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„Okay, diesmal versuchen wir etwas anderes, wir wollen dich ja nicht schon wieder mit Tennisbällen bombardieren.", lächelte Charles Ash an und ging mit ihr zu einem Fenster im obersten Stock. „Mhm.", summte sie nervös und folgte ihm einfach. „Gut, also das Prinzip ist ganz simpel, wir wollen deine Schnelligkeit verbessern, du musst es schaffen weniger Zeit darauf zu verschwenden die Schatten zu finden und zu ergreifen. Jede Sekunde die du damit zutust kann entscheidend sein, verstanden?", fragte er und öffnete das Fenster, dann fischte er die nur allzu bekannten Tennisbälle aus seiner Tasche und hielt sie in Ashs Richtung. Sie stöhnte nur genervt und warf ihm einen fragenden Blick zu. „Also ich werde die Bälle fallen lassen und du musst sie davon abhalten den Boden zu berühren, wie gesagt ganz simpel." „Sagt sich so einfach.", grummelte sie leise, aber Charles hörte es trotzdem und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Bereit?" „Nein, aber das werde ich heute wahrscheinlich auch nicht mehr.", antwortete sie nervös und lehnte sich neben Charles an das geöffnete Fenster. Er nickte ihr zu und ließ den ersten Tennisball fallen. Ash schloss sofort die Augen und versuchte den gesuchten Schatten zu ergreifen, kaum hatte sie ihn ergriffen, musste sie leider auch einsehen, dass er bereits aufgeprallt war. Enttäuscht öffnete sie die Augen und sah zu Charles, der sie einfach nur aufmunternd anlächelte. „Was ist, wenn du die Augen offen lässt? Wenn du den Gegenstand fokussierst? Vielleicht kannst du die anderen Schatten dann schneller ausblenden, versuch es mal!", sinnierte er. „Ich weiß nicht...i-ich kann's ja mal versuchen." Mit diesen Worten drehte sie sich wieder zum Fenster und wartete auf den herabfallenden Ball. Charles ließ ihn los und Ash starrte stirnrunzelnd aus dem Fenster. Der erste Versuch mit geöffneten Augen misslang ebenfalls und frustrierte Ash ungemein, aber Charles drängte sie immer weiter zu üben, bis ihnen die Bälle ausgingen und Ash es nur geschafft hatte einige wenige Bälle zu erwischen, bevor sie auf dem Boden ankamen und davon rollten. „Es war ein guter Anfang.", versuchte er sie nach der Trainingseinheit aufzumuntern, aber Ash sammelte nur enttäuscht die verstreuten Bälle auf. „Man kann das nicht einmal als Anfang bezeichnen, geschweige denn als gut.", seufzte sie und folgte Charles in die Küche, wo bereits alle anderen versammelt waren und mit dem Mittagessen auf die zwei Abwesenden warteten.

Zwei Plätze waren noch nicht besetzt, einer neben Hank und der andere neben Alex. Bevor Charles auch nur auf die Idee kam, sich neben Alex zu setzen, warf sich Ash auf den Stuhl und schenkte Alex ein begrüßendes Lächeln, das er sofort erwiderte. „Wie lief das Training?", fragte Raven neugierig, die gegenüber von Ash saß. „Gut", sagte Charles, während Ash gleichzeitig mit „Schlecht" antwortete. Er seufzte nur und schüttelte leicht den Kopf: „Es war nicht so schlecht, wir müssen einfach nur weiter üben, das wird schon, Ash." Sie nickte ihm nur wenig überzeugt zu. Die anderen wechselten sofort das Thema, als sie merkten, wie sehr der Misserfolg an ihr nagte. Ash hörte ihnen kaum zu und schob ihr Essen von einer Seite des Tellers zur Anderen. „Alles okay bei dir?", flüsterte Alex und stupste sie leicht mit seiner Schulter an. „Ja, ja alles bestens.", versicherte sie ihm mit schwachem Lächeln, bevor sie sich vom Stuhl erhob, sich entschuldigte und die Küche verließ. „Ich rede mit ihr.", bot sich Raven an und wollte schon aufstehen, als Charles den Kopf schüttelte: „Nein, sie braucht etwas Zeit für sich."

Ash entschied sich etwas im Labor zu arbeiten und machte sich dorthin auf den Weg. Als sie ankam, stöberte sie erst etwas herum und betrachtete die beinahe fertiggestellten Anzüge. Dann ging sie auf einen Tisch zu, auf dem sich viele Röhrchen befanden, die augenscheinlich Blut und andere Substanzen enthielten. Sie stöberte durch Hanks Notizen und erkannte, dass es sich hierbei um seine Forschungen für ein Heilmittel der optisch sichtbaren Mutation handelte. Sie blätterte in seinem Notizheft herum und staunte über seine Entdeckungen, ihr Wissenschaftlerherz hüpfte vor Freude, als sie die vielen Facetten von Ravens Blut erkannte. Die Tür zum Labor wurde aufgestoßen und Ash wirbelte ruckartig herum und verfrachtete einige Zettel auf den Boden. Ein nervöser Hank stand an der Tür und sah sich unsicher zu ihr um. „Hey.", sagte er sichtlich unwohl und zupfte an seinem Hemdärmel. „Hi", hauchte Ash und hob die Papiere auf. „Tut mir leid, ich wollte hier nicht herumschnüffeln.", gab sie kleinlaut zu und strich sich nervös eine braune Haarsträhne hinters Ohr. „Nein, schon okay, es ist auch dein Labor, wenn ich nicht gewollt hätte, dass die Aufzeichnungen jemand sieht, dann hätte ich sie weglegen müssen." Unangenehme Stille kehrte zwischen ihnen ein, bis Ash sie plötzlich durchbrach: „Hank, es tut mir so leid, ich wollte dich nicht so anfahren!" „Du brauchst dich für gar nichts zu entschuldigen, ich war ein totaler Idiot, natürlich darfst du dich mit Alex treffen, auch wenn ich ihn nicht mag. Verzeihst du mir?" Erleichtert sprang Ash auf ihn zu und schlang ihre Arme um ihn. „Natürlich, Hank, du bist mein bester Freund. So eine kleine Auseinandersetzung kann daran auch nichts ändern!" Lächelnd hielten sie sich noch kurz in den Armen, bevor sie sich glücklich los ließen. „Willst du mir vielleicht bei meiner Forschung helfen? Wir haben schon so lange nicht mehr miteinander gearbeitet.", sagte Hank und zog Ash zu den Blutröhrchen. „Ihr Blut ist außergewöhnlich, sie könnte der Schlüssel für so viel mehr sein, das Blut könnte den gesamten Ursprung der Menschheit enthalten.", erklärte Hank, wie gewohnt leuchteten seine Augen voller Aufregung und Begeisterung. Ash hatte ihren besten Freund immer hierfür beneidet, sie begeisterte sich ebenso für vieles, nur konnte sie meist niemanden davon mitreißen, ganz im Gegensatz dazu, versprühte Hank so viel Energie und steckte alle mit an. Sie betrachtete ihn ganz genau, während er ihr von seinen Ergebnissen berichtete und grinste voller Inbrunst. Endlich hatte sie ihren Hank zurück.

Nachdem sie einige Stunden mit Hank zusammengearbeitet hatte, entschied sie sich es noch einmal mit ihrem Training zu versuchen. Sie holte sich die Tennisbälle und lief in das oberste Stockwerk. „Ash?", rief ihr jemand hinterher und sie drehte sich im Laufen nach hinten, abrupt hielt sie an und grinste vor sich hin. „Wohin willst du?", rief Alex, der sich ihr näherte. „Trainieren.", gab sie grinsend zu. „Erst konnten dich keine zehn Pferde dazu bringen und jetzt kannst du dich ja kaum davon losreißen.", scherzte er mit schiefen Lächeln. „Ich musste einsehen, dass ich im Vergleich zu euch allen, ziemlich hinterherhinke und so eine Blamage kann ich einfach nicht auf mir sitzen lassen.", zwinkerte sie ihm zu. „Einmal Streberin, immer Streberin, was?", neckte Alex sie und erntete prompt einen Tennisball im Gesicht. „Hey!", rief er empört, aber immer noch grinsend, woraufhin sie nur mit den Schultern zuckte und davon rannte. „Du hast das verdient, Summers!", schrie sie über ihre Schulter und huschte die Treppen hinauf. „Das bekommst du zurück, Carter!", schrie er und stürmte ihr hinterher. Lachend rasten die Zwei durch das gesamte Haus, bis Ash schwer atmend langsamer wurde und Alex sie erwischte. Er schlang seine Arme um ihre Taille und hob sie vom Boden ab. Die Kiste mit den Bällen fiel zu Boden. Kichernd versuchte sie sich zu befreien, aber es gab aus seinem eisernen Griff kein Entkommen. Er wirbelte sie im Kreis, während sie lauthals lachte. Grinsend setzte er sie auf dem Boden ab, seine Arme waren immer noch um ihre Hüfte geschlungen, nur dass sie mittlerweile mit ihrem Gesicht zu ihm stand und kaum ein Abstand zwischen den beiden Teenagern bestand. „Bereust du deinen hinterhältigen Angriff?", fragte er gespielt ernst, woraufhin sie ihm die Zunge rausstreckte und rief: „Nur, wenn du deine Aussage zurücknimmst." Alex zog ein nachdenkliches Gesicht. „Ich weiß ja nicht, du müsstest mir schon beweisen, dass du keine neunmalkluge Streberin bist." „Wie soll ich das denn bitte anstellen?", lächelte sie augenverdrehend. „Ich hätte da eine Idee.", flüsterte er und strich ihr eine der braunen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Nervös kaute sie auf ihrer Unterlippe. Die spielerische Atmosphäre hatte sich schlagartig in Luft aufgelöst und hinterließ eine elektrisierende Spannung. Langsam näherten sie sich immer weiter an und schlossen, kurz bevor sich ihre Lippen berührten, die Augen. Erwartungsvoll schlang Ash ihm ihre Arme um den Hals und stellte sich auf die Zehenspitzen. Alex hatte sie währenddessen näher an sich herangezogen und seine Lippen auf ihre gedrückt. Der süße Kuss dauerte nur wenige Sekunden, löste aber in Beiden Euphorie und ein flaues, warmes Gefühl im Bauch aus. Glücklich lächelnd sahen sich Ash und Alex in die Augen. Nach kurzer Zeit, flüsterte sie ihm dann zu: „Ich bereue die Tennisballattacke nicht im Geringsten." „Das dachte ich mir fast.", erwiderte er schelmisch mit funkelnden blauen Augen. Sie verdrehte, wie so oft, ihre grauen Augen und schubste den blonden Jungen etwas von sich weg. „Ich will jetzt trotzdem noch trainieren, kommst du mit?", fragte sie erwartungsvoll, woraufhin er ihr zunickte, die Schachtel mit den Bällen ergriff und der Brünette folgte.

Hiding in the shadows (X-men: First Class Fanfic)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt