Niemand ist gerne allein

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Flo PoV

Nachdem ich aufgewacht war, machte ich mich langsam fertig. Ich wusch mir das Gesicht ab, damit man nicht mehr sehen konnte, dass ich geweint hatte. Anschließend stellte ich mich noch eine Weile ans Fenster und schaute den Wolken auf ihrer Reise über den Himmel zu.   Gedankenverloren schaute ich auf meine Uhr und bemerkte, dass das Frühstücksbuffett bald zu Ende sein würde. Ich schnappte den Schlüssel und ging Richtung Aufzug. Im Flur war der Boden mit blauem Teppich ausgelegt und eingerahmte Gemälde hingen an den Wänden. Diesen Ort, an dem ich nun stand, kannte ich. Hier war ich gestern mit Roman gestanden. Die Erinnerung traf mich hart wie Stein. Meine frisch gewonnene gute Laune war verschwunden und ich bekam einen Heulkrampf. Es schüttelte mich am ganzen Körper. Ich versuchte zu atmen, ruhig und gleichmäßig. Aber es ging nicht. Frische Luft. Das war es was ich brauchte. Ich rief den Fahrstuhl und wollte ins Erdgeschoss fahren, doch im letzten Moment, bevor die Türen sich schlossen, kam eine Familie dazu. Ich drehte mich weg und schaute in die andere Richtung. Unten angekommen, überlegte ich zuerst, was ich tun könnte. Mir fiel der Park ein, den ich gestern aus dem Fenster gesehen hatte und machte mich auf den Weg.

Im Park war es zwar schön, doch es machte mich nicht fröhlicher. Eher noch trauriger. An gefühlt jeder Ecke standen oder saßen glückliche Paare. Und selbst wenn keine Paare in der Nähe waren, waren dort immer noch die besten Freunde, die an jeder Ecke zusammen lachten, wie Roman und ich es auch gemacht hatten. Aber ich hatte es kaputt gemacht. Aber wenn Roman mich nicht gefragt hätte, wäre auch nichts gewesen, also ist eigentlich Roman an der ganzen Scheiße schuld. Wenn Lars jetzt hier wäre, dann würde er mir sicher sagen, dass wir beide nicht schuld sind und dass die Freundschaft jetzt gar nicht zerstört ist. Und dass Roman sich ja nicht gegen mich entschieden hat, sondern gesagt hat, dass er noch Zeit braucht. Dass ich also noch eine Chance hab. Lars. Bei den Gedanken an ihn musste ich etwas lächeln. Es ist nicht selbstverständlich in der Nacht ewig wach zu bleiben um seine Freunde zu trösten. Er ist echt total nett. Tröstet mich immer. Er ist echt ein sehr guter Freund. So wie es Roman war. Und schon war das Lächeln wieder verschwunden. „Ich muss mit Roman reden“, sagte ich zu mir.

Ich stand vor Romans Tür und wollte klopfen, als ich seine Stimme hörte. Ich ließ meine Hand sinken und legte mein Ohr an die Tür. „Natürlich mag ich ihn. Klar. Aber eben nicht so wie er mich mag. Nein, ich gehe heute nicht dahin. Dann sind unsere Zuschauer eben enttäuscht, aber ich packe das nicht. Ich kann ihm nicht in die Augen sehen. Ich frage mich jetzt die ganze Zeit, was er in mir sieht. Vielleicht sollte ich ihm direkt sagen, dass er für mich nur ein Freund ist. War. Damit er sich nicht zu viele Hoffnungen macht, weißt du. Was? Nein, nicht heute. Ich muss mir erst überlegen, was ich ihm sagen soll. Danke. Wirklich. Dafür, dass du mir zugehört hast. Bis dann“ Mir wurde bewusst, was er da gerade gesagt hatte. Ich hatte also wirklich keine Chance. Warme Tränen liefen mir die Wangen herunter und ich lief geradewegs zurück in mein Hotelzimmer.

Nur drei Freunde Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt