Kapitel 1 - Blaues Erscheinen

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 Kapitel 1 - Blaues Erscheinen

Cleo ging die Straße genügsam herunter. Wie gewöhnlich, besuchte sie ihre beste Freundin Alexandra. Kaum an der zweiten Nebenstraße angekommen, fiel ihr ein leichter, aber auch schriller Sonnenstrahl ins Gesicht. Cleo blieb abrupt stehen. „Ein Sonnenstrahl, um diese Uhrzeit?", murmelte sie leise. Ihr war nicht aufgefallen, dass sie bereits Löcher in den Himmel starrte, als ihr Handy vibrierte und sie aus ihren Gedanken riss.

„Wo bleibst du verdammt ?", fragte eine kleine Stimme kraftvoll. „Reg dich ab, Alex",versuchte Cleo ihre Freundin zu beruhigen, „Ich bin gleich da, keine Sorge." Ohne eine Antwort abzuwarten, brach sie das Gespräch ab.

„Das sie sich so aufregen muss!", „Nur noch drei weitere Nebenstraßen und ich bin vor deiner Tür Alexandra", murmelte sie ein wenig genervt. Sie rannte auf der Stelle los, um Alexandra nicht noch wütender zu machen. Den Sonnenstrahl hatte sie bereits vergessen. Das einzige was in ihrem Kopf herumschwirrte, war der Gedanke, dass sie gleich einen Vortrag über Pünktlichkeit von Alexandra spendiert bekommen würde. Ihre so überpünktliche Freundin namens, Alexandra Scherzinger, legte großen Wert auf Pünktlichkeit. Mittlerweile wusste Alexandra, dass Cleo nicht die aller pünktlichste war, aber wenigstens blieb Cleo der Vortrag über Pünktlichkeit manchmal dann doch erspart. Die Beiden kannten sich seit dem Kindergarten. Ihre Mütter waren beste Freundinnen und Alexandra und sie auch. Jedenfalls waren sie noch nie getrennt gewesen und das soll auch in Zukunft so bleiben, dachte Cleo beruhigend.

Mittlerweile stand Cleo vor Alexandras Haus. Noch tief in Gedanken versunken, riss Alexandra die Haustür auf. Und wieder wurde sie aus ihren doch so lieben Erinnerungen gerissen. „Was fällt dir ein mich so zu erschrecken, Alex ?", fauchte Cleo fast tonlos. „Und wie kannst du es dir erlauben, bei einer Verabredung so spät zu erscheinen ?", fragte Alexandra vorwurfsvoll. „Tut mir Leid", sagte Cleo sarkastisch. Sie konnte Alexandra zwar nicht widersprechen, aber die Situation zu lockern schaffte sie immer.

„Wollen wir uns hier draußen weiter in der Kälte unterhalten oder bevorzugst du es nicht auch lieber im Haus, mit einer leckeren heißen Schokolade ?", fragte Alexandra sie spielerisch. „Wenn ihr beiden euch nicht gleich entscheidet, dann entstehen hier gleich Eiskristalle.", rief eine bekannte Frauenstimme aus der zweiten Etage, „Außerdem steht eure heiße Schokolade bereits am Tisch." Ohne ein Wort rannten sie in die Küche und nahmen uns unsere heiße Schokolade. „ Guten Morgen, Miriam.", rief Cleo zufrieden zurück. Alexandras Stimme klang etwas enttäuscht: „Ich dachte du kommst nicht mehr ." „Denkst du wirklich, ich hätte dich hier verrecken lassen ?", sagte Cleo und sah Alexandra grinsend an. Der unbeschreiblich, faszinierende und überaus unvorstellbare leckere Geruch von heißer Schokolade lag in der Luft. Sie verschwanden mit den Gläsern in der Hand in Alexandras Zimmer. „Mhhh, hab ich dir schon erzählt, wie ich die Schokolade deiner Mom liebe ?", sagte Cleo . „Okay, danke das weiß ich bereits", antwortete Alexandra etwas verlegen. Cleo führte sich auf, als kenne ich sie nicht, dachte Alexandra die gerade ihre beste Freundin von oben bis unten musterte. Das blieb natürlich nicht unbemerkt. „Ich hatte heute einen langen Tag und bitte guck nicht so, als könntest du in meinen Körper hineinschauen.", sagte Cleo langsam, denn sie will keinen Wutausbruch erzwingen. Wie immer versuchte sie die heikle Situationen zu meistern. "Zugeben musst du aber, dass deinen Mom die beste heiße Schokolade von allen macht!", grinste Cleo herausfordernd.

Die heiße Schokolade war leer und es war an der Zeit, die Hausaufgaben zu machen. Alexandra fing sofort an, Cleo die zu faul war Hausaufgaben zu machen, sah sich in Alexandras Zimmer um. „Du wirst nichts neues entdecken, Cleo!", sagte Alexandra, ohne von ihren Spanisch Hausaufgaben hoch zu schauen. Cleos Blick huschte über das unordentliche Bett, hin zum Fernseher und am Ende kam sie beim Schrank an. „Fang deine Französisch Hausaufgaben an, Cleo !", meckerte Alexandra sie an. Schließlich landete Cleos Blick an der Decke, zum Licht hingerichtet. Was war bloß los mit ihr, fragte sie sich selbst. Vielleicht dreh ich ja durch. Ihre Lippen verformten sich zu einem unechten Lächeln. „Du starrst jetzt die Lampe schon seit zwei Minuten an, was denkst du wirst du damit erreichen?", sagte Alexandra empört, „denkst du, deinen Französisch Hausaufgaben machen sich von selbst ?"

Plötzlich bemerkte Cleo wie ihr schwindlig wurde. „Cleoseptis, Cleoseptis!", erhob sich eine machtvolle tiefe Stimme. Sie klang eigenartig und höchst unsympathisch. „Hallo, Cleo, Erde an Cleo", versuchte Alexandra die Aufmerksamkeit von Cleo auf sich zu lenken. Wieder rief die eigenartige Stimme, diesmal deutlich lauter: „Fürchte Cleondria, fürchte es !" Cleo konnte diese eigenartige Stimme nicht zuordnen." „Hallo, hörst du mich noch Cleo ?", fragte Alexandra nun verwirrt. Cleo starrte immer noch an die Decke. „Was ist los, antworte mir !", befahl sie hysterisch. Sie erhielt keine Antwort von Cleo. Alexandra sprang in die Luft und schrie: „ WAS IST LOS, VERDAMMT ?" Cleo löste ihre Starre von der Decke. Einen Moment lang dachte Alexandra sie hätte es geschafft und ihr Wutanfall war nicht umsonst gewesen, doch bevor sie sich versah, starrte Cleo nun sie an. Sie lief aus ihrem Zimmer heraus und runter in die Küche, um einen freien Kopf zu kriegen. Sie kam sich so dumm vor. Wieso lief sie erstens in der Küche wie eine Wilde herum und zweitens, wieso sollte es sie kratzen wenn Cleo ihre Hausaufgaben nicht macht. Sie regte sich ab und ging wieder ins Zimmer. Sie setzte sich auf das Bett und versuchte nicht auszuflippen. Sie sah Cleo verständnislos in die Augen. Sie versuchte ruhig zu bleiben, nur leider gelang es ihr nicht. „ Nur hör aber auf mit dem Unsinn, Cleo", „Es reicht, mir reißt gleich der Geduldspfaden!" , schrie sie ihre Freundin an. „ Wenn du ein Problem hast, dann sag es verdammt noch mal !", sie war inzwischen so wütend, dass sie vor lauter Wut rot anlief. Als sie bemerkte, dass das alles nichts half, ließ sie ihren Kopf hängen. Vorwurfsvoll erkannte sie, was sie getan hatte. Sie schrie ihre beste Freundin grundlos an und sie hatte sich wie eine wütende Menge Leute angehört. Auf einmal tat es ihr Leid. Sie wollte jetzt am Liebsten ihrer Freundin um den Hals fallen und sie so lange drücken bis sie keine Luft mehr bekommt. Leider hatte sie durch ihren Wutanfall soviel Kraft verloren, dass sie sich nicht rühren konnte. Sie erhob ihren Kopf und schaute Cleo in die Augen. Sie wollte sehen wie sie sich wohl nach ihrem Ausrutscher gefühlt hatte. Augenblicklich entdeckte sie etwas in Cleos Augen. Sie sah genauer hin. Es sah aus als wäre direkt in Cleos Augen ein weiser Strudel. Sie konnte das Geschehene noch nicht verarbeiten und schon wechselte es auch schon die Form. Jetzt schimmerten ihre Augen rot-orange wie Feuer. Allmählich bekam Alexandra angst. Sie rieb sich ihre Augen um sicher zu gehen, dass das gerade eben real gewesen ist. Es war tatsächlich real. Sie wich ein paar Schritte zurück. Sie schaute weg, denn sie fand das unheimlich. Aber nur blöd herumzustehen und weg zu gucken hilft mir nichts, dachte Alexandra. Sie zwang sich zu Cleo zu gucken. Das rot - orange Etwas war verschwunden. Erleichtert machte Alexandra einen Schritt nach vorn, den sie aber sofort wieder löste. Irgendwie wirken ihre Augen so blau, dachte Alexandra. Ich werde allmählich, aber sich verrückt, stellte Alexandra fest. Trotzdem beschloss sie noch mal hinzugucken. Cleos ganzer Körper leuchtete nun blau. Außerdem starrte sie nicht mehr Alexandra an, sondern ihre Augen waren zum Boden hin gerichtet. Die Beine von Cleo, waren ebenfalls blau schimmernd, irgendwie wundervoll dachte Alexandra.Doch Ihr Bauchgefühl änderte sich abrupt. Sie hatte nun das Verlangen, Cleo zu helfen, irgendwie fühlte sie, dass etwas nicht mit ihrer besten Freundin stimmte. Bloß wie sollte sie ihr denn helfen? Was sollte sie denn jetzt tun?

Sie kann Cleo doch nicht einfach da stehen lassen oder doch ? Nein, Nein kannst du nicht, dachte Alexandra. Sie braucht dich jetzt. Alexandra wusste, dass dieses Etwas nicht ein Teil ihrer Freundin war. Sie riss sich zusammen und holte tief luft. Sie ging einen Schritt nach den anderen, schließlich stand sie vor einem blau schimmernden Etwas, das Cleo darstellen sollte. Cleo merkte wie ihr schwarz vor Augen wurde. Das einzige woran sie sich erinnern konnte war, das Jemand sie aufgefangen hatte. Wahrscheinlich Alexandra. „Cleo, Cleo, alles ok ?", „Was ist bloß los mit dir?", sagte Alexandra bevor Cleo die Augen ganz schloss. Sie klang so verzweifelt und so hilflos, dachte Cleo. „Cleo, wach auf, wach endlich auf !", schrie Alexandra hysterisch. Cleos Herz schlug langsamer und langsamer und auch Alexandra verschwand aus ihrem Blick. Alles wurde dunkel.

Verborgenes IchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt