seven minutes in heaven

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ich denke zu schnell, zu schnell um irgendwas zufassen, niederzuschreiben, zu überdenken
die wörter schießen wie kugeln durch meinen kopf, sind wieder ausgetreten bevor ich einen stift finden kann, hinterlassen schusswunden und narben, die trotzdem niemand zu sehen scheint, aber sie sind doch da, kann niemand das massaker in meinem kopf sehen, wirkt mein körper so ruhig während mein geist kämpft und schreit und fällt?
fallen so tiefes fallen aufprall zerspringen schmerz lichter
und
irgendetwas ist gestorben
letzte nacht
vergraben in tränen laken lichterketten
freundlichen tönen und depressiven texten
chaos in meinem kopf, überforderung und blutunterlaufene augen von langen nächten in denen die schatten meinen schlaf rauben, nach mir greifen, ihre dunklen nägel in meine augen bohren, mit ihre mageren Händen meinen hals umklammern und nie los lassen, ihre schwarzen arme um meine brust legen und meine rippen zerschellen lassen
kein atemzug mehr möglich obwohl mich doch
nichts berührt und doch
kann ich es beinahe physikalisch spüren
die schmerzen und ihre abdrücke auf meiner haut

plötzlich füllt sich mein kopf mit blitzen, staub und wind, ausgehöhlt, meine gedanken haben sich auf papier übergeben, brechen wörter und galle, hinterlassen teer in meiner lunge und rauben mir schon wieder den atem
hastige wörter auf dokumentrückseiten, zwischen textzeilen, auf zerknitterten servietten, um nur den gedanken nicht zu verlieren bevor der kopf sich weiterdreht, der waffenstillstand beendet ist und wieder
krieg ist
zusammengestauchte, schiefe buchstaben, damit es höchstens die aufmerksamen sehen können, aber wer sieht schon wirklich hin? sie haben augen, sie schauen immer aber sie sehen nicht, greifen nach händen aber nehmen sie nicht
leaving my hands shaking and my body trembling
on the verge of tears, just like a ledge that calls me, asks me to jump;
but yet i
refuse

jeden morgen wache ich auf mit ner pistole am kopf und ner stimme die sagt 'bleib im bett oder jemand stirbt'
der kleinste konflikt bringt mein fass zum überlaufen, mein alltag ist voller dämonen, die sich auf meine schultern und in meine adern setzen, dabei ist doch eigentlich alles so normal
meine knochen fühlen sich an als würden sie brechen, als würde meine haut zerreißen und zerspringen, doch mein körper bleibt stumm, gesund, und so schrecklich normal, einige weiße striche, doch wer will schon die narben, die fehler, die probleme von anderen freiwillig sehen, wenn man auch die augen davor verschließen kann
und immer wieder
schießt dieses bild in meinen kopf, ungewollt und verängstigend,
die nacht, das blut, überall, tagelang noch verkrustet unter meinen nägeln
kann es niemand sehen? den dreck an meinen händen, die schuld auf meiner haut
ich will nicht angeschaut, aber gesehen werden, will nicht angefasst, aber berührt werden
meine hände sind so dreckig, auch wenn der schmutz schon lange abgewaschen ist, und ich will einfach bis in meine tiefsten, dunkelsten wurzeln verstanden werden, obwohl ich es selbst nicht kann, doch wer versteht meine worte, wenn ich es denn tatsächlich mal schaffe mir welche aus dem kopf zu kratzen?
wer versteht es, wenn ich sage, dass ich mich blau-schwarz mit ein wenig rost-rot fühle, dass der tag wie meeresrauschen vor einem gewitter klingt und der wind nach angst und verwelken schmeckt? ich rede in rätseln und denke wortlos, der grund weshalb ich nicht rede, denn ich habe angst falsch interpretiert oder missverstanden zu werden, weil kaum jemand meinen kopf auch nur ansatzweise zu verstehen scheint.
bin ich denn
so
krank?

selbst wenn ich worte finde, um meinen kopf einzufangen, wiederhole ich mich doch nur immer und immer wieder, drehe mich im kreis, was doch aber eigentlich kein wunder ist, denn es ändert sich nichts, ich drehe mich im kreis, finde kein ufer in diesem überfließenden Meer aus Verwirrung und trauer, finde keinen weg vor, nicht zurück, sinke unter, meine lungen füllen sich mit angst und ich
gehe unter
i'm drowning in
oxygen and
loneliness
und doch
sterbe ich nicht, sehe ein wenig licht, unerreichbar, bewege mich
auf ewig auf
der stelle, ängstlich doch
ein funke
hoffnung


freifliegendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt