den Zoo. Somit waren Charlotte und ich alleinige Hüter dieses Hauses, denn Mr Bernhard hatte heute seinen freien Tag. Auf der Treppe ins Erdgeschoss konnte ich noch immer nichts hören, deshalb verlangsamte ich meine Schritte und schlich die letzten Stufen entlang, bis die Haustür in meinem Blickfeld auftauchte. Am liebsten hätte ich mir die Hände vors Gesicht gehalten und wäre im Boden versunken, als ich den Anblick an der Haustüre sah. Charlotte stand - perfekt gestylet wie immer - da und legte einen Arm in den Nacken des Jungen, den sie gerade küsste. Was für ein ungewohnter Anblick. Ich wollte mich schon wieder vom Acker machen, da mich das ja im Geringsten nichts anging. Doch nur den Bruchteil einer Sekunde später sah ich, dass es mich sehr wohl etwas anging. Den der Junge, der sie gerade an sich zog, war jemand der mich ebenfalls schon geküsst hatte. Und nein, es war nicht Gordon - es war Gideon, der mich gerade wirklich vor meinen Augen mit meiner Cousine betrog. Es fühlte sich an, als würde mein Herz in tausend Stücke zerrissen - am besten würden sie gegen Gideons Kopf schmettern. Mir war nach schreien zumute - ich wollte ihn von ihr wegzerren, damit ich mir diesen Anblick nicht länger bieten musste, zumal sie mich gar nicht zu bemerken schienen. Ich wusste nicht, ob ich eher enttäuscht oder wütend sein sollte, denn wir waren gerade mal einen Monat zusammen und jetzt das. Ich dachte wir würden für immer zusammen bleiben. Für immer. Diese Erkenntnis riss mich aus meine Schockstarre und ich rannte so leise wie möglich wieder hoch in mein Zimmer, wo mir tränenüberströmt wieder einfiel, was ich noch nachholen musste. Ich kramte mein Handy aus meiner Schultasche und schaltete den Bildschrim ein, auf dem 9 entgangene Anrufe von Leslie erschienen. Mit einem Tastenklick ertönte ein einmaliges Tuten, nach dem eine aufgeregte Leslie im Hörer ertönte. "Gwenny, wieso hast du mich gestern nicht mehr angerufen? Ich hab mir schon Sorgen gemacht. Alles okay?" "Komm...komm einfach her. Bitte", schluchzte ich in den Hörer während meine Tränen meine Wangen hinabliefen und auf mein T-Shirt tropften. "Ich bin gerade bei Starbucks, bin aber sofort da!" Entmutigt ließ ich mich auf mein Bett fallen und vergrub mein Tränen überströmtes Gesicht in meinem Kissen und schrie so laut ich konnte hinein. Gideon hatte einmal mein Herz gebrochen - ich wusste nicht, ob ich ihm noch einmal verzeihen konnte.


Diamantklar - Liebe geht durch alle ZeitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt