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"I-Ich weiß es nicht...", stotter ich. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Meine Angst ist zu groß, um klar denken zu können.

"Das war nicht die Antwort, die ich hören wollte." Der Typ drückt die Pistole immer doller an meine Schläfe. Ich glaube, ich habe noch nie in meinem Leben so sehr gezittert.

Gleich wird er abdrücken. Gleich bist du tot. Dabei hattest du noch so viele Pläne, geht es mir durch den Kopf und die ersten Tränen beginnen meine Wange hinunterzulaufen. Du wolltest eine Familie haben. Zwei süße kleine Kinder, die dir das Leben schwer machen. Einen Mann, der nach der Arbeit zu dir kommt, dich küsst und dir sagt, dass er dich lie-

"Hey!", unterbricht, glücklicherweise, eine Stimme hinter uns meine Gedanken. Erschrocken dreht sich der Mann mit mir um, aber als er sieht, wer da steht, spannt er sich sofort wieder an und drückt die Pistole wieder an meine Schläfe.

Ich hätte niemals gedacht, dass ich mich mal freuen würde, wenn ich ihn sehe.

"Lass sie los, Andrew", knurrt Harry ihn an und macht einen Schritt auf uns zu.

Andrew geht instinktiv einen Schritt zurück. Langsam wird sein Griff um meinen Hals zu eng und ich versuche mit Mühe Luft zu bekommen.

"Nenn mir einen Grund, warum ich das tun sollte, Styles."

Man kann richtig sehen, wie Harry jeden seiner Muskeln anspannt und verächtlich schnaubt.

"Leg dich nicht mit mir an. Du weißt, dass ich stärker bin. Also lass sie los!"

Andrew lacht einmal bitter auf. "Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du 600 Pounds von mir verlangst."

Harry will gerade wieder einen Schritt auf uns zu machen, als er von Andrew unterbrochen wird.

"Ein Schritt näher und du kannst deine kleine Freundin beerdigen."

Bei seinen Worten kommen mir die Tränen wieder hoch und ich versuche sie mit aller Macht zu unterdrücken.

"Komm schon, man. Das muss doch nicht so sein." Harry lächelt unsicher und hebt die Hände abwehrend hoch, während er mit langsamen Schritten auf uns zu kommt. Doch Andrew drückt mich noch weiter an seine Brust.

"Ich meine es ernst, Styles. Komm nicht näher."

Bitte Harry, bleib einfach dort stehen, denke ich.

Aber natürlich geht er Risiko ein und kommt noch näher.

Das letzte, was ich noch hören konnte, ist ein Schuss und ich falle auf den Boden.

Ich bin tot, schießt es mir durch den Kopf.

Doch im nächsten Moment vernehme ich ein tiefes Stöhnen und zwei Arme, die mich auf die Beine ziehen. Erschrocken sehe ich mich um und kann dann erst realisieren, was gerade passiert ist. Andrew liegt auf dem Boden und hält sich sein Bein fest, aus dem von hinten... Blut fließt. Hinter ihm steht Liam mit einer Pistole. Anscheinend hat er geschossen.

Zayn steht neben mir und hält meine Arme fest und Harry kniet vor Andrew, dessen Gesicht schmerzverzerrt ist.

"Wenn du ihr noch einmal zu nahe kommst, werde ich dich umbringen. Hast du mich verstanden?" Als keine Antwort kommt, tritt Harry ihn in seinen Bauch. Schnell nickt Andrew und Harry grinst zufrieden.

Harry greift in Andrews Hosentasche und nimmt sich sein Portemonnaie raus. Er leert es aus und schmeißt ihm den leeren Geldbeutel dann vor die Füße.

"Das dürfte reichen. Aber für die Zukunft kannst du dir was anderes einfallen lassen, woher du dein Zeug nimmst." Er spuckt ihm ins Gesicht und kommt dann zu Liam, Zayn und mir gelaufen.

"Können wir gehen?"

Die anderen nicken nur und ich folge ihnen zu Liams Auto.

Wir steigen ein und Liam fährt los.

"Selbst für einen einfachen Drogendeal bist du zu dumm! Man was soll ich bloß mit dir machen?", fängt Harry plötzlich an mich anzuschreien. Was fällt ihm ein? 'Einfacher Drogendeal'? Wenn der so einfach ist, wieso macht er das dann nicht selber? Wieso lässt er es immer andere machen? Aber ich sage nichts dazu, da ich ihn nicht noch wütender machen will. "Hätte ich nicht deinen Arsch gerettet, wärst du jetzt tot."

"Danke", sage ich leise und plötzlich sind meine Hände total interessant und ich kann meinen Blick nicht von ihnen wenden.

Er atmet einmal tief ein und aus. "Vergiss es. Dieses Schwein hatte es eh nicht anders verdient." Seine Stimme klingt wieder ruhiger. Ich hebe meinen Blick und gucke zu Harry, der neben mir sitzt. Ich versuche leicht zu lächeln, aber Harry guckt mich nur emotionslos an und guckt dann aus dem Fenster.

Okay.

"Geht's dir gut?", fragt Zayn plötzlich und es hört sich an, als ob er ein bisschen besorgt ist. Zayn und besorgt? Ich meine... Zayn? Und besorgt?

Etwas überrumpelt von seiner Frage, versuche ich eine normal klingende Antwort zu finden.

Doch Harry kommt mir zuvor, da er einfach anfängt zu lachen.

"Ja, wie geht es der kleinen Lucy? Hast du Aua?" Liam steigt in sein Lachen mit ein und im Vorderspiegel kann ich erkennen, wie Zayns Blick finster wird.

"J-ja mir geht's gut. Danke der Nachfrage, Zayn."

Er wirft mir einen kurzen Blick durch den Spiegel zu, da ich genau hinter ihm sitze und guckt dann wieder nach vorne.

"Darf ich jetzt eigentlich wieder nach Hause?", frage ich an Harry gewandt.

Er zuckt nur mit den Schultern. "Wenn du willst. Du kannst aber auch gerne noch bei mir bleiben." Er zwinkert mir zu und plötzlich überkommt mich wieder diese Wut, die ich gegenüber Harry verspüre.

"Nein danke. Ich gehe nach Hause", sage ich kalt und gucke aus dem Fenster. Ich höre, wie Harry verächtlich schnaubt und muss mir ein Lachen verkneifen. Das ist jetzt schon das zweite Mal heute, dass ich ihn sprachlos gemacht habe.

Nachdem ich Liam gesagt habe, wie er zu mir kommt, parkt er vor meinem Haus. "Danke fürs Heimbringen." Ich öffne die Tür und steige aus.

"Also dann", sage ich, da ich merke, dass die Jungs nichts mehr sagen. Ich will gerade die Tür zuknallen, als ich ein "Warte!" höre.

Und dann passiert etwas, womit ich niemals gerechnet habe.

Zayn steigt aus und läuft auf mich zu.

Strange || h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt