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Das kann doch jetzt nicht sein ernst sein? Der will mich doch nicht ernsthaft in einen Drogendeal verwickeln?

Ohne es zu realisieren drehe ich mich um und renne in den Wald rein. Ich weiß nicht, warum ich das getan habe, aber ich will einfach nur noch weg von diesen Typen.

Ich habe meinen Körper nicht mehr unter Kontrolle und renne immer weiter in den Wald hinein.

Ich höre Rufe und Schritte hinter mir. Ich versuche so schnell zu rennen, wie ich kann.

Ein Panikgefühl macht sich in mir breit, als mich plötzlich jemand wütend zurück zieht und grob gegen einen Baum drückt.

"Sorry Babe, aber uns kannst du nicht entkommen." Liam grinst mich böse an und ich schlucke.

Dann kommen auch schon Harry und Zayn. Und Harry sieht alles andere als glücklich aus.

Er kommt mit schnellen Schritten auf uns zu und schubst Liam weg. Dann legt er seine rechte Hand an meinen Hals und drückt mich so gegen den Baum.

Ich schnappe nach Luft.

"Ich habe dir gesagt, dass du es bereuen wirst wenn du dich weigerst!", schreit er mich an.

"H-Harry... I-Ich bekomme k-keine L-Luft", krächze ich, doch sein Griff wird nur noch fester.

Er sieht mich mit zusammengekniffenen Augen an.

"Harry, vielleicht solltest du sie wirklich...", will Zayn gerade sagen, aber Harry unterbricht ihn.

"Halt die Fresse, Zayn! Du hast mir nicht zu sagen, was ich zu tun habe und außerdem habe ich sie gewarnt."

Wie eine Irre versuche ich auf seinen Arm zu schlagen, damit er mich loslässt. Liam scheint diese ganze Szene zu amüsieren, denn er hört nicht auf zu grinsen.

"Harry." Meine Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern und meine Schläge werden immer schwächer und höre schließlich ganz auf, als mir schwarz vor Augen wird.

Ich merke gerade noch, wie er mich los lässt und ich auf den Boden falle.

Schnell schnappe ich nach Luft. Noch nie in meinem Leben habe ich mich so sehr über Luft gefreut.

Aber ich werde sofort wieder hochgezogen und erneut gegen den Baum gedrückt.

Nur diesmal fässt er mich an den Armen an.

Er steht so nahe, dass ich wieder seinen warmen Atem auf meiner Haut spüren kann.

Ich kann meine Tränen nicht mehr zurück halten und sie bahnen sich ihren Weg meine Wange herunter.

Er hätte mein beinahe umgebracht, schießt es mir immer wieder durch den Kopf, während ich am ganzen Körper zitter.

"Wir hatten eine Abmachung und wenn du jetzt tust, was ich dir sage, dann werde ich dir auch nicht mehr weh tun, kapiert?", knurrt er mich an.

Ich schnappe immer noch heftig nach Luft und nicke ihm zu. Er lässt von mir ab und geht einen Schritt zurück. Jetzt, wo ich keinen Halt mehr habe, falle ich ein bisschen nach vorne und stütze mich mit meinen Händen auf meinen Knien ab, während ich versuche, wieder gleichmäßig zu atmen.

"Gut. Also ich will, dass du am Samstag etwas für mich erledigst. Und zwar sollst du einem alten Freund von mir dieses Päckchen mit Marihuana vorbeibringen. Und pass auf, dass er dir schön viel zahlt."

Er holt das Päckchen erneut aus seiner Jackentasche und hält es mir unter meine Nase. Ich weiß, ich bin kriminell und mir sollte sowas nichts ausmachen, aber es sind Drogen. Und ich wollte niemals etwas mit Drogen zu tun haben.

"Wenn du am Samstag nicht dort bist, dann werde ich dich verpfeifen und du landest im Knast. Und das willst du doch nicht oder?" Er grinst mich wieder frech an.

"Antworte mir gefälligst, wenn ich mit dir rede!"

Ich zucke zusammen und stammele ein "Nein" als Antwort.

"Liam und Zayn werden dich beobachten. Nur für alle Fälle."

Er stopft mir das Päckchen in meine Tasche, zwinkert mir zu und gibt Liam und Zayn dann ein Zeichen zu gehen.

Als sie weg sind, atme ich erstmal aus und versuche das zu verarbeiten, was gerade passiert ist.

Er hätte mich fast erwürgt.

Ich bekomme das einfach nicht aus meinem Kopf.

Er will, dass ich einen Drogendeal für ihn mache. Warum ich? Warum? Ich hätte auf die anderen hören sollen. Harry ist mehr als gefährlich.

Immer noch zitternd gehe ich langsam zum Krankenhaus, in dem mein Vater liegt.

Zum Glück ist es hier gleich in der Nähe.

Als ich dort bin, fahre ich in die 2. Etage und gehe zum Zimmer meines Vater.

Jedes Mal, wenn ich vor dieser Tür stehe, wird mir schlecht, weil ich nicht weiß was mich erwarten wird. Es ist jedes Mal schlimm, ihn so blass und dünn zu sehen.

Vorsichtig drücke ich die Klinke runter und betrete das Zimmer.

Dann sehe ich meinen Vater.

Wie immer liegt er im Bett und sieht einfach nur völlig fertig aus. Seine Wangen sind eingefallen und unter seinen Augen liegen tiefe Augenringe.

"Hi Dad", sage ich und lächel ihn an.

"Hey mein Schatz", flüstert er mir zu.

Ich setze mich auf sein Bett und nehme seine Hand.

"Wie geht's dir?"

"Soweit ganz gut. Mein Zustand hat sich wohl über die Nacht ein bisschen verbessert, aber das hat nichts zu sagen, meint der Arzt." Seine Stimme klingt schwach und ich drücke leicht seine Hand.

Ich kann mich noch an damals erinnern, wo er immer so gut drauf war. Er und ich hatten so viel Spaß zusammen. Er hat mir das Fahrradfahren beigebracht und hat mich ausgelacht, als ich mal auf den Hintern geplumpst bin. Am Samstag waren wir meistens Eis essen und dann haben wir Abends alle zusammen einen Film gesehen, nachdem Jack im Bett war. Dad hat mir geholfen, als ich in der Schule schlecht war. Er war für mich da, als mein Ex mich betrogen hat und ich nur noch geweint habe. Das war für ihn die schlimmste Zeit, seine kleine Prinzessin so traurig zu sehen. Er hat mir morgens meistens Frühstück ans Bett gebracht und hat mit allen Mitteln versucht, mich zum Lachen zu bringen. Es war einfach alles perfekt in unserer Familie. Auch meine Mum hat immer gelacht und war einfach nur glücklich.

Dann bekamen wir eines Tages die Nachricht, dass er auf der Arbeit zusammengebrochen sei und ins Krankenhaus musste. Dort haben wir dann erfahren, dass er Krebs hat.

Ab dem Tag an hat sich unser Familienleben verändert. Es war, als wäre alles zusammengebrochen. Ich habe nächtelang geweint, bin kriminell geworden. Ab diesem Zeitpunkt an hat unsere glückliche Familie nicht mehr existiert. Alles ist auf uns herab gestürzt.

Seit fast einem halben Jahr liegt er nun hier. In diesem scheiß Raum.

Mum war ihn in diesem halben Jahr vielleicht nur 2 Mal besuchen, weil sie den Anblick nicht ertragen konnte.

Ich komme so oft wie es geht hierhin. Nach ein paar Monaten hatte ich mich auch an seinen Anblick, so gut es geht, gewöhnt.

Ich weiß, dass jeder Tag sein letzter sein kann. Und ich will die Zeit, die mir noch mit ihm bleibt, genießen.

Mir kommen die Tränen hoch, doch ich unterdrücke sie. Er wird immer mein Vater bleiben. Egal, was passiert.

"Das ist gut", sage ich und streiche ihm über die Wange.

"Sei mir nicht böse Lucy, aber ich muss jetzt schlafen." Er sieht mich mit traurigen Augen an.

"Kein Problem, Daddy", sage ich. Ich beuge mich vor und gebe ihm einen Kuss auf die Stirn. Schnell verlasse ich das Krankenhaus und begebe mich auf den Heimweg.

Während ich nach Hause laufe, lasse ich meinen Tränen freien Lauf.

Strange || h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt