Kapitel 1 ~ Ava

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Das Drama aller Zeiten hat eigentlich nur ein einziges Thema gehabt: die Unfähigkeit der Menschen, miteinander zu leben.
~ Gerhard Bronner

Wenn ich so darüber nachdachte, hatte er nicht Unrecht. Warum hatte es sonst drei Weltkriege und Tausende von Kriegen und Schlachten gegeben? Alles nur, weil die Menschen immer Konflikte und Streit suchten. Sie mussten stets ihre Macht demonstrieren und sobald jemand mächtiger war als man selbst, tat der Mensch alles dafür, um den Anderen zu übertrumpfen.
Wie verkommen diese Welt doch war.
Ich blätterte weiter in dem schweren, in Leder eingebundenen Buch, das über die Geschichte des zweiten Jahrtausend bis zur neuen Zeitrechnung ab 2100 handelte.

Trotzdem behauptete ich nicht, die Menschen wären von Grund auf böse. Nein, ich glaube sogar, dass viel Gutes in uns steckte. Nur das Verlangen nach Geld und Macht hatte uns von den wichtigen Dingen im Leben abgebracht.

Wir schrieben das Jahr 21 der neuen Zeitrechnung. Für den Geschichtsunterricht musste ich einen einstündigen Vortrag über das Wichtigste, was seit dem 3. Weltkrieg (2080 - 2091 n.Chr) passiert war, halten.
Am Mittwoch musste ich ihn vortragen...
Heute war Montag und ich hatte gerade mal die Einleitung.
Seufzend schlug ich das dicke Buch zu, klemmte es mir unter den Arm und nahm mit der freien Hand meine Thermoskanne.
>>Ich würde mir das hier gerne ausleihen, Betty.<<, sagte ich und ließ das Geschichtsbuch extra laut auf die Tresen der Bibliothekarin knallen.
>>Ava du weißt doch, dass du hier drinnen keinen Kaffee trinken sollst!<<, sagte sie und sah mich streng über den Rand ihrer Brille an.
Ich zuckte nur gleichgültig die Achseln und sah weg.
>>Typisch!<<, hörte ich sie murmeln. Eine Minute später hatte sie in den Bibliothekscomputer eingegeben, dass ich dieses Buch ausgeliehen hatte und ich schlenderte gemütlich aus diesem riesigen Büchersammelsurium. Heutzutage sah man selten so viele alte Bücher an einem Fleck. Durch den Krieg wurden überall auf der Welt Milliarden von Gebäude zerstört. Darunter natürlich auch Bibliotheken mit ihren literarischen und geschichtlichen Schätzen. Die meisten Bücher heute waren neue Exemplare, die von einzelnen, übrig gebliebenen Büchern nachgedruckt worden waren.
>>Dafür dass du ziemlich spät dran bist, lässt du dir aber ganz schön viel Zeit.<<, bemerkte Lasair, mein magischer Beschützer. Neben mir wechselte er von seiner körperlosen, unsichtbaren Form in seine physische Gestalt.
Er war fast immer bei mir. Zu 90%. Nur wenn ich mal ein Date hatte - was eher selten der Fall war - oder auf die Toilette ging, war er nicht da. Aber selbst dann war er nicht weit weg.
Es störte mich aber auch nicht.  Er war ein Teil meines Lebens. Er war mein bester Freund, auch wenn er manchmal etwas schwierig sein konnte. Und da mein Vater tot war, war er die einzige Familie die ich noch hatte. Biologisch gesehen stimmte das zwar nicht, denn ich hatte noch eine Mutter und er war ja nicht mit mir verwandt. Allerdings verstand ich mich mit ihr überhaupt nicht und sie suchte immer eine Möglichkeit, wie sie mich umbringen konnte. Das hatte ich jedenfalls im Gefühl.

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