"Steh auf! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!", vernehme ich eine laute Stimme. Sie kommt mir bekannt vor, doch ich bin zu müde um sie irgendwie einordnen zu können.
"Wenn du jetzt nicht gleich aufstehst, muss ich auf andere Methoden zugreifen."
Wer auch immer da spricht, er klingt nicht gerade glücklich. Normalerweise wäre ich jetzt vor Schreck aufgesprungen, da ich ja anscheinend in einem fremden Zimmer bin, doch ich will weiterschlafen und deswegen bleibe ich einfach regungslos liegen.
"Ich hab dich gewarnt", murmelt die Stimme und ich wollte gerade die Augen öffnen, um zu sehen was diese Person vorhat, als ich plötzlich einen Atem und feuchte Lippen an meinem Hals spüre und vor Schreck hoch fahre. Ich höre ein leises Lachen und drehe mich um. Vor mir liegt Harry, welcher mich frech angrinst.
"Ich wusste doch, dass du wach bist." Er setzt sich neben mich aufs Bett. Fassungslos sehe ich ihn an. Was bitte macht er hier? Und wo bin ich?
"Du bist bei mir zu Hause", sagt er. Anscheinend hat er meinen verwirrten Blick bemerkt. "Und heute ist Samstag. Also los jetzt, mach dich fertig." Sein Lächeln verschwindet von seinem Gesicht und er steht auf. "Das Bad ist den Flur runter, aber das weißt du ja schon. Du hast 10 Minuten", sagt er noch, bevor er das Zimmer verlässt.
Verwirrt bleibe ich zurück. Was um Himmels Willen....?
Oh scheisse.
Heute ist Samstag. Von einer Sekunde auf die nächste fange ich an zu zittern. Es gibt kein zurück mehr. Ich muss da durch. Aber so schlimm kann es doch nicht werden... Oder? Ich meine, ich bin vorbestraft. Ich bin es doch eigentlich gewöhnt, kriminelle Sachen zu tun.
Ich versuche mich zu beruhigen und gehe den Flur runter ins Badezimmer. Während ich meine Sachen ausziehe, werfe ich einen Blick aus dem Fenster. Nichts als Bäume, weit und breit. Es muss doch so einsam hier sein. Irgendwann frage ich ihn, was mit seinen Eltern ist, aber nachdem er gestern bei einer einfachen Frage so ausgetickt ist, will ich jetzt lieber nichts mehr riskieren.
Ich stelle mich unter die Dusche und lasse das kalte Wasser auf meine Haut prasseln. Zum Glück tut mein Kopf nicht mehr so weh und meine Halsschmerzen sind schon besser geworden. Durch das kalte Wasser bekomme ich einen klaren Kopf und kann endlich mal abschalten. Ich schließe meine Augen und versuche ruhig zu atmen.
Als ich aus der Dusche rauskomme, überlege ich welches Handtuch ich nehmen könnte. Ich denke nicht, dass Harry damit ein Problem haben wird und wenn, ist es nicht mein Problem. Er hat mich schließlich mehr oder weniger hier hin entführt.
Nachdem ich mich wieder angezogen habe, gehe ich nach unten, wo Harry schon ungeduldig wartet. Als er mich sieht, verfinstert sich sein Blick und mir wird plötzlich sehr warm.
Bleib ruhig, Lucy. Keine Angst zeigen. Sei selbstbewusst.
"Ich hab gesagt, du sollst in 10 Minuten unten sein! Was hast du so lange gemacht?!", fährt Harry mich an.
"Ich war duschen", gebe ich trocken zurück und zucke mit den Schultern, als sei es das Normalste der Welt. So ist's gut.. Ein- und ausatmen.
"Du warst dusch.. Ach, ist ja auch scheiß egal jetzt. Zieh dir einfach deine beschissenen Schuhe an und komm!" Er öffnet die Haustür und geht zu seinem Auto.
Ich hasse es, wenn Leute fluchen und ich hasse Harry. Der Arsch versaut mir gerade mein Leben. Naja, versaut ist es eh schon, aber er macht es nur noch schlimmer.
Wütend ziehe ich mir die Schuhe an und erhasche nebenbei einen Blick auf die Uhr, die im Flur hängt. Es ist erst 8 Uhr. Das ist nicht sein ernst oder? Normalerweise schlafe ich am Wochenende bis um 10.
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Strange || h.s.
FanfictionVertraue niemals deinen Feinden. »I think you have to take me for me. I am who I am.« - h.s.