Müde und erschöpft komme ich endlich zu Hause an und wische mir die letzten Tränen noch aus dem Gesicht, ehe ich die Tür öffne.
Im Haus ist alles ruhig, deswegen glaube ich, dass Jack schon schläft. Ich will gerade die Treppe hochgehen, als ich eine Stimme hinter mir höre.
"Wie geht es ihm?", fragt Mum mich leise.
Ich drehe mich zu ihr um und sehe, dass ihre Augen glänzen. Anscheinend hat sie wieder geweint.
"Ein bisschen besser, aber das hat nichts zu bedeuten, meint der Arzt", wiederhole ich das, was Dad mir vorhin gesagt hat.
"Achso...", sagt Mum und ich sehe die kleine Träne, die ihr die Wange runterläuft.
"Vielleicht solltest du ihn echt mal besu-"
"Nein", unterbricht mich Mum.
"Warum denn nicht?!", sage ich, leider etwas lauter, als geplant.
"Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig", entgegnet Mum. Auch ihre Stimme wird ein bisschen lauter. Sie wird wieder wütend. Wie jedes mal, wenn es um dieses Thema geht. Dabei hat sie gar keinen Grund sauer zu sein. Dad sollte eher auf sie sauer sein.
"Sag mir den Grund, Mum! Er denkt, dass du ihn vergessen hast! Du hast dich so gut wie nie dort blicken lassen! Du warst zweimal in sechs Monaten dort! Er denkt, er sei dir scheiß egal! Warum, Mum, warum?!", schreie ich sie an.
Sie sagt nichts darauf. Sie sieht mich einfach nur an. Ich merke, wie ihr wieder die Tränen über die Wangen laufen. Ich hasse es, wenn sie weint. Vor allem, wenn ich der Grund dafür bin.
Ich wollte sie nicht anschreien oder verletzen, aber mich regt es einfach nur auf, dass sie Dad nie besuchen geht und mir dann noch nicht mal sagen kann, warum sie ihn nicht besucht. Sie verletzt ihn damit so doll, aber sie denkt nur an sich.
Dad tut mir so leid.
Da ich keine Kraft auf weitere Diskussionen habe, kehre ich ihr den Rücken zu und gehe hoch in mein Zimmer.
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Am nächsten Morgen bin ich relativ schnell wach, was mich wundert, denn sonst will ich lieber noch länger schlafen. Doch dann merke ich, welcher Tag heute ist und ich wäre am liebsten im Bett geblieben.
Heute ist Donnerstag. Das heißt, es sind nur noch 2 Tage bis Samstag. Bis ich für Harry dealen soll. Alleine bei dem Gedanken an ihn hab ich schon keine Lust auf die Schule.
Hoffentlich sehe ich ihn heute nicht.
Ich gehe schnell duschen und als ich fertig bin, ziehe ich mir etwas an und gehe runter ins Wohnzimmer.
Ich suche Mum und Jack, aber anscheinend schlafen sie noch. Also mache ich mich auf den Weg in die Schule.
Als ich endlich angekommen bin, sehe ich Josie schon von Weitem.
Ich gehe zu ihr und merke dann erst, dass Niall neben ihr steht und sie sich unterhalten. Als sie mich sehen, lächeln sie mich an.
"Hey", sage ich müde. "Gibt es einen Grund für eure gute Laune?"
"Kann ja nicht jeder so ein Morgenmuffel sein wie du", neckt mich Josie und ich gucke sie gespielt beleidigt an.
"Ich liebe dich auch", sage ich ironisch und Niall fängt an zu lachen.
"Typisch Frauen" murmelt er und Josie und ich fangen an zu grinsen, während wir drei zu dem Raum gehen, in dem wir jetzt gemeinsam Unterricht haben.
Wir setzen uns alle zusammen nach hinten und unterhalten uns noch ein bisschen, bis dann die Lehrerin kommt und den Unterricht beginnt.
Ich bin froh, als es endlich klingelt und wir zur Pause gehen können.
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Strange || h.s.
FanfictionVertraue niemals deinen Feinden. »I think you have to take me for me. I am who I am.« - h.s.