Kapitel 1 - Sorey

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Nach dem entscheidenden Kampf zwischen Sorey und Heldalf fiel der Hirte Sorey in einen 10 jährigen Schlaf. Als er aufwachte und in seine Heimatstadt zurückkehrte war die Welt noch immer im großem Freudentrubel und ganz Hyland und Rolance feierten den Hirten, der den Lord des Unheils tötete und den Frieden über ganz Glenwood brachte. Doch nun ist er zu seiner Heimatstadt Elysia zurückgekehrt und baut mit den dort lebenden Seraphen das Dorf erneut auf.

Kaum streifen die ersten Sonnenstrahlen über die Wiesen von Elysia, spaziert Sorey am Rande der Stadt entlang und betrachtet das grüne Paradies vor sich. Es steht in voller Blüte und strahlt, als wäre nie etwas Böses in der Welt gewesen. Entlang der Blumen, vorbei an majestätischen Bäumen, führt ein Pfad an die Luftruine, in deren Untergrund Sorey einst das Menschenmädchen Alisha Diphda gefunden hatte. An der Zeichnung des großen Hirten stoppt Sorey und erinnert sich daran, als er sie entdeckt hatte. Er stand mit Mikleo, seinem besten Freund, vor der Zeichnung und verglich diese mit der in seinem Buch. Das Buch war ein großer Schatz für ihn: das Himmelsverzeichnis. Geschichten über die Hirten vergangener Jahrhunderte, Bilder der Hirten und Ruinen verschiedenster Art, waren darin festgehalten. Denn Sorey träumt schon als Kind davon, alle Ruinen zu erkunden, und sein Freund Mikleo hegte denselben Traum. Sein Blick wandert vorbei am Bild, entlang der Mauer zu einem großen Loch. Mikleo und er waren einst in dieses Loch gefallen und waren danach Alisha begegnet. Vorsichtig blickt er hinab in die gähnende Tiefe und springt schließlich gehabt hinein.

Unten angekommen, geht er über eine eisige Brücke und steht vor einer großen Statue eines Mannes, der betend vor einer weiteren Zeichnung der Hirten saß. Da knackt ein Stein unter einem Paar Schuhe, die nicht Sorey gehören. Langsam drehte er sich um. Ein Mädchen, mit schwarzen Haaren, die zu Zöpfen gebunden waren, stand in der Mitte der Halle. Ihr schwarzes Gewand war ein wenig verdreckt und ihr Gesicht blass wie der Mitternachtsmond.

„Hallo, Sorey. Lange habe ich keinen Menschen mehr zu Gesicht bekommen." Seine Augen werden immer kleiner.

„Ich dachte, du seist mit Heldalf verschwunden?" Sie lacht schallend und als das Echo verhallt ist, antwortet sie auffordernd: „Die Menschen denken immer so viel. Aber du darfst gerne herkommen und prüfen, ob ich echt bin!" Ihre Augen funkeln und Soreys linke Hand wandert an den Griff seines Schwertes.

„Das ist doch wieder ein Trick um mich zu töten, nicht wahr, Symone?" Diese lächelt nur matt und zaubert ihren Zauberstab herbei. „Kannst es ja herausfinden. Eigentlich bin ich nicht so auf Kämpfe aus, aber du brennst ja förmlich darauf." Sorey denkt nicht lange nach und stürmt auf Symone zu. Die weicht aus und zaubert einige Klone herbei. Sorey bleibt stehen und betrachtet die vielen Mädchen, die ihn umzingeln. Woran unterscheidet man Mensch und Klon nochmal? Die vor ihr flimmert ein wenig. Die daneben nicht.

„Glaubst du auf diesen Trick falle ich wieder rein?" Symones Augen weiten sich, als Sorey auf sie zustürmt und zu Boden reißt. Schwer atmend liegt sie am Boden und ihre Klone verschwinden nacheinander.

„Siehst du, ich will nicht kämpfen. Ich will nur von hier fort!" Langsam richtet sie sich auf und Sorey sieht in ihre Auen. Dann fasst er einen Entschluss: „Komm mit mir, ich bringe dich in eine Stadt, in der du bleiben kannst. Doch stellst du irgendwas an, bringe ich dich in die dunkelste Höhle der Gelehed-Senke." Ihre Augen füllen sich mit Freudentränen und dankbar lächelt sie ihn an.

Als sie den Weg nach draußen gefunden haben und in dem Grünland vor Damensee stehen, strahlt die Sonne von ihrem höchsten Punk aus auf sie nieder. Symone hat sich im Wasserfall von Elysia gewaschen und wurde von einer netten Seraphdame zurechtgemacht. Langsam steht sie an ihren Grenzen, denn ewig in einer Höhle zu leben zieht einen ganz schön runter. „Nur noch diesen Berg hinab und über diese Wiese dort. Dann sind wir in der Stadt. Dort kannst du schlafen, essen und vielleicht sogar leben." Symone seufzt und folgt ihm weiter hinab. Kurz vor der Stadt bleibt sie stehen und blickt Sorey fragend an. Der geht unbeirrt weiter.

„Sorey, warum machst du das? Ich war so fies zu dir und jetzt hilfst du mir einfach so?" Er bleibt stehen und lächelt sie verschmitzt an:

„Ich finde, jeder hat eine zweite Chance verdient. Und du warst von Heldalf geblendet und hast dich auf ich eingelassen, ohne genau zu wissen was er wollte. Ich glaube, du hast dich jetzt verändert und ich kann dir mit gutem Gewissen glauben und helfen!" Mit diesen Worten hat sie jetzt nicht gerechnet und Sorey wirft schnell nach:

„Jetzt sollten wir uns beeilen, bevor die Händler kommen und wir gar nicht mehr in die Stadt kommen." Ein letztes Mal holt sie tief Luft und folgt ihm durch die Wiese, über eine große Handelsbrücke und hindurch durch ein riesiges Tor. Dahinter verbirgt sich eine große Stadt. Frauen kaufen auf dem Markt Zutaten für das Mittagessen, Soldaten patrouillieren in den Straßen und Kinder spielen in den Gassen fangen. Mit einem Mal ist die Erschöpfung wie weggeblasen und sie lacht ausgelassen.

„Danke Sorey, wie kann ich dir jemals danken?" Sorey lächelt leicht: „indem du nie wieder etwas Böses tust und lieb bist. Aber vergiss nicht, du bist ein Seraph und keiner sieht dich. Aber es gibt bestimmt weitere Seraphe in der Stadt. Pass nur gut auf okay?" Symone sieht in an und schließlich fällt sie ihm um den Hals.

„Ich schwöre es. Danke Sorey." Sie winkt ihm ein letztes Mal, dann verschwindet sie in den Massen der Menschen. „Ich glaube, sie hat sich wirklich zum Guten verändert!" denkt sich Sorey und begibt sich auf dem Weg zum Heiligtum, denn dort wartet ja vielleicht eine Freundin auf ihn.

„Ein neuer Hirte?" „Ich dachte, nach dem früheren, gibt es keinen mehr?" Vor dem Heiligtum entdeckt er einige Soldaten, die sich um eine Person scheren. Ein Soldat tritt beiseite und geistesgegenwärtig versteckt sich Sorey hinter einer Kiste. Es ist ein Mädchen, das verwechselbar Alisha ähnelt! Sie kommt die Treppe herab und bleibt gefährlich nahe der Kiste wieder stehen.

„Ein neuer Hirte soll hier in Damensee sein?" Einer der Soldaten nickt. „Gut", sie nickt ebenfalls, findet ihn und bringt ihn her. Ich denke nicht dass es der echte Hirte ist." Die Soldaten nehmen den Befehl entgegen und laufen eiligst davon. Das Mädchen, dass Alisha ähnelt, bleibt noch stehen und sagt zu sich selbst: „Ist ein neuer Hirte vielleicht wirklich hier? Es kann nicht sein, nach dem Hirten Sorey soll es keine mehr geben." Kopfschüttelnd geht sie weiter. Sorey würde so gerne zu ihr gehen, doch bevor sie ihn tötet, weil sie ihn für eine fiese Kopie hält, bleibt er hocken und wartet bis Wachen und sie außer Sichtweite sind.

Vorsichtig geht er die Stufen zum Heiligtum hinauf und sieht durch das Fenster. Leilah sitzt auf den Treppenstufen zur Schwertscheide und blickt auf das Feuer, dass wie jedes Jahr für die Dame im See brennt. Als sie ihren Kopf dreht, versteckt sich Sorey wieder und beschließt, bis zum Anbruch der Nacht zu warten. Wieder geht er an dem Markt vorbei und betritt schließlich das Gasthaus.

„Willkommen in unsrem bescheidenen Gasthaus, Mister. Wollen sie ein Zimmer für diese Nacht buchen?" Sorey nickt und legt ein paar Münzen auf den Tisch.

„ Erster Stock das hintere, linke Zimmer." Er nickt und geht langsam die Treppe hinauf. Oben angekommen, stehen zwei Händler im Gang und diskutieren. Sie würdigen Sorey keines Blickes und der verschwindet in seinem Zimmer. Als es klopft und er eine nette stimme hört, schreckt Sorey aus dem Halbschaf auf. „Hey, wir müssen los!" Es ist wohl ein Händler, der sich anscheinend in der Tür vertan hat. Die Uhr tickt und Sorey steht auf, schließlich wollte er Leilah besuchen gehen. Leise öffnet er die Tür und begibt sich auf dem Weg nach unten. Kurz bevor er an der Treppe angelangt ist hört er eine ruhige und erstaunte Stimme, die seinen Namen sagt. Erschrocken dreht Sorey sich um und steht einer altbekannten Freundin plus Seraphim gegenüber. „ Sorey, du lebst!"

Das Mädchen fällt ihm überglücklich um den Hals und die Feuerseraphim Leilah lächelt ihn an. „Ich wusste, du würdest irgendwann zurückkommen!" Auch Sorey legt seine Arme nun um das Mädchen. „Hallo Lailah."


Die Stille der UnendlichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt