Kapitel 2
Als wir in Temple ankamen, öffnete Marley hastig die Tür der Limousine und ich stieg extra lahm aus, damit er sich schön über mich aufregen konnte, was er natürlich tat. Verärgert ging er vor mir und ich trottete ihm mit meiner Schweren Schultasche hinterher ins Gebäude. Wie jedes mal konnte ich einfach nur über die atemberaubende Architektur von Temple staunen. Doch heute war etwas anders - an der Atmosphäre-, das spürte ich. "Marley, da sind Sie ja endlich wieder. Alle sind im Drachensaal, gesellen Sie sich doch zu ihnen", begrüßte uns Mr George, der in dem Moment um die Ecke kam und sichtlich angespannt wirkte. Marley verduftete eifrig in Richtung Drachensaal und ich begrüßte Mr George mit einem Nicken. Er tupfte sich einmal mit einem Tuch über die verschwitzte Stirn und bedeutete mir dann, ihm zu folgen. "Was ist los? Wo ist Gideon?", fragte ich mit einem Seitenblick, bekam aber nicht die gewünschte Antwort. "Nun, es gibt ein paar Probleme, um die wir uns schleunigst kümmern müssen. Gideon ist ebenfalls im Drachensaal." Aha. Seufzend ging ich neben ihm her in Richtung des Chronografenraums. "Wissen Sie was", meinte Mr George urplötzlich und blieb stehen, "man braucht mich bei der Besprechung. Sie schaffen es bestimmt auch alleine zum Elapsieren. Ich werde Ihnen jemanden Schicken, der sich um die Einstellungen am Chronografen kümmert." Er lächelte mich kurz an, wobei seine Stirn in Falten lag, vergewissterte sich, dass ich ihn verstanden hatte und ging dann auch in die selbe Richtung, in die Marley verschwunden war. Also machte ich mich alleine auf den Weg die Treppe hinunter in das alte Kellergewölbe, wo sich der Chronograf befand. Theoretisch könnte ich den Chronografen auch selber auf die gewünschte Zeit einstellen, aber ich hatte das Gefühl, dass die Loge einfach eine gewisse Kontrolle behalten wollte. Als ich gerade um die zweite Ecke gebogen war, näherten sich hinter mir schwere Schritte, die an den Steinmauern widerhallte. Erschrocken wirbelte ich herum und sah jemanden auf mich zurennen - Gideon. Kurz vor mir blieb er stehen und schaute auf mich hinab, während ich ihn anlächelte wie meine Lieblingssüßigkeit, die ich gerade bekommen hatte. "Hey", sagte er und küsste mich kurz zur Begrüßung. "Komm." Er ergriff meine Hand und zog mich sanft den Weg entlang weiter. Ich liebte es, wenn er das tat. "Du bist also dafür zuständig, den Chronografen für mich einzustellen?" Er grinste mich nur verschmitzt an und öffnete dann die Tür zum Raum. Ich trat nach ihm ein während er sich schon am Chronografen zu schaffen machte. "Weißt du ich dachte mir, dass ich doch gleich mitkommen könnte. Ich liebe die 50er", antwortete er nach einer Weile. Mit einem Klick rastete das letzte Rädchen ein und Gideon winkte mich zu sich. Gehorsam streckte ich meinen Zeigefinger in das kleine Loch und kniff die Augen zusammen, als die Nadel mir schon in die Fingerkuppe stach. Alles um mich herum wurde in rubinrotes Licht getaucht und keine Sekunde später landete ich wieder auf dem harten Steinboden, direkt vor Cousine Sofa. Während ich schon begann mich aufzurappeln und mir den Staub von meinem karierten Rock zu klopfen, landete Gideon elegant neben mir. "Angeber", sagte ich und grinste ihn schief an. "Wers kann, der kanns." Mit einem langen Schritt war er beim Sofa und machte es sich darauf mit seinem iPod bequem. Mein Lächeln versiegte und ich setzte mich ebenfalls auf das grüne Sofa und räusperte mich, sodass Gideon hellhörig wurde. "Hast du keine Hausaufgaben?", fragte er neugierig und zog sich die Kopfhörer aus den Ohren. Ich schaute ihm ernst in die Augen und spielte an meinem Armband herum. "Weißt du was in der Loge los ist? Ich hab das Gefühl, mir wird etwas verheimlicht. Schon wieder..." Er rieb sich müde über die Stirn und plötzlich merkte ich, wie erschöpft er doch aussah. "Es...es ist nur etwas vorgefallen. Mach dir keine Sorgen, wir kümmern uns drum." "Gideon, ich WILL mir aber Sorgen machen! Ihr könnt doch nicht ernsthaft so tun als wäre ich nicht da! Ich fass es nicht! Was ist denn so schlimm daran, wenn ich es weiß? Schließlich gehöre ich auch zur Loge", entgegnete ich entnervt. Gideon seufzte schwer und lehnte seinen Kopf mit geschlossenen Augen auf die Lehne des Sofas. Einen Moment glaubte ich, er würde mich einfach ignorieren, doch dann sprach er weiter: "Mr Whitman - beziehungsweise der Graf -... er ist nicht mehr in seiner Zelle."
DU LIEST GERADE
Diamantklar - Liebe geht durch alle Zeiten
FanficDer Graf ist besiegt, Gwen und Gideon sind zusammen glücklich, sie können sich vertrauen. Alles ist wie im Märchen - dachten sie. Doch auch das schönste Märchen hat seine Tücken. Gwens und Gideons Vertrauen wird erneut auf eine harte Probe gestell...