Herr Steiner saß, als Isabella und ich eintraten, in gebeugter Haltung an seinem voll gestellten Schreibtisch und war völlig vertieft in dem dicken Ordner, der vor ihm aufgeschlagen lag. Isabella schloss die Tür vorsichtig und gab mir einen kleinen Schubs, damit ich nicht weiter hin wie angewurzelt da stand. In diesem Moment sah der untersetzte Mann mit den grauen, kurzen Haaren hoch, lächelte freundlich und wies mich mit einer Geste an, mich auf einen der beiden Stühle zu setzten, die direkt vor den metallenen Tisch.
„Guten Tag. Sie müssen Kain sein. Mein Name ist Wolfgang Steiner", er schob seine Brille auf seiner Knollennase nach oben „Wie gefällt es Ihnen hier?"
„Ähm... ganz gut, nehme ich an. Ich hab' aber noch nicht so viel gesehen", gab ich kleinlaut zu.
„Ach, hat Frau Michalska Sie noch nicht herumgeführt?", fragte Steiner und blickte Isabella vorwurfsvoll an, die neben der Tür an der Wand lehnte.
„Ich dachte, es wäre sinnvoll, ihn vorher Ihnen vorzustellen."
Steiner akzeptierte diese Antwort und wandte sich an mich: „Herr Archer, ich habe einen Vertrag vorbereitet." Hastig kramte er einen zusammengetackerten Stapel Papiere und legte sie vor mich hin.
„Ich erkläre Ihnen kurz den Inhalt. Danach haben Sie natürlich Gelegenheit, den Vertrag selbst durchzulesen."
Ich biss mir auf die Lippe und krallte meine Finger in den Träger meines Rucksackes, der neben mir auf dem Boden lag.
„Sie verpflichten sich, den Anweisungen des Personals folge zu leisten. An sich werden verschiedene Tests an Ihnen durchgeführt, die auf eine Verbesserung Ihrer physischen und kognitiven Fähigkeiten abzielen. Sie willigen ein, bei möglichen, körperlicher Verletzung keine rechtlichen Schritte einzuleiten. Bei einem frühzeitigen Ableben Ihrerseits wird ihr Bruder, Tobias Archer, informiert werden."
Er hielt inne und wartete auf eine Reaktion von mir, allerdings war ich ziemlich übermannt von den Informationen. Was meinte er mit frühzeitigem Ableben? Wo war ich hier gelandet?
„Was meinen Sie mit frühzeitigem Ableben?"
„Es kann immer etwas passieren. Wir wollen nur sicher gehen, dass Ihre Familie informiert wird" erklärte er mir ruhig.
„Na ja, er würde es ja merken", lachte ich, doch sah ich Herrn Steiner an, dass er sehr verwirrt war.
„Wenn sie meinen, Herr Archer. Lesen Sie sich ruhig das Dokument noch einmal durch", empfahl er mir.
Mit großer Unsicherheit nahm ich den Stapel, doch hatte ich mich schon entschieden und schnappte mir einen Kugelschreiber von der Tischplatte. Schließlich ging es hier um Tobias' Wohlergehen. Ich unterschrieb auf der letzten Seite und gab das Dokument dem lächelnden Mann zurück, der es sofort in eine beige Mappe verschwinden ließ.
„Schön. Ich freue mich sehr, Sie hier begrüßen zu dürfen."
„Wann beginnt das Programm?", fragte ich.
„Ab sofort", erwiderte Steiner.
„Und wie lange pro Tag muss ich hier sein?"
„Pro Tag? Hat Ihnen Ihr Arzt nicht bescheid gesagt?"
„Ähm, nein", erwiderte ich etwas derangiert. Herr Steiner fasste sich laut ausatmend an die Stirn und fuhr fort: „Sie werden, während der gesamten Dauer des Programmes, hier bleiben."
„Das ist nicht Ihr ernst, oder?"
„Das ist mein voller ernst", meinte er in einem ruhigen Tonfall.
Doch dieser hatte nicht die gewünschte Wirkung, denn ich war sofort auf 180.
„Das geht nicht", keuchte ich um Fassung ringend.
„Herr Archer, beruhigen Sie sich bitte."
„Davon war nie die Rede!", rief ich nun fassungslos und sprang auf.
„Herr Archer, beruhigen Sie sich!", reagierte Steiner darauf, bemüht beruhigend zu klingen.
„Ich muss zu meinem Bruder", knurrte ich und wandte mich zu Isabella, die mich verstört ansah und mir den Weg nach draußen blockierte.
„Es ist alles nicht so schlimm, wie Sie vielleicht annehmen", versuchte auch sie mich zur Ruhe zu bringen, aber ich dachte gar nicht daran.
„Scheiße! Das gibt es nicht", fluchte ich lautstark und versuchte mich an Isabella vorbei zu drücken, aber sie stellte sich mir demonstrativ weiter in den Weg. Zu unser beider Überraschung öffnete sich die Tür hinter ihrem Rücken und ein Bulle von einem Mann stand im Raum. Isabella drehte sich zu dem Neuankömmling um und trat zur Seite, sodass ich ihn begutachten konnte. Ich hatte selten einen so großen und gleichzeitig bulligen Mann gesehen. Trotz seines fortgeschrittenen Alters besaß er einen gut trainierten Körper und einen beneidenswerten Bizeps über den sich die Ärmel seines schwarzen T-Shirts spannten. Seine hellgrünen Augen funkelten verärgert, als ich einen Schritt auf ihn zu machte und unsicher grinste.
„Was ist hier los?", zischte der Rothaarige skeptisch.
„Ich muss los", erwiderte ich leise und machte Anstalten mich an ihm vorbei zu zwängen. Seine Faust war schneller als meine Reaktion. Ein stechender Schmerz durchfuhr mein gesamtes Gesicht und das einzige, was ich hörte, war ein ekelhaftes Knacken. Dann wurde mir schwarz vor Augen.
Hey, schön, dass du's soweit geschafft hast ;D Sorry für die späten Updates
LG ;D
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Das Alpha-Programm ❖Pausiert❖
Paranormal"Ich wollte nicht weg. Ich wollte zu Tobias. Ich hatte ihm doch ein Essen versprochen. Aber Isabella manövrierte das Auto zielsicher auf die Landstraße auf der sie richtig Gas gab und so noch mehr Distanz zwischen mich und meinen Bruder brachte." Ei...