Only gaming | 민윤기

Spiel 6

Liebes Tagebuch,

kaum zu glauben, dass die Zeit so schnell vorbeigeht. Es ist schon Jahre her seit meinem letzten Eintrag. Damals konnte ich gerade mal den Basketball halten. Vieles hat sich verändert, unter anderem auch ich.

Ich habe dir viel zu erzählen. Fangen wir doch von vorne an: ich bin umgezogen. Weg von meinen Freunden, rein ins neue Leben, in die Großstadt Seoul. Von Seoul hatte ich schon so viel gehört: eines der großen Metropole, sehr facettenreich. Fast zu voll für meinen Geschmack. Eomma, Benji und ich haben uns schon einigermaßen gut eingelebt, jedoch bereitet mir die Schule Bauchschmerzen, selbst wenn ich nur an das Wort denke. Man sagt doch immer, dass der Umzug ein Neuanfang bedeuten kann. Man kann sein, wer man will, da keiner einen kennt. Ich habe mir nicht sonderlich Mühe gegeben, Freunde zu finden. Minho (mein Banknachbar) und Layla (eine Austauschschülerin) zählen seit meinen ersten Schulwochen zu meinen Freunden. Dann gibt es noch dieses Trio, bestehend aus Thai (dem eingebildeten Schnösel), Luna (das beliebte Mädchen mit den weißen Haaren) und ihr Zwillingsbruder Yoongi. Er ist ein richtig guter Basketballer und ehemaliger Freund von Thai. Es gab Streit wegen eines Mädchens in den Ferien, berichtete mir Layla.

Ich zweifle wenig daran, weißt du wieso? LAYLA IST VERWANDT MIT THAI?! Ist das zu glauben?! Sie, wie das nette Mädchen vom nebenan, und er, die Unausstehlichkeit in menschlicher Form. Das ist wie Feuer und Wasser, es kann einfach nicht passen!! Ich meine sie ... und er ... ?
Die beiden waren gerade bei uns mit Thais Appa, da er mein zukünftiger Physiotherapeut ist. Ich kann den Mann doch nicht ansehen, wenn ich weiß, dass sein Sohn Thai ist. Aber ich glaube, dass er öfters kommt. Eomma hat sich sehr gut mit ihm verstanden. Sie lächelte endlich wieder ehrlich wegen eines Mannes. Für Eomma war der Umzug nur eine Bereicherung. Sie verfiel nur einmal zurück in Gedanken zu Appa. Zumindest, wenn ich ihn überhaupt noch so nennen kann. Wahrscheinlich liegt er gerade neben seiner Freundin am Strand oder so. Ich hoffe, er holt sich eine Erkältung. Ich kann nicht fassen, dass er mich verlassen hat. Schlimmer, dass er Eomma verlassen hat. Sie liebte ihn aufrichtig.
Bastard.

Aber anscheinend spielt die ganze Welt gerade verrückt. Yoongi, der anfangs zum Trio gehörte, ist nun einer meiner Freunde. Er hatte mir gezeigt und bewiesen, dass er und Thai nichts mehr, außer die selbe Klasse, teilen. Yoongi zeigte mir eine andere Seite von sich. Eine Seite, die meine anfängliche Oberflächlichkeit beiseite schob. Es ging irgendwie zu schnell, dass ich es überhaupt nicht realisieren konnte. Innerhalb von ein paar Tagen, inklusive intensive Pausengesprächen, lernten wir uns besser kennen. Kaum zu glauben, dass ich von dem Yoongi spreche, den ich vor den Ferien als Pabo abgestempelt hatte. Irgendwie lustig, oder? Eine Ironie des Schicksals.

Da wir gerade von Schicksal sprechen: ich hasse es. Ich hatte gehofft, es ins Basketballteam zu schaffen ... vergeblich. Der Trainer meinte mich schützen zu müssen, weil die Gegner sehr stark dieses Jahr wären. Ich glaube aber eher, er hatte mich leicht humpeln gesehen. Einige Tage davor, forderte Thai Yoongi zu einem Match vor dem Unterricht auf. Dabei bin ich leider einmal umgeknickt und mein Knöchel war nicht mehr ganz stabil. Deswegen humpel ich zur Zeit, wenn ich schnell rennen muss. Egal was es war, die Chance ist verspielt. Wahrscheinlich muss ich noch ins Cheerleaderteam, um nah am Feld zu sein, aber bis das passiert muss ein Flugzeug in meine Zimmerdecke krachen.

Jetzt kann ich wieder sagen, Yoongi ist ein Pabo!! Er hat mich nicht informiert, obwohl er wusste, wie der Coach sich entschieden hatte. Ich hätte es doch meinen Freunden gesagt. In diesem Moment hatte ich ihn am liebsten mit Steinen abgeworfen. Ich war so wütend auf dem Blondschopf. Wahrscheinlich hat eine Haarkur sein Gehirn verunreinigt.
Obwohl ... Eomma meinte, ich reagiere ein wenig über. Ich hätte es in Wirklichkeit, ebenso nicht weiter gesagt. Vielleicht hatte sie recht. Wenn man jemand nicht verletzen möchte, verwendet man auch mal Notlügen.