Kapitel 2 - Die Prophezeiung

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Kapitel 2 - Die Prophezeiung

Alles war still. Totenstill. Sie konnte hören wie das Wasser sich bewegte und wie die Wellen entstanden. Ihr Körper bewegte sich mit dem Rhythmus des Wassers. Gleichmäßig und langsam. Cleo kannte das Gefühl, aber sie konnte es nicht zuordnen. Sie genoss es einfach. Es war so warm und geborgen, als kenne sie das schon ihr leben lang. Was war das für ein Gefühl ?Cleo konnte das Wasser spüren. Es glitt ihr an den Füßen hoch. Bis es an ihrer Hand ankam und dann aufhörte weiter zu steigen. Das Wasser fühlte sich so weich und warm an, wie ein geschmeidiges Kissen. Sie beschloss ihre Augen nicht zu öffnen und folgte dem seltsamen Gefühl. Das Wasser stieg plötzlich und es fühlte sich so an, als ob das Wasser jeden Moment nach ihr griff. Das seltsame zugleich aber schöne Gefühl ,verabschiedete sich und das Wasser krallte sich an Cleo,wie ein Mensch an einem Abhang, um nicht in die Schlucht hinunter zu fallen. Cleo riss die Augen auf. Das Wasser war dunkelblau gefärbt und überall wo sie hinsah, waren tote Fische zu sehen. Sie wünschte sich ihre Augen nicht geöffnet zu haben, aber dafür war es nun zu spät. Sie konnte den Anblick der Fische nicht standhalten. Und schon im nächsten Moment, hatte sie sich übergeben. Ohne Nachzudenken streckte sie ihre Hand nach einem toten Fisch aus. Sie berührte das dunkelblaue Wasser. Es war so eiskalt, dass es ihr die Hand durchbohrte, wie ein Messerstich. Sie zuckte zurück. Sie wollte sich das warme Wasser vorstellen, aber sie konnte es nicht. Sie versuchte es noch einmal und wieder, es ging einfach nicht. Dann vergaß sie schließlich die Erinnerung daran. Ihr Blick fiel auf das Floss, worauf sie saß. Seit sie sechs ist, war sie nicht mehr am Strand und erst recht nicht im Meer. Sie wäre damals fast beim surfen ertrunken, als sie ins Wasser fiel und einen Krampf bekommen hatte. Sie konnte sich nicht fortbewegen und ihr Surfbrett war auch zu weit weg. Sie wäre damals wirklich fast ertrunken. Sie wusste, dass sie am Strand aufgewacht war und ihr jemand vom Wasser aus gewunken hatte und daraufhin in den Wellen verschwand. Sie hatte diese Geschichte niemandem anvertraut, nicht mal ihrer besten Freundin Alexandra. Jeder wusste nur, dass sie ein Krampf hatte und das ihr Surfbrett neben ihr schwamm und dass sie deshalb noch lebte. Panik staute sich in Cleos Magen. Sie saß auf einem Floss ganz alleine im Nirgendwo. Die Erinnerung was damals geschehen war, machte ihr Angst und sie begann panisch um sich zu schlagen. Die Wellen rings herum wurden immer größer und sie fing an sich mit dem Floss fortzubewegen. Cleo starrte, die Augen mit Tränen gefüllt, den Horizont an. Sie wusste, diesmal wird sie wirklich sterben und zwar ganz allein im Nirgendwo. Plötzlich stach sie etwas an der Pulsader. Ihre Hände und Füße wurden allmählich taub und sie konnte sich nicht mehr rühren. Ihr Kopf wurde schwer wie Stein, ihr Atem verlangsamte sich, ihr Herz pochte zwar vor Panik, aber es fühlte sich so an, als ob es nicht mehr gleichmäßig schlug. Ihr Blick vernebelte und sie konnte nichts mehr erkennen. Cleo schlug wieder um sich, aber diesmal verlor sie ihr Gleichgewicht und fiel kopfüber in das dunkelblaue, kalte Wasser.Erschrocken schlug Cleo langsam ihre Augen auf. Sie tastete ihren Kopf ab, denn er tat irgendwie weh. Ihr war kalt und sie zitterte ein wenig. Ihr Blick schweifte hin und her. Sie lag auf einem weißen Bett, in einem Raum, mit einem Fenster und einer Tür. War sie tot und ist jetzt im Himmel gelandet ?Oder war das alles nur ein Traum, aber wenn ja, wo war sie denn jetzt ?Wo war das kalte Wasser und die toten Fische ? Das Floss ? Ihre panische Angst ? Sie schlug ihre Augen nieder und hielt eine Weile inne. Sie hörte bekannte Stimmen. Sie wollte nach sehen, deshalb blinzelte sie ein paar mal und sah unvermutet Alexandra vor sich. „Hey, wie geht’s dir jetzt ?“, fragte Alexandra leise. Cleo musste beim Anblick von ihr tränen. Alexandra sah verwirrt aus und ihre Augen strahlten Verlegenheit und Trauer aus. „Wo bin ich ?“, fragte Cleo sie ganz vorsichtig. Bevor Alexandra Gelegenheit hatte ihr zu antworten, ging die Tür auch schon auf. Ein junger Mann circa Mitte 20, mit einem weisen Kittel, stand in der Tür. Cleo drehte sich zu Alexandra um, doch sie wich Cleos Blick aus. „Sie ist zwar noch in einem Schockzustand, aber sie kommt in einer halben bis ganzen Stunde wieder auf die Beine. Sie ist dann entlassen “, sagte der junge Mann mit weisem Kittel zu Mrs Scherzinger, die mittlerweile ebenfalls im Raum stand. „Da bin ich aber heil froh, Doktor, dass nicht größere Schäden entstanden sind. „Wenn man die Treppe herunterfällt, kann ja einiges passieren “, sagte sie erschöpft. Der junge Mann im weisem Kittel war offensichtlich ein Arzt. „Das ich nicht gleich darauf gekommen bin!“, murmelte Cleo spöttisch.Cleo hatte viele Fragen und ihr Gehirn fing buchstäblich an zu kochen. Als sie den Arzt aufhalten wollte zu gehen, erhaschte sie einen Blick von Mrs Scherzinger, der so durchbohrend war, dass sie ihren Mund hielt, als ob Anabell wusste, was sie vorhatte. Anabell war der Vornahme von Mrs Scherzinger, die Alexandras Mutter ist. Sie war mittelgroß, hatte aschblonde, schulterlange Haare.Bloß wieso durfte sie mit dem Arzt nicht reden ? Außerdem erinnerte sie sich nicht daran, dass sie die Treppe heruntergefallen sei. Stattdessen erinnerte sie sich an kaltes Wasser und toten Fischen. Als der Arzt den Raum verließ murmelte Cleo: „ Es war doch alles nur ein Traum.“ Cleo schniefte erleichtert. „Ich bin offensichtlich im Krankenhaus gelandet und liege im Bett, denkt ihr nicht, dass das etwas zu übertrieben ist ?“, „Ich mein, ich bin nur die Treppe heruntergefallen und mir geht’s gut!“, sagte sie lächelnd. Mit einem Mal wurde sie wieder ernst.„Ich bin nicht dumm, ich will alles wissen und zwar ALLES !“, sagte sie ohne eine Miene zu verlieren. „Ich weiß definitiv, dass ich nicht die Treppe heruntergefallen bin und ich erwarte von euch, dass ihr mir die Wahrheit sagt.“, sagte sie nun schon fast schreiend. Cleo wollte die Wahrheit wissen und zwar die ganze Wahrheit. Anabell ließ sich nicht einschüchtern: „Deine Mutter wird dich aufklären, wenn du zu Haus bist, leg dich schlafen süße, Miriam kommt gleich.“ Anabell sagte das so beruhigend, dass Cleo bei den Worten einschlief.

Verborgenes IchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt