Ein zweiter Mann schien etwas zu schreien. Mit einem Seufzen steuerte ich auf den Gipfel zu. Es half alles nichts, fragen kostete ja bekanntlich kein Geld und ich konnte noch immer umdrehen, wenn ich einen kurzen Blick auf die andere Seite geworfen hatte. Vorsichtig näherte ich mich der Kante und legte mich bäuchlings auf den warmen Sand um nicht entdeckt zu werden. Am Fuße der Düne standen zwei Männer, eine junge Frau und ein Kind. Neben ihnen standen 6 Kamele verbunden durch eine Schnur, auf deren Rücken große Säcke und schwere Teppiche fest aufeinander gepackt waren.
Die Gruppe schien in Richtung Oase zu wandern, doch meine Anspannung war noch nicht ganz gewichen, denn der Mann mit den kurzen, braunen Haaren und dem kantigen Gesicht hatte den zweiten gerade am Kragen gepackt und schüttelte ihn kräftig durch. Was der wiederum schimpfte konnte ich nicht verstehen. Er hatte eine Glatze und einen schwarzen, spitz zulaufenden Bart. Sein Kopf war rund und sein Körper eigentlich stämmiger als der des jüngeren Mannes. Der kahle Kopf blitzte in der Sonne auf, während die anderen Reisenden alle eine Kopfbedeckung trugen.
Die Frau tätschelte einem der Kamele unbeeindruckt den Hals. Ihr gesamter Körper war verschleiert und doch konnte ich dank ihrer zierlichen Figur und der Art und Weise, wie sie sich um das Tier kümmerte, sicher sagen, dass es sich um eine Frau handelte. Der Junge hingegen hatte geweitete Augen und schaute nervös von einem zum anderen seiner Mitstreiter. Er war der einzige, der einen Rucksack aufgeschnallt hatte und ich verwettete meinen letzten Schluck Wasser darauf, dass er ein angeheuerter Packjunge war. Sie waren billig und leicht zu ersetzten. Außerdem konnten sie in der Abwesenheit der Händler auf das Vieh aufpassen und Nahrung schnell besorgen. Eine Hand schnellte in die Höhe und ehe ich mich versah drückte ich die beiden Männer voneinander weg. Verdutzt glotzten sie auf mich herab, denn ich reichte ihnen höchstens bis zur Brust, dabei waren sie nicht einmal überdurchschnittlich groß.
Ich blinzelte. Damit hatte ich selbst nicht gerechnet. „Ungusch!" Verwirrt schaute ich in das Gesicht des älteren Mannes, der mich skeptisch musterte. „Wie bitte?", flüsterte ich eingeschüchtert, während er grimmig auf mich herab schaute. „Kommst wohl nicht von hier, hab ich mir gleich gedacht", brummend deutete er mit einem Nicken auf meine Kleidung. Ich schaute an mir herunter ohne zu verstehen, was er damit meinte. „Dafür ist keine Zeit, wir müssen hier weg! Wir müssen umkehren!", ertönte es diesmal von hinten. Mit einem Blick über die Schulter sah ich die verzweifelte Miene des schwarz gekleideten Mannes. Sie alle waren in schwarz gekleidet. Es viel mir wie Schuppen von den Augen. Der Schweiß verklebte meine Haare, während die Truppe nichts von der Hitze zu spüren bekommen schien, was mich verwunderte.
„Du bist einfach zu paranoid, Jungchen. Ich reise schon mein ganzes Leben lang und noch nie hat mich eine Wolke davon abhalten können. Wir müssen weiter, bis abends wollen wir an der Oase sein", brummte der Glatzkopf, der uns mittlerweile den Rücken zugekehrt hatte und das vorderste Kamel an dessen Geschirr weiter zog. „Kommt es dir nicht seltsam vor, dass hier, mitten im nichts der Wüste, Wolken vorbeiziehen? Und dann auch noch in der Form von Dolchen und Vierecken! Ich sage dir, dies kann gar kein Zufall sein! Diese Reise war von Anfang an ein Fehler und du hast mich hier mit reingezogen!" Die Stimme klang panisch und ich konnte die Hektik heraushören, mit der der jüngere der beiden Männer, vermutlich Händler, versuchte seinen Gegenüber zu überzeugen. Wolken in der Wüste waren mir tatsächlich nie komisch vorgekommen. Mein Blick wanderte auf die weißen Flecken am Horizont und ich versuchte krampfhaft eine Form zu identifizieren. Ich hörte ein Grunzen und die Kamele stoppten wieder. Der etwas dicklichere Mann lies jedoch nicht von dem Kamel ab: „Wenn dir so viel an diesen Omen liegt, dann dreh doch um".
Ich räusperte mich und ohne einen Blick für mich zu verschwenden rümpfte er nur die Nase: „Wenn du mitkommen willst, dann nur gegen eine Bezahlung". Erleichtert bejahte ich. Etwas Geld sollte ich dabei haben und mit anderen Personen zu reisen war um einiges beruhigender. Das Kind, welches die ganze Zeit von einem auf den anderen Fuß gesprungen war, lächelte mir unsicher zu und ich erwiderte die Begrüßung, die Frau würdigte mich keines Blickes. „Dann lasst die Neue entscheiden! Entweder gehen wir direkt zur Oase oder du kommst meiner Bitte nach und wir warten hier einen Tag lang. Das ist mehr als fair", schlug der Mann neben mir mit zusammengebissenen Zähnen vor. Ein tiefes Seufzen drang zu meinen Ohren und als ich ein „Was soll's..." hörte, blickte ich überrascht in die Richtung, aus der die Stimme kam. „Und? Wofür entscheidest du dich?"
A: „Solange wir noch genügend Vorräte haben, macht der eine Tag länger oder kürzer doch nichts aus, oder? Ich schlage vor, wir richten hier unser Lager für die Nacht auf, lange wird es eh nicht mehr hell sein", schluckte ich und wartete nervös auf die Antwort.
B: „Ich glaube nicht an solche Hirngespinste. Ich habe mich auf die Reise begeben um etwas zu erleben und von der Welt zu sehen, nicht, um einen Tag lang zu ruhen", presste ich vorsichtig zwischen meinen Lippen hervor.
Lies für 'A' in 28 weiter.
Lies für 'B' in 4 weiter.
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The one who fell from the sky - [Interaktiv]
RandomEine interaktive Geschichte für jeden, der zu viel Zeit hat. Nach jedem Kapitel kannst du dich für eine von (wahrscheinlich immer) zwei Möglichkeiten entscheiden, sodass sich die Story immer weiter variieren wird. Rechte liegen bei mir. (Momentan p...