Spiel 7

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Daneben. Daneben. Neu anvisieren ... daneben.

Erneut hob ich den Ball auf. Wieso ich den Korb nicht treffen konnte, war mir ein unerklärliches Rätsel. Meine Gabe hatte mich noch nie im Stich gelassen. Zumindest bis jetzt. Das Gefühl von Selbstzweifel und Angst überrumpelte mich plötzlich. Alle Gedankengänge wurden blockiert, sodass mein einziger Gedanke mein innerer Monolog war. Vielleicht war ich einfach zu schlecht. Ich blickte erneut auf den Korb und setzte zu einem Sprungwurf an. Jedoch verfehlte die lederne Kugel das Ziel wieder einmal.

Ich wusste nicht, wie lange ich es versuchte, wie oft ich daran gescheitert war und wie lange ich nun sinnlos auf dem Feld stand und diesen roten Reifen anstarrte, der so wirkte, als würde er mit jedem Wimpernschlag kleiner werden, bis er schließlich die Form eines Rings, welcher gerade einmal auf den Ringfinger passte, annahm. Ein lautes, verzweifeltes Seufzen, gefolgt von einem, mit Selbsthass erfüllten, Schrei hallte zwischen den Blockhäusern hindurch. Ich fuhr mir durch meine Haare, welche bereits von Schweiß, Tränen und Regen durchnässt waren.

Allein stand ich auf dem Feld unter dem, nicht sonderlich hellen, Licht der Laterne, welche am Rand des Feldes stand. Die Sonne war bereits in Ruhepause und vom Mond abgelöst. Kein Stern leistete mir Gesellschaft, sodass ich allein gegen die Dunkelheit kämpfen musste, welche mich mehr und mehr umhüllte. Die Temperaturen sanken und jeder noch so kleine Windstoß war wie ein Pfeil, der mich erreichte. Mit jeder Minute wurde mir Basketball fremder.

Ob es wirklich meine größte Leidenschaft war? War ich wirklich dazu "bestimmt" diesen Sport zu betreiben? Sollte ich vielleicht nicht besser auf einen anderen Sport umsteigen? Tennis? Schwimmen? Volleyball? Geräteturnen?

Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Eher würde ich sterben, als Geräteturnen dem Basketball vorzuziehen. In dieser Hinsicht war ich genau so gelenkig wie Layla.

"Min, was machst du denn noch hier?", hörte ich eine besorgte Stimme durch das Prasseln des Wassers. Ich suchte mit meinen nassen Augen die Gegend ab bis ich eine dunkle Silhouette erblickte. Sie kam auf mich zu gerannt, wobei das Plätschern der Pfützen zu hören war. Ein Regenschirm schütze mich vor den immer stärker werdenden Regenfällen, jedoch war ich schon so durchnässt, dass es kaum einen Unterschied gemacht hätte. Ich blickte in die fesselnden braunen Augen, welche mich die Kälte der Umgebung vergessen ließen. Mir blieben die Wörter auf die Frage im Hals stecken, sodass ich fast Angst hatte, daran zu ersticken. Der Unbekannte wischte vorsichtig mit seinem Daumen eine Träne von meiner Wange weg, welche unwissentlich dort erschienen war.

"Angst um deine Leidenschaft?", murmelte er und sah mich erwartend an. Ein männlicher, sanfter Klang erreichte mein Ohr. Seine Gestalt schien dunkel und verschwommen, aber seine Augen waren deutlich zu erkennen. Wunderschöne Augen. Ich nickte erstaunt, da diese Wortgruppe meinen inneren Konflikt auf den Punkt traf.

Wieso erkannte meine Umgebung meine Probleme eher, als ich? Ich fühlte mich wie ein Buch, welches schutzlos zum Lesen offen stand. Jedoch mit dem Unterschied, dass ich mein eigener Schreiber war. Aber meine Entscheidungen für die Handlungen waren nicht sehr strukturiert und gingen bis jetzt nur nach hinten los.

Ich versuchte das Wesen der Gestalt vor mir zu erkennen, jedoch blieben die Augen der einzige Bestandteil, welche deutlich zu erkennen waren.
"Keine Sorge, du hast ja noch mich", erklang erneut die Stimme meines Gegenübers. Auf seinem Gesicht erschienen Lippen, welche sich zu einem Lächeln formten. Ich spürte einen Arm um meine Taille und wurde näher an den, scheinbar schwarzen, Körper gezogen. Seine Anwesenheit ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen, aber auch eine extrem Hitze in mir ausbreiten. Ein leichter Druck an meiner Oberlippe ließ mich innerlich explodierten. Mein Herz schlug schneller denn je gegen meinen Brustkorb. Eine leichte Panik breitete sich in mir aus und tausend Fragen, welche ich nicht beantworten konnte, schossen mir in den Kopf. Ich versuchte eine Reaktion zu zeigen, war aber wie gelähmt von den Augen. Ich wollte mich von diesen weg reißen, jedoch beherbergten sie einen mächtigen Zauber. War man einmal in ihnen gefangen, verlor man sich darin. Schlagartig fiel mir wieder ein, wo ich diese bereits einmal gesehen hatte.

Only gaming | 민윤기Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt