Müde mache ich meine Augen auf. Die Sonne blendet mich ein bisschen und ich drehe mich auf die andere Seite. Meine Augen schließe ich wieder. Ich will noch etwas Schlaf.
Ich weiß nicht wie lange ich vor mich hin gedöst habe, aber nach ca. 10 Minuten kommt Seriana rein und zerstört die friedliche Stimmung. "Hopp, hopp! Los steh auf, Liebes!" ruft sie fröhlich.
Wie kann sie so fröhlich sein? Morgen fangen die Spiele an und sie ist trotzdem bei bester Laune. Naja Kapitol halt. Am liebsten würde ich sie alle auch in dir Arena stecken. Das wäre dann das erste mal, dass mir die Hungerspiele gefallen. Aber dazu wird es eh nie kommen.
"Steh endlich auf!"ruft sie wieder ein wenig ungeduldiger. "Ja, ja, ja. Ist ja gut." stöhne ich. "Ich werde dich jetzt auf dein Interview vorbereiten. Sprich dir sagen wie du dich am besten verhälst."sagt sie und rümpft dabei die Nase.
Was soll das denn jetzt heißen? Ich bin vielleicht ein oder zwei mal laut geworden, aber ich bin immer noch freundlich. Zumindest wenn man es zu mir ist.
"Schön." sage ich grimmig. Wieder rümpft sie die Nase.
Ich schleppe mich aus meinem Bett und gehe zum Kleiderschrank. Dort nehme ich mir ein schwarzes Hemd und eine dunkelgrüne Hose raus. Nachdem ich mir die Sachen angezogen habe, gehe ich zu Seriana die vor meiner Tür gewartet hat. Gemeinsam gehe wir ins Wohnzimmer und Seriana fängt an...Als ich damals vor der Parade gedacht habe, dass die Stunde wo mich mein Vorbereitungsteam "enthaart und gereinigt" hat die schlimmste meines Lebens wäre, habe ich mich getäuscht. Diese ist es nämlich. Seriana redet und redet und ich höre ihr schon gar nicht mehr zu. Ich weiß ja wohl wie mich die Leute einigermaßen nett finden werden. Da brauche ich keine Hilfe von Seriana...
Endlich sind wir fertig und Seriana steht von dem Sofa auf um Sparkle, Idell und Kenex zu holen.
Schneller als erwartet stehen sie auch vor mir. "Hi." grüße ich sie nur knapp. "Hi!" antworten die drei mir in Chor. Wir gehen in mein Zimmer und sie machen sich wieder an die Arbeit und ich sitze nur auf einem Stuhl den sie mir geholt haben und warte darauf das sie meinen ich seie "perfekt". Auch das ist schneller als erwartet. "Hübsch!", säuselt Sparkle. "Ich hole mal Mirrowi." verabschiedet sie sich. Sie geht mit Idell und Kenex im Schlepptau aus meinem Zimmer.
Ich denke gerade, dass ich jetzt endlich mal kurz alleine bin, da kommt auch schon Mirrowi rein.
'Verflucht! Wieso sind die heute alle so schnell?'fluche ich innerlich. "Hallihallöschen!" ruft sie genau so fröhlich wie Seriana.
Heute trägt sie eine weiße Hose mit silbernen Gürtel und ein glitzerndes Pailletten Hemd. Außerdem trägt sie in ihrer Hand wieder eine Art Plastikhülle, wo drin ich mein Outfit vermute.
"Ja hallo." sage ich genervt. Sie zieht ihre Augenbrauen hoch und will was sagen, lässt es dann aber doch. Aus der Plastikhülle holt sie jetzt, wie vermutet, mein Outfit für das Interview. Es ist wunderschön! Ein bodenlanges, eng anliegendes, dunkelblaues Kleid, welches am Ausschnitt mit kleinen Diamanten versetzt ist. Einfach ein Traum!
Mirrowi hilft mir in das Kleid und reicht mir dann sehr hohe Schuhe.
Eine Erinnerung schießt mir in den Kopf, wenn ich mir die blauen Schuhe ansehe."Ist sie weg?" fragte Kylie mich. "Ich glaube schon." antwortete ich meiner kleinen Schwester. Wir liefen glücklich zu Mum's Kommode und jeder schnappte sich was zum anziehen. Stolz stöckelten wir durch unser Haus. Ich trug damals Mum's Lieblingskleid, welches blau-scharz karriert ist und ihre schwarzen Pumps. Kylie hatte ihre weiße Erntebluse und einen braunen Faltrock an und trug ihre grünen Stöckelschuhe, wie wir sie immer nannten. Wieder und wieder liefen wir die Treppe Rauf und wieder runter. Einmal stolperte Kylie dabei. Sie rappelte sich aber sofort wieder auf und wir spielten Mutter-Vater-Kind. Ich war die Mutter. Sie das Kind und unsere Katze Carly der Vater :) Als Mum dann später nach Hause kam und uns erwischte war sie keineswegs wütend. "Ihr seid süß. Darf ich mitspielen?" fragte sie. Natürlich sagten wir ja und erlösten Carly aus dem Vater Job.
Ein wunderschöner Tag war das. Ich war 10 und sie 7. Keiner von uns musste darum bangen gezogen zu werden. Die schönste Zeit in dem Leben von mir, Kylie und meiner Eltern.
"So fertig." seufzt Mirrowi erleichtert. Sie führt mich zu dem großen Spiegel im Badezimmer und mir fällt die Kinnlade runter. 'Wow! Ich sehe toll aus!' stelle ich fest. Das blau des Kleides und der Schuhe betont meine Augen und bringt sie zum strahlen. Auch meine Frisur ist klasse. Mirrowi hat mit meine Haare hochgesteckt und nur noch einzelne Strähnen hängen jetzt lose, aber perfekt. "Gefällt die das Ergebnis?" fragt sie mich neugierig. "Oh ja!" sage ich ihr.
"Gut, aber jetzt komm. Die Interviews fangen gleich an." Ich nicke und folge ihr nach unten. Simon treffen wir nicht. Genauso wenig wie Luke und Seriana.
Unten warten schon alle Tribute. Ich bin die Letzte. Witzig wenn man bedenkt, dass unser Distrikt eigentlich für seine Pünktlichkeit bekannt ist. Ich stelle mich hinter den Jungen aus Distrikt 5 und warte. Diesmal sind die Mädchen zuerst dran. Ich drehe mich zu Simon um.
Er sieht gut aus. Er trägt ein graues Hemd mit silbernen Schnörkeln und eine schwarze Hose. Seine dunkelblonden Haare hat sein Stylist ihm nach hinten gegeelt.
"Bist du aufgeregt?" frage ich ihn. "Geht. Eher wegen der Spiele morgen." gesteht er mir und hat Recht. Ich mache mir hier Gedanken über ein bescheuertes Interview und verdrenge mal wieder die Arena. Wie so oft momentan. Was will ich denn morgen machen? Ich kann ja wohl schlecht während der Spiele die Spiele vergessen...
"Und du?" fragt er mich. Ich zucke mit der Schulter. "Geht."Jetzt ist es so weit und mein Name wird aufgerufen. "Hier ist Kira Nothan, Distrikt 6." ruft Ceaser Flickerman. Ich gehe die Treppe zur Bühne Rauf und die Menge hängt an zu jubeln und zu klatschen.
"Setz dich!" sagt Ceaser freundlich. Ich setze mich und lächel ihn an.
"So Kira", fängt er an. "Eine 9 also. Das ist eine sehr gute Leistung!" lobt er mich. "Oh danke! Ja ich habe mich auch sehr darüber gefreut." sage ich und grinse noch breiter. Das Lächeln ist aber falsch. Nur aufgesetzt. "Ja das glaub ich dir. Übrigens siehst du toll aus!", sagt er und wendet sich zum Publikum. "Oder nicht?" fragt er es. Die Leute jubeln noch kräftiger als vorher und viele trampeln auf dem Boden und klatschen heftig mir den Händen. "Ja meine Stylistin ist super!" lüge ich. Nein, Mirrowi ist alles andere als super. Sie ist die typische Kapitolerin und nur weil sie dieses Outfit gut gemacht hat, wird sie dadurch noch lange nicht freundlicher und sympathischer.
"Steh doch mal auf, Kira." bittet er mich. Ich tue ihm diesen Gefallen und stehe auf. Er nimmt meine Hand und dreht mich einmal im Kreis um meine eigene Achse. Die Menge rastet richtig aus. Lächelnd setzte ich mich wieder hin. "Bei der Ernte, da war ein Mädchen was deinen Namen geschrien hat. War das deine Schwester oder war sie deine Freundin oder vielleicht deine Cousine?" fragt er mich. "Nein, nein." lache ich. "Das erste war schon richtig sie, Kylie, ist meine Schwester." Er nickt. "Willst du ihr was sagen?" fragt er. Ich nicke. "Kylie und auch Mum und Dad. Ich habe euch ganz dolle lieb und werde alles dafür geben zu gewinnen." sage ich zu einer der Kameras. Das Publikum seufzt traurig auf. "Schätzt du deine Chancen auf den Sieg gut?" hakt Ceaser nach. "Ähm, also ich bin nicht schlecht, aber natürlich gibt es auch andere die gut oder auch besser sind. Auf jeden Fall gebe ich alles und ich denke ich könnte es schaffen." sage ich wahrheitsgemäß. Er nickt und dann ertönt das Signal, was bedeutet das die Zeit vorbei ist. "Ok und das war sie die wunderschöne Kira Nothan aus Distrikt 6!" ruft Ceaser zum Schluss und dann verlasse ich die Bühne.
Das Interview von Simon schaue ich mir nicht an. Ich bin zu müde und außerdem interessiert es mich auch nicht so richtig.
Oben in unseren Appartement kommen mir Seriana und Luke entgegen. "Wow, Kira das war super!" ruft Luke und umarmt mich. Ich schlucke. Seine Umarmung fühlt sich gut an und so bin ich schon irgendwie enttäuscht als er mich wieder los lässt. "Ja, Liebes, perfekt. Wie ich es mir gewünscht habe." quickt Seriana erfreut.
"Ich bin müde. Gute Nacht." sage ich zu den beiden bevor ich mich umdrehe und in mein Zimmer gehe. Ich ziehe mir schnell das Kleid und die Schuhe aus und öffne meine Hochsteckfrisur. Danach gehe ich zum Kleiderschrank und ziehe mir ein rosanes Nachthemd an, was meiner Meinung nach zu kitschig ist, aber ich habe keine Lust nach was anderen zu suchen. Dann schmeiße ich mich in nein Bett und schlafe sofort ein. Ich hätte niemals gedacht, dass ich in der Nacht vor den Spielen schlafen kann. Aber ich tue es. Ohne Albträume...
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Kira Nothan - 59. Hungerspiele
FanfictionDie Spiele suchen sich ihre Opfer. Man kann sich nicht wehren. Wenn man gelost wird ist man so gut wie tot. Ich, Kira Nothan, bin eins dieser Opfer. Wahrscheinlich werde ich bald sterben. Höchst wahrscheinlich. Doch diese Spiele sind irgendwie and...