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Den ganzen Englischunterricht über kann ich an nichts anderes denken, als an die Stimme, die mir gesagt hat, ich soll nach dem Unterricht hinter die Turnhalle kommen.

Ich konnte die Stimme leider nicht ganz deuten, aber ich habe eine dumme Vermutung. Ich hoffe so sehr, dass ich Unrecht habe.

"Sag mir jetzt mal bitte, was mit dir los ist", flüstert mir Josie plötzlich zu.

Erschrocken sehe ich sie an.

"Was soll los sein?"

"Ach komm schon Lucy. Du bist den ganzen Tag schon total neben der Spur."

"Nein, es ist wirklich nichts. Ich habe einfach nur wenig geschlafen in der Nacht." Ich hoffe, sie würde mir das glauben und mich damit jetzt erstmal in Ruhe lassen.

"Naja, wenn du meinst." Sie verdreht sie Augen.

"Wie auch immer. Laufen wir nach der Schule wieder zusammen nach Hause?"

"Ähm heute kann ich nicht. Ich muss noch kurz mit jemandem reden."

Sie sieht mich misstrauisch an.

"Und mit wem?"

"Mit... mit Louis. Er hat noch eine Frage wegen des Wandertags in einer Woche."

"Achso."

Genau in diesem Moment klingelt es und alle Schüler springen auf und rennen raus.

Josie und ich sind mal wieder die Letzten, die den Raum verlassen.

"Telefonieren wir nachher?", fragt mich Josie. Ich nicke und wir umarmen uns zum Abschied.

Ich sehe ihr noch hinterher, wie sie die Schule verlässt. Na super, jetzt bin ich ganz alleine.

Während ich langsam zur Turnhalle gehe, fange ich wieder an zu zittern und ich bin mir sicher, dass es nicht an der Jahreszeit liegt. Aber warum lasse ich mich auch darauf ein? Ich könnte auch einfach nach Hause gehen.

Ganz einfach, fängt die Stimme in meinem Kopf an zu reden, du bist viel zu neugierig, um jetzt nach Hause gehen zu können.

Da hat sie recht. Vielleicht irre ich mich ja mit meinem Verdacht?

Ich schlucke, als ich um die Turnhalle rumlaufe und sehe Niall.

Niall?

Was macht der denn hier? Hat er mich etwa hierhin bestellt? Aber er hat doch eine ganz andere Stimme und was sollte er für einen Grund haben?

Mit langsamen Schritten gehe ich zu ihm.

"Hey Niall!"

Erschrocken dreht er sich zu mir um, aber als er mich erkennt, fängt er an zu lächeln. Wir haben ein paar Kurse zusammen und sind sehr gut befreundet.

"Was machst du hier?", fragt er mich.

Ich sehe ihn ein bisschen verwundert an.

"Ich.. Äh.. Ich warte auf jemanden und du?"

"Ich gehe gerade nach Hause. Ich muss immer hier lang. Das weißt du doch." Er lächelt mich an.

Ich sehe ihn einfach nur wortlos an. Also er hat mich hier nicht erwartet.

"Naja, ich muss jetzt auch los. Bis morgen, Lucy." Er lächelt mich nochmal an, dreht sich dann um und geht.

Jetzt war ich wieder alleine. Seufzend drehe ich mich um und will gerade gehen, als ich plötzlich ein Knacken hinter mir höre.

Erschrocken drehe ich mich wieder um und sehe eine dunkle Gestalt an der Wand der Turnhalle lehnen.

Als sich die Gestalt von der Wand wegbewegt und langsam zu mir kommt, erkenne ich, wer es ist.

"Scheiße", flüster ich und hoffe, dass er es nicht gehört hat.

"Ich dachte schon, der Typ verschwindet nie", sagt Harry mit seiner rauen Stimme und bleibt 3 Meter vor mir stehen.

Ich wünschte, ich wäre einfach nach Hause gegangen.

"Warum sagst du nie was, wenn du mich siehst?" Er fährt sich lachend durch seine Locken.

"Ich wüsste nicht, was ich zu dir sagen soll", sage ich so taff wie möglich.

"Aww. Sie mal einer an, wie du versuchst ernst und cool zu bleiben. Mach ich dich etwa nervös?", sagt er mit einer verführerischen Stimme und kommt mir plötzlich wieder gefährlich nah.

"Was? Nein!", sage ich schnell und versuche einen möglichst großen Abstand zwischen uns aufzubauen.

"Wie auch immer. Ich will, dass du etwas für mich tust."

Seine Stimme wird tiefer und sein Grinsen verschwindet.

"Und ich will sicher gehen, dass du die richtige Entscheidung triffst und nicht abhaust."

Was?

Plötzlich höre ich Schritte hinter mir und drehe mich schnell um.

Liam und Zayn stehen vor mir.

Seine Gang.

Sie werfen sich gegenseitig vielsagende Blicke zu. Ich bin nicht mehr in der Lage mich zu bewegen und bleibe einfach nur wie erstarrt an meinem Platz stehen.

"Süße, du brauchst doch keine Angst vor uns zu haben", sagt Liam und alle drei fangen an zu lachen.

Ich schlucke.

"Ach komm Liam. Ist doch viel lustiger, wenn die Kleine Angst hat", höre ich Harrys Stimme unmittelbar neben meinem Ohr und schon bemerke ich seinen heißen Atem an meinem Hals.

Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich will etwas sagen, doch ich kann keinen klaren Gedanken fassen. Ich will abhauen, aber mein Körper kann sich einfach nicht bewegen. Meine Hände fangen an zu schwitzen und mir wird die ganze Zeit warm und kalt zugleich.

Harry alleine ist eine Sache. Aber alle drei zusammen mit mir alleine im Nirgendwo, ist was anderes.

Ich sehe mich unauffällig um. Unsere Schule ist neben einem Wald und die Turnhalle steht ein bisschen abseits. Niemand würde es mitbekommen, wenn sie mir jetzt etwas antun.

"Wollen wir ihr jetzt nicht einfach sagen, was sie tun muss? Ich hab's eilig", beschwert sich Zayn.

"Du kannst deine Tussen auch ein andermal flachlegen", knurrt ihn Harry an und als ich mich kurz zu ihm umdrehe, sehe ich, wie er Zayn einen düsteren Blick zuwirft.

Zayn wirft ihm bloß einen bösen Blick zurück und dann drehen sie sich wieder zu mir.

"Gut Lucy", sagt Harry. "Ich möchte, dass du etwas für mich erledigst. Wenn du kneifst, wirst du es bereuen." In seinen Augen liegt wieder etwas Bedrohliches und ich weiß nicht, was ich sagen soll.

Plötzlich zieht er ein kleines Päkchen aus seiner Tasche und ich bereue es so sehr, dass ich nicht mit Josie nach Hause gefahren bin.

Strange || h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt