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Am nächsten Morgen war die geladene Stimmung zwischen Hank und seiner besten Freundin Ash immer noch spürbar und verwunderte alle anderen Anwohner. Sie wichen direktem Kontakt aus und gingen sich so gut es ging aus dem Weg. Ash wollte sich in ihr gemeinsames Labor verziehen, um sich dort etwas abzulenken, aber entschied sich jedoch dagegen, als ihr klar wurde, dass Hank sich wahrscheinlich ebenfalls dort befinden würde. Seufzend verließ sie das Haus und schlenderte ziellos durch die Gegend, bis sie plötzlich eine Stimme hinter sich vernahm: „Ash?" Sie drehte sich zum Neuankömmling um und lächelte Charles zu. „Ja? Kann ich dir helfen?", fragte sie ihn, als er sich zu ihr gesellte. „Ich weiß, wie sehr es dir widerstrebt, aber wir sollten dein Training wieder aufnehmen, Ash." Die Brünette zuckte zusammen und starrte unsicher auf die kleinen Steinchen auf dem Boden. „Ich kann dich natürlich zu nichts zwingen, aber stell dir nur vor, was du alles erreichen könntest mit etwas Übung." Charles Augen funkelten voller Erwartung und er lächelte sie aufmunternd an. Sie wich seinem Blick aus und schlang ihre Arme um sich. „I-ich weiß nicht, ich werde es nicht schaffen, das letzte Training hat doch gezeigt, dass das hier alles nichts für mich ist. Ich sollte eher bei meinen Tüfteleien bleiben.", flüsterte sie nervös. Es zeichneten sich auf ihrer Haut immer noch kleine grünliche Blutergüsse von ihrer letzten Übungseinheit ab und sie hatte nicht das Bedürfnis noch mehr blaue Flecke abzubekommen. „Lass es dir noch einmal durch den Kopf gehen, Ash. Deine Fähigkeiten sind unglaublich, so ein Talent darf nicht vergeudet werden.", erwiderte Charles abschließend und ließ Ash alleine zurück. Sie wusste, dass sie ihre Fähigkeiten verschwendete, aber sie hatte Angst davor, sie einzusetzen und somit zuzugeben anders zu sein, als ihre Mitmenschen. Ihr gesamtes Leben hatte sie sich gewünscht normal, vollkommen gewöhnlich zu sein und jetzt sollte sie einfach ihre Absonderlichkeit akzeptieren?

Seufzend ging sie zu einem nahestehenden Baum und sank auf den Boden. In Gedanken versunken starrte sie auf ihre blassen Hände, die leicht zitterten. Jeder hier trainierte hart, um besser, stärker zu werden, damit sie Shaw aufhalten konnten, nur sie kniff wie so oft in ihrem Leben. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf ihre Umgebung, bevor sie sich auf einige kleine Steine auf dem Boden fokussierte. Dann hob sie ihre Hand und ließ die grauen Steinchen vom Boden abheben. Sie öffnete ihre grauen Augen und lächelte leicht über die schwebenden Kieselsteine. Überall um sie herum hingen sie wie festgefroren in der Luft und bildeten ein bizarres Schauspiel. Lachend bewegte sie sie hin und her. „Beeindruckend." Erschrocken ließ sie die Steine auf den Boden fallen und drehte sich ertappt um. Hinter ihr stand Erik mit stolzem Lächeln und sah sie an. „I-ich hab dich nicht bemerkt, w-was machst du hier?", stotterte Ash und lief peinlich berührt vollkommen rot an. „Ich bin hier nur zufällig vorbei gekommen und hab die fliegenden Steine bemerkt, ungewöhnlich für diese Gegend.", zwinkerte er ihr zu, bevor er weiter sprach: „Darf ich mit zu dir setzen?" Die Brünette nickte nur und machte ihm etwas Platz am Baum. Er sank neben sie, lehnte sich zurück und schloss seufzend die Augen. Stille breitete sich zwischen den Beiden aus und ließ Ash zunehmend nervöser werden. Ihre braunen Haare fielen ihr ins Gesicht und bedeckten die immer noch leicht geröteten Wangen. „Es sollte dir nicht peinlich sein, deine Fähigkeiten einzusetzen.", durchbrach Erik die Stille und drehte seinen Kopf in ihre Richtung. Ash reagierte nicht und spielte geistesabwesend mit einem trockenen Blatt, das sie vom Boden aufgehoben hatte. „Sie sind das, was dich ausmacht. Verleugnest du sie, verleugnest du auch dein eigenes Selbst." „Ich hab mir das nie gewünscht, ich wollte ein normales Leben.", flüsterte sie kaum merklich. „Wir haben uns das alle nicht gewünscht, aber wir sind das, was wir sind. Nichts kann daran geändert werden, Ash. Du hast deine Kraft, dein Selbst, dein gesamtes Leben im Schatten versteckt, es wird Zeit aus der Dunkelheit zu treten und der Welt zu zeigen, zu was du fähig bist. Akzeptiere, wer du bist und du wirst dich niemals wieder im Leben verstecken müssen. Du bist außergewöhnlich, Ash, lass dir niemals etwas anderes einreden.", sagte Erik mit ernsten Blick und erhob sich vom Boden. Seine Worte spukten ihr noch lange Zeit, nachdem er sie allein gelassen hatte, im Kopf herum. Sie wusste, dass er Recht hatte, sie hatte sich ihr ganzes Leben lang im Schatten verkrochen, so war es einfacher, aber was das wirklich etwas, dass sie auch ihr restliches Leben tun wollte?

Die Sonne hing schon tief am Himmel und tauchte das Anwesen in zartes orangefarbenes Licht. Ash huschte durch die Gänge zu Charles Bibliothek, wo er sich mit hoher Wahrscheinlichkeit aufhalten würde. Sie spähte hinein und sah ihn mit Erik Schach spielen. Sie klopfte nervös und lächelte die beiden Männer zaghaft an. „Ash! Was für eine freudige Überraschung, kann ich dir helfen?", fragte er lächelnd, obwohl er bereits ganz genau wusste, warum die intelligente Brünette ihn aufgesucht hatte. „Charles, wäre es möglich, dass wir morgen eine Trainingseinheit einschieben? I-ich möchte lernen es zu kontrollieren.", brachte sie zaghaft raus und wich seinen und Eriks Blicken aus. „Natürlich! Morgen gleich nach dem Frühstück! Es freut mich, dass du dich um entschieden hast, Ash." Sein strahlen steckte die zierliche Brünette an und sie erwiderte es ebenso enthusiastisch. „Ja, mich auch." Mit diesen Worten schenkte sie Erik ihr breitestes Grinsen und ließ die beiden Männer wieder allein. Im Gehen hörte sie noch, wie Charles zu Erik sagte: „Gut gemacht, mein Freund." Augenverdrehend schlenderte sie durch die Gänge in Richtung ihres Schlafzimmers. Es war natürlich wieder typisch für Charles, Erik auf sie anzusetzen.


Hiding in the shadows (X-men: First Class Fanfic)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt