Spiel 2

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Es klopfte an der Tür. Ich öffnete meine Augen und sah, wie Eomma eintrat, in einer Hand Kleidung, in der anderen ein belegtes Brötchen.
"Guten Morgen, aufstehen", trällerte sie mit einem Lächeln. Sie überreichte mir den Teller und setzte sich an meinen Bettrand.
"Du musst dich heute noch im Sekretariat melden. Es befindet sich gleich im Erdgeschoss. Hier ist deine Uniform ich habe sie gerade gebügelt. Deine zweite Uniform werde ich heute noch bügeln. Die Jacke kannst du auch ausziehen, falls es zu warm werden sollte", erklärte sie mir, "komm an deinem ersten Schultag nicht zu spät". Mit diesen Worten verließ sie mein Zimmer. Ich aß gemütlich auf und schlüpfte in meine Uniform. Im Gegensatz zu der Uniform an meiner Schule sah diese akzeptabel aus. Meine Alte hatte einen komischen Ockerton, welcher mit grün kombiniert wurde. Wie ich diese Uniform hasste. Aber diese sah nicht schlecht aus. Der Blazer war in einem weiß gehalten, welche schwarze Umrandungen hatte, und die Bluse war ebenfalls weiß. Der Rock war rot und hatte schwarze und weiße Linien, die einem Karomuster ähnelten. Passend dazu gab es eine Krawatte. Ich strich den Blazer glatt, welcher sich an meinen Körper schmiegte, und griff nach meiner schwarzen Tasche, die über meinem Stuhl hing, und schulterte sie. Den leeren Teller nahm ich mit und brachte ihn in die Küche.
"Fertig?", fragte mich Eomma, als ich ins Wohnzimmer trat. Ich nickte und zog mir meine schwarzen Chucks an. Eomma half mir, mein Stadtfahrrad aus der Garage zu holen. "Viel Spaß. Hab dich lieb", waren ihre letzten Worte, bevor ich in die Pedale trat.

Ich starrte auf die riesige Schule vor mir. Ich fühlte mich wie ein kleines, hilfloses Schulkind bei seiner Schuleinführung. Alles war groß und neu ... und ich war mittendrin. Diese Schule war um einiges größer und moderner als meine alte Schule. Vor lauter Nervosität umschlang ich den Träger meiner Tasche. Mit kleinen Schritten lief ich zum Eingang und trat in den großen Flur. Es liefen viele unbekannte Gesichter hin und her. Ein Klingeln signalisierte den Beginn der ersten Stunde und der Gang war innerhalb von Sekunden leer. Ich lief den Flur entlang und fand an dessen Ende den Raum 009 mit dem Schild "Sekretariat". Mit einer zittrigen Hand klopfte ich zaghaft an.
"Herein", vernahm ich eine männliche Stimme von der anderen Seite der Tür. Ich öffnete diese und trat hinein, an den Tisch, an welchem der junge Mann saß. Er trug ein weißes Hemd mit einer fliederfarbenen Krawatte. Er hatte dunkelbraune Haare, welche hoch gegelt waren. Wie ich hoch gegelte Haare hasste. Dennoch machte er einen netten Eindruck.
"Guten Tag, mein Name ist Hi Min-Sun und soll ab heute in die 11b gehen. Davor sollte ich mich noch hier melden", stellte ich mich mit einer Verbeugung vor. Der Mann setzte ein Lächeln auf und ging zu einem der Regale und holte dort einen Stapel Bücher und einen großen, weißen Umschlag heraus.
"Hallo. Ich bin der Sekretär dieser Schule. Mein Name ist Joshiro. Wir haben dich bereits erwartete. Hier sind deine Bücher. Dein Stundenplan, die Raumbelegung, die Lehrerkonstellation und weitere Informationen findest du im Umschlag. Wir gehen gleich in deinen Klassenraum, den Raum 201. Dort findet der größte Teil deines Unterrichtes statt. Der Raum befindet sich in der zweiten Etage", erklärte er. Herr Joshiro übergab mir die Bücher. Vorsichtig steckte ich diese ein, woraufhin der Träger meiner Tasche sich fester auf meine Schulter setzte. Wir liefen die Treppen hoch und den Gang entlang. Er klopfte gleich an der ersten Tür rechts, an der das Schild "Raum 201 - Herr Kim" hing. Herr Joshiro steckte seinen Kopf rein.
"Guten Tag Herr Kim. Ihre neue Schülerin ist eingetroffen", meinte dieser. Er ließ mich vorbei und ich trat in den Klassenraum. Er unterschied sich nicht viel von meinem alten Klassenraum, nur sah dieser viel schöner und ordentlicher aus.

Ich verbeugte mich und gab dem Lehrer ein Lächeln, welches er erwiderte.
"Dann stelle dich einmal kurz vor", meinte Herr Kim freundlich. Er lehnte sich lässig an seinen Schreibtisch an und zeigte auf die freie Stelle vor der Klasse. Ich lief zu diesem Platz, wobei sich wie Wackelpudding anfühlen und drohten, einfach weg zu brechen. Langsam richtete ich meinen Blick von meinem Schnürsenkeln auf die Gesichter meiner neuen Mitschüler.
"Annyeonghaseyo. Mein Name ist Hi Min-Sun. Ich bin erst 16, da ich ein Jahr früher eingestuft wurde. Ursprünglich komme ich aus Pyongyang. Ich freue mich, euch alle kennenzulernen", begrüßte ich die, geschätzt, 20 Menschen in diesen Raum, inklusive die Fische, welche in dem großen Aquarium auf dem Fensterbrett unherschwammen. Ich verbeugte mich erneut. Ein Blick in die Klasse verriet mir, dass die Klasseneinteilung ebenfalls meiner alten Klasse ähnelte. Anhand der Kleidung und ihres jetzigen Verhaltens erkannte man Klassifizierungen.

Only gaming | 민윤기Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt