#13 one shot (GERMAN)

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Sie sah ihn an. Sah in seine Seele. Es machte ihm Angst. Es war als ob sie all den Schmerz der sich über die Jahre gesammelt hatte in einem Blick sehen können. Sie kannte ihn zu gut.

Er drehte sich um und rannte Weg. Bloß weg von diesem Mädchen, dass ihn besser kannte als er sich selbst. Er rannte und rannte, bis der Schweiß ihm von der Stirn tropfte und sein Atem rau aus seinen Lungen stieß. Scheiße dachte er. Er hatte es wissen sollen. Es war von Anfang an klar, dass sie durch die glückliche Fassade sehen konnte. Sie würde sich schämen ihn zu kennen. Sie würde ihn verraten. Sie würde allen erzählen wie schwach er wirklich war. Wie verletzlich. Sie würden ihn mit Mitleid ansehen und ihn verabscheuen. So wie er sich verabscheute. Er hasste diese mitleidigen Blicke. Er hasste das Flüstern, immer wenn er durch die freudlosen Fluren lief. Es verfolgte ihn wie ein Fluch. Ein Fluch den er seit dem Mord seines Vaters nicht loswerden konnte.

Depression, ein scheiß Wort hatten die Psychologen sich ausgedacht. Ein Wort und es hatte ihm allen Wind aus den Segeln genommen, damals als alles zerbrochen war. Wie alle auf ihn einredeten machte ihn krank. Das wird schon wieder. Du hast eine Depression. Du bist nicht allein.  All das hielf nicht, denn er war allein. Die Medikamente hatte er auch aufgegeben. Sie halfen nicht.

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