Kapitel 7
Noch am Boden liegend - da ich nicht auf meine Landung geachtet hatte - wischte ich mir rasch die Tränen vom Gesicht, darauf achtend, Leslies 'Kustwerk' nicht zu zerstören. Es war sehr wahrscheinlich, dass Gideon mir nachreisen würde, auch wenn Mr George mich für ansteckend erklären würde. Ich wusste, dass ihm das egal war, nur um bei mir zu sein. Obwohl ich gar nicht mehr sicher sein konnte, wie viel ich ihm tatsächlich bedeutete. Ich stand schnell auf und versuchte erstmal, mich so normal wie möglich zu verhalten, indem ich mein Hemd an meinen Hüften fester band. Das heißt, ich hätte es fester gebunden, wäre es noch da gewesen. Ich war in einem kalten Kellerraum nur in Top und ganz ohne Jacke - toll. Mit wildpochendem Herzen setzte ich mich auf das Sofa und überlegte fieberhaft, was ich Gideon nachher sagen sollte. Wusste er überhaupt, dass ich die beiden gesehen hatte? Nur leider hatte ich keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, denn in dem Augenblick landete Gideon gut einen Meter vor mir auf beiden Beinen - und hielt mein rosa kariertes Hemd in der Hand. "Gwen, alles okay? Mr George meinte, du wärst krank. Und das hab ich oben auf dem Boden gefunden." Besorgt setzte er sich neben mich und reichte mir das Oberteil, dass ich wohl auf dem Weg zum elapsieren verloren hatte und das ihn zu mir geführt hatte. Verlucht sei dieses Hemd. "Du solltest nicht ohne Jacke hier unten rumsitzen, sonst wirst du noch kränker." Einen Moment lang schaute ich ihm abwartend in die Augen, bevor ich ihm harsch das Hemd entriss. Er glaubte tatsächlich, ich wüsste nichts von ihm und Charlotte und so tat er auf Friede, Freude, Eierkuchen. "Ja. Krank von DIR wahrscheinlich", schnauzte ich und wandte meinen Blick ab, während ich das Hemd wütend zusammenknüllte. Wäre ich bloß mit meinem Schlüssel von hier abgehauen. "Gwen, was ist los?", fragte er mich besorgt und griff nach meiner Hand. Als Antwort warf ich ihm das Hemd ins Gesicht, sprang vom Sofa auf und setzte mich an den gegenüberliegenden Tisch, weg von ihm, damit er meine Tränen nicht sehen konnte. Gideon erwachte aus seiner Schockstarre als ich Platz genommen hatte und starrte mich ungläubig mit offenem Mund an. "Was soll das?" "Was das soll?", schnaubte ich verächtlich und schaute ihn hinter einem Schleier aus Tränen an, die ich nicht mehr zurückhalten konnte. "Meinst du das ernst?", fragte ich weiter und ballte meine Hände zu Fäusten. "Ganz ruhig, erklär mir erstmal was los ist", sagte er mit trockener Stimme, stand ebenfalls auf und kam auf mich zu. "Nein!", schrie ich mit schriller Stimme und ging um ihn herum, um so viel Abstand wie möglich zwischen uns zu bringen. "Erklär DU mir, was los ist!" Ich schaute ihm aus traurigen und wütenden Augen entgegen, während er mir einen verwirrten und besorgten Blick schenkte. "Gwen, ich hab keine Ahnung wovon du sprichst. Hast du Fieber?" "Ach nein?", entgegnete ich verächtlich und ignorierte seine letzte, dämliche Frage. "Dann frag doch Charlotte!" Er wirkte noch verwirrter als vorher und blieb wie angewurzelt stehen. "Was hat denn jetzt Charlotte damit zu tun? Geht's dir wirklich gut?" Ich lachte nur verbittert und wischte mir die klebenden Haare aus dem Gesicht. "Sag mir doch endlich was los ist!", entgegnete er jetzt energisch und kam wieder einen Schritt näher. "Okay, da du es mir ja nicht von selbst sagen willst..." Ich schluckte einmal schwer bevor ich fortfuhr. "Ich hab euch gesehen, Gideon, okay? Wieso spielst du weiterhin den Unschuldigen? Ich weiß, dass du heute Morgen da warst. Ich weiß, dass Charlotte dir die Tür aufgemacht hat und ich weiß, dass ihr..." Ich mochte gar nicht mehr daran denken. "Dass wir was?" Gideon zog eine Augenbraue hoch und ich hielt es einfach nicht mehr länger aus, wie er sich verhielt. "Dass ihr euch geküsst habt! Gib es doch einfach zu! Ich hab's doch gesehen, du brauchst es nicht weiter zu leugnen, du machst es nur noch schlimmer. Und ich will auch gar nicht wissen, wie lange das schon so geht." Meine Tränen kamen nun unaufhörlich, als wäre der Damm jetzt endgültig gebrochen - und mein Herz ebenfalls.
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Diamantklar - Liebe geht durch alle Zeiten
Fiksi PenggemarDer Graf ist besiegt, Gwen und Gideon sind zusammen glücklich, sie können sich vertrauen. Alles ist wie im Märchen - dachten sie. Doch auch das schönste Märchen hat seine Tücken. Gwens und Gideons Vertrauen wird erneut auf eine harte Probe gestell...