Der nächste Morgen, wenn es überhaupt morgen war, begann schrecklich. Mein Kopf hämmerte und mein ganzer Körper litt immer noch unter den Geschehnissen der letzten Nacht. Aber sonst ging es mir gut. Ich war ausgeruht. Und immer noch sehr wütend. Was war gestern passiert? Wieso passierte das gerade mir?
„Hey, du siehst ja immer noch scheiße aus", stellte Dean fest, der sich gerade die dunkelblonden Haare mit einem Handtuch trocken rubbelte. Ich warf ihm einen fragenden Blick zu. Dieser grinste nur frech und stand auf um sich umzuziehen, doch blieb mein Blick an ihm hängen. Ich konnte nicht aufhören, ihn anzustarren. Es lag nicht an seinen Muskeln, an seinem Körperbau, sondern eher an seiner Haut. Narben zierten seinen Oberkörper, doch bildeten diese Worte in englischer Sprache. „DOUBLE-DEALING", was - soweit ich wusste - falsch hieß, prangte auf seiner Brust, allerdings spiegelverkehrt. „BASTARDLY" und „NUGATORY" standen direkt darunter. Weitere Worte schmückten seine Schultern, seine Flanken und seinen Bizeps, sowie seinen gesamten Rücken. Dean bemerkte mein Starren, sagte aber nichts und zog sich eine einfaches Leinenshirt, dessen Farbe man vielleicht als graublau bezeichnen konnte, und brach den Bann seiner Körperverzierungen. Ich richtete mich auf und klaubte mein neues, ebenso blaugraues, Outfit vom Boden auf. Sowohl Hose als auch Oberteil bestanden aus groben Leinen und schienen auch gut zu passen. Als ich mich gerade angezogen hatte, klopfte es an der Zimmertür und ein bärtiger Mann mit zwei Tablets begrüßte uns schroff. Dean verzog keine Miene und nahm völlig wortlos sein Tablett entgegen. Daraufhin wandte sich der weiß gekleidete Mann zu mir und hielt mir ein schwarzes Tablett hin, das ich ihm mit einem Lächeln abnahm. Auf diesem stand ein Teller mit drei Stück Brot, Marmelade, Butter und einem hartgekochten Ei und eine Tasse mit einem qualmenden Getränk. Ich stellte es auf meinen Schoß und begann langsam an dem heißen Kaffee zu nippen, der mir ein wenig zu stark vorkam. Hungrig biss ich in das Brot und hatte es in wenigen Bissen aufgegessen.
„Das war ziemlich heftig", stellte er während dem Kauen.
„Wem sagst du das."
Plötzlich hämmerte jemand gegen das dünne Holz der Zimmertür und brüllte: „Dean! Du verdammtes Arschloch bist zu spät!"
Mein Mitbewohner zuckte heftig zusammen und stand zögernd auf um seinem Bruder die Tür zu öffnen. Hunter kam mit einer Geschwindigkeit angerauscht, die ich mir in meinem Zustand nur erträumen konnte, und gab Dean einen Klaps auf den Hinterkopf.
„Ah, du bist der Neue",fragte Hunter, „Ähm..."
„Kain", half ich dem Jüngeren auf die Sprünge.
„Kain, stimmt", er grinste und wandte sich zu seinem Stiefbruder, „Dean, du hast verschlafen. Komm jetzt endlich."
Ohne ein weiteres Wort stiefelte Hunter aus dem Raum.
„Wofür bist du zu spät?"
„Curry", erwiderte Dean nur und folgte Hunter auf den Flur.
Ich blieb allein mit meinen Kopfschmerzen in dem Zimmer zurück und dachte über den letzten Tag nach. Mein Leben war weg. Einfach weg. Und Tobias auch. Wer weiß, wann ich ihn wieder sehe. In Gedanken immer noch in meiner Wohnung stand ich auf und rannte beim Betreten des Ganges fast in Isabella hinein, die erschrocken Luft holte und dann kurz auflachte.
„Guten Morgen, Kain", begrüßte sie mich immer noch lächelnd.
„Morgen", murmelte ich.
„Schön, dass Sie wach sind. Und die Schwellungen sind zurückgegangen", stellte Isabella fest und berührte mich leicht an der Schulter.
„Ich hab' noch nicht in den Spiegel gesehen", erwiderte ich schulterzuckend und ging neben ihr langsam den Flur entlang.
„Wie haben Sie geschlafen?"
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Das Alpha-Programm ❖Pausiert❖
Paranormal"Ich wollte nicht weg. Ich wollte zu Tobias. Ich hatte ihm doch ein Essen versprochen. Aber Isabella manövrierte das Auto zielsicher auf die Landstraße auf der sie richtig Gas gab und so noch mehr Distanz zwischen mich und meinen Bruder brachte." Ei...