Freedom

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Nachdem ich ihn so zum Schweigen gebracht hatte, kamen wir bald in Kiri Gakure an. Als wir durch die menschenleeren Straßen gingen machte sich ein bekanntes Gefühl in mir breit. Abscheu. Pure Abscheu. Die feinen Härchen an meinen Armen stellten sich auf. Ich hatte viele Erinnerungen an diesen Ort. "Na? Kommen schon Heimatgefühle auf?", sagte Tadanashi und ich hörte wie er dabei grinste. "Wo gehen wir hin? Da gehts doch nicht zur Justiz.", sagte ich, seinen Kommentar irgnorierend. "Ich habe noch eine Rechnung mit dir offen. Erinnerst du dich?" Natürlich erinnerte ich mich.

*Flashback*

Ich schlenderte gerade durch die nebligen Straßen, zurück nach Hause vom Unterricht an der Akademie, es war mein letztes Jahr und ich war gerade 10 geworden. Ich war die jüngste Kunoichi seit Generationen die so früh Genin werden würde, das zog natürlich einige Neider an. Zu mir nach Hause musste man durch ein kleines Wäldchen. Auf einer Lichtung, wo der Nebel sich nie wirklich lichtete, hielt mich jemand auf. "Stehen bleiben.", sagte eine Jungenstimme. Ich kannte den Jungen. Er war in meiner Klasse, und er schien nicht allein hier zu sein. Es waren mehrere Jungs aus meiner Akademieklasse, darunter auch Tadanashi. Ich blieb nicht mal stehen, sondern ging einfach weiter. "Bleib stehen! Wir haben was zu klären!", rief der Junge von vorhin und warf ein Kunai nach mir. Jedenfalls versuchte er das. Die Fluglinie war so schief dass es um knapp 3 Meter an mir vorbeisauste. "Schlecht.", sagte ich nur und ging unbeeindruckt weiter. Was dann folgte war für mich eher amüsant als erschreckend. Die Angriffe waren so kläglich, dass ich mich vor Lachen fast auf dem Boden kugelte. Am Ende lagen die Jungs alle K.O. am Boden und ich setzte meinen Heimweg fort.

*Flashback Ende*

"Das trägst du mir immer noch nach? Nach über 10 Jahren?", sagte ich und erkannte die Lichtung wieder. Er antwortete nicht, und schon bekam ich den ersten Schlag in die Magengegend. Ich spuckte Blut und sackte nach vorne. "Einen wehrlosen Gegner zu verletzen ist erbärmlich.", sagte ich und sah auf. Die Haare hingen mir wirr ins Gesicht und Blut lief aus meinem Mundwinkel. "Na los. Mach weiter. Worauf wartest du denn? Anscheinend immer noch so feige wie damals.", spottete ich. Da riss ihm der Geduldsfaden und er prügelte auf mich ein, wie auf einen Sandsack. Wie lange er auf mich einschlug weiß ich nicht mehr. Ich wusste nur noch, dass ich irgendwann, zusammengekrümmt auf dem weichen Gras lag und nur mehr seine Tritte spürte, meine Augen glasig wurden und ich langsam ins Reich der Bewusstlosigkeit sank. Doch bevor das geschah, sah ich noch ein fremdes Paar Füße und Tadanashi der zu Boden ging. Dann umhüllte mich Finsternis. Als ich wieder wach wurde, lag ich nicht mehr auf dem Boden, sondern in irgendjemandes Armen. Es wippte bei jedem Schritt den er tat, und mir war so übel, als müsste ich mich gleich übergeben. "Sofort stehen bleiben.", sagte ich mit brüchiger Stimme und das Wippen hörte im Nu auf. "Du bist wach.", stellte dieser jemand fest und ließ mich runter. Ganz sanft, als wäre ich ein zerbrechliches Porzellan-Püppchen. Als meine Füße den Boden berührten, versetzte das meinem Magen einen Dämpfer und ich wankte zum nächste Gebüsch. Doch es war nur falscher Alarm. Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare. Moment, mit der Hand?! Ich war nicht mehr an die Handschellen gekettet. Erst jetzt besah ich mir denjenigen näher, der mich entführt hatte. Oder hatte er mich gerettet? Ich hatte keine Ahnung. "Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein, Sarana.", sagte der Mann, den ich als Kakashi Hatake erkannte. "Was tust du hier, Kakashi?", fragte ich. "Tsunade hat entschieden, dass du doch nicht nach Kiri Gakure ausgeliefert wirst, sondern deinen Strafdienst bei uns in Konoha verrichten wirst. Und sie schickte mich, um dich zurück zu holen.", erklärte er. "Was ist mit Tadanashi?", fragte ich. "Als ich sah, wie er dabei war dich zu Brei zu schlagen, hab ich eingegriffen.", sagte er und zuckte die Schultern. "Lebt er noch?", fragte ich entsetzt darüber, dass er das einfach so ab tat. "Ja, natürlich. Jemand muss doch Meisterin Mizukage die Nachricht überbringen.", meinte er. Ich hob eine Augenbraue. "Ach komm, du hättest ihn umgebracht, wenn mir das passiert wäre.", sagte er und ich hörte an seinem Tonfall dass er es ernst meinte. "Was meinst du damit, wenn dir das passiert wäre? Dass ich dir zu Hilfe geeilt wäre?", ich lachte, doch hörte gleich wieder auf, da meine Seite zu schmerzen begann. "Komm schon. Du musst ärztlich versorgt werden.", sagte er und legte meinen Arm um seine Schultern, damit ich mich auf ihn stützen konnte. Da er um einiges größer war als ich, brachte das nicht wirklich viel. Das schien er ebenfalls zu merken, also lief es darauf hinaus, dass er mich huckepack ins nächste Dorf trug, das auf unserem Weg lag. Es dämmerte bereits als wir dort ankamen und wir mieteten uns kurzerhand in einer kleinen Pension ein. Ich ließ mich auf das weiche Bett sinken, während Kakashi seine grüne Jonin-Weste abstreifte. "Zieh dein Oberteil aus.", befahl er. "W-Was?", stotterte ich und die Röte schoss mir in die Wangen. "Damit ich deine Verletzungen behandeln kann, was dachtest du denn?", sagte er. Er wusste genau, in welch peinliche Situation er mich gebracht hatte, und genoß es. Wortlos zog ich das Oberteil aus und saß nun im BH vor ihm. "Das sieht aber gar nicht gut aus.", meinte er. Ich sah an mir herunter. Mein Körper war übersäht mit Prellungen, Blutergüssen und blauen Flecken. Kakashi holte eine Schüssel mit warmem Wasser, um meine Wunden zu reinigen. Ich nahm ihm das Tuch aus der Hand. "Wenn du gestattest. Das mache ich selbst.", sagte ich und begann damit, die Wunden, die ich so erreichen konnte, abzutupfen. "Wenn du gestattest.", sagte er, nahm das Tuch, tauchte es erneut ins Wasser und begann meinen Rücken abzutupfen. Dann strich er eine Heilsalbe, die Tsunade ihm für Notfälle mitgegeben hatte, auf die offenen Wunden und verband sie. "Danke.", sagte ich und sah aus dem Fenster. Es war bereits dunkel draußen und der Mond warf kühles, helles Licht herein. Viele Jahre lang war der Mond mein einziger Freund gewesen. Mein Begleiter, mein Beschützer. Er gab mir Trost, wenn ich einsam war und beruhigte mich, wenn ich wütend war. "Warum so nachdenklich?", fragte Kakashi als er mir mein Shirt reichte. Ich sagte nichts. Als ich es anzog, stellte ich fest, dass es nicht mein Shirt war, sondern Kakashis. Erst jetzt realisierte ich, dass er mit nacktem Oberkörper neben mir saß. "Was soll das?", fragte ich. "Deins war total hinüber. Ich leihe dir derweil meins.", erwiderte er. Ich stand auf und schloss das Fenster. "Warum tust du das?", sagte ich und legte nachdenklich eine Hand auf die Fensterscheibe. Ich sah hinaus in den Nachthimmel. "Was meinst du?", fragte er und streckt sich auf dem Bett aus. Ich konnte das Rascheln der Bettdecke und des Kissens hören. "Warum tust du das alles für mich?", diesmal erweiterte ich die Frage. Er setzte sich wieder auf. Ich drehte mich halb zu ihm und er fuhr sich mit der Hand durchs wirre Haar. Seltsam. Nicht mal zum Schlafen nahm er die Maske ab. "Erinnerst du dich an unsere erste Begegnung?", sagte er. "Du meinst, als du dir damals bei mir im Büro den Knöchel verstaucht hast?", er nickte. "Was war da?", fragte ich. "Als ich dich das erste Mal sah, dachte ich, ich müsste herausfinden, was sich hinter den Augen hinter dieser Brille verbirgt.", erklärte er. Was sollte das werden? "Du hast mich seit diesem Tag nicht mehr losgelassen.", erklärte er. "Das verstehe ich nicht.", erwiderte ich und er stand auf. Er blieb ganz nah vor mir stehen und nahm meine Hand in seine. "Damit möchte ich sagen, dass ich dich liebe, Sarana.", sagte er und legte meine Hand auf seine Brust, dorthin, wo ich sein Herz schlagen spürte. "Und ich weiß, dass es dir nicht anders geht. Serena hat es mir erzählt.", sagte er als ich zum Widerspruch ansetzen wollte. Ich hörte wie er lachte. "Kakashi, das geht nicht. Ich bin eine Abtrünnige. Ich werde jahrelang im Gefängnis sitzen. Das hat keine Zukunft.", ich nahm meine Hand runter. "Was, wenn ich dir sagen würde, dass ich das alles bereits mit Meisterin Tsunade geregelt habe?"

The blue-eyed Angel of Death (Buch 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt