☆>Neunundvierzig<☆

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I guess it's time to make it easier on ourselves
Is it time to let our feelings have their ways?
I know this time I won't do anything at all
This time I'll let the fire burn out of control

Backyard Babies - Nomadic

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Als ich am nächsten Morgen erwachte, war ich allein. Ein kurzer Blick auf den Boden sagte mir, dass auch Liams Sachen verschwunden waren.
Zu ‚Wir sollten es langsam angehen lassen‘ gehörte offensichtlich, dass man sich mitten in der Nacht aus dem Bett schlich. Ärgerlich kniff ich die Lippen zusammen, wobei ich mir nicht sicher war, ob ich nun sauer auf Liam oder meine romantische Vorstellung sein sollte, dass Herr Payne sich plötzlich in ein gefühlsduseliges, anhängliches, überdimensionales Stofftier verwandeln würde.

Ich zog mich an und stattete dem Bad einen Besuch ab, das nicht minder beeindruckend war als der Rest des Hauses. Auch wenn ich mich lieber unter die Dusche stellte, die große Eckbadewanne mit Massagedüsen beäugte ich doch mit einem gewissen Anflug von Neid.

Dank meiner Besuche in den Hotelzimmern der Jungs erkannte ich Liams Kulturtasche, die auf der Ablage neben den Waschbecken stand und mopste mir ein wenig Deo, da ich mich nicht einfach so unter die Dusche stellen wollte, ohne gefragt und mir ein Handtuch organisiert zu haben.

Danach ging ich ins Erdgeschoss hinunter und folgte dem Stimmengewirr, was mich in Richtung der Küche lotste.
Anscheinend waren Liam und seine Mutter allein, denn sie sprachen Englisch miteinander.

„Elif ist ein nettes Mädchen. Ich mag sie“, sagte Sanna gerade.

Zustimmendes Gemurmel von Liam war die Antwort. Ich räusperte mich vernehmlich, als ich noch einige Meter von der Tür entfernt war und steckte dann den Kopf in die Tür.

„Guten Morgen“, grüßte ich und erntete einen überraschten Blick von Sanna.

„Guten Morgen.“

„Ich bin im Garten.“

Damit verließ sie die Küche und Liam und ich waren allein.

Erst jetzt nahm ich mir Zeit, das Essen auf dem Tisch zu betrachten. Neben den Resten von gestern gab es frische Brötchen, gekochte Eier und so ziemlich jeden Belag, den man sich vorstellen konnte.

„Langsam habe ich das Gefühl, dass deine Mutter ein Hotel betreibt oder erwartet hat, dass ich mit einer neunköpfigen Raupe verwandt bin“, bemerkte ich ohne die Sprache zu wechseln und nahm mir ein Brötchen.

Liam grinste.

„So ist sie immer, wenn sie Gäste hat.“

Er griff nach meiner linken Hand und verschlang seine Finger mit meinen, bevor er sie zu sich hinüber zog und mir sanft die Fingerknöchel küsste.

„Hast du gut geschlafen?“, erkundigte er sich mit einem Lächeln.

Ich zog meine Hand weg.

„Ja, habe ich. Übrigens wäre das Aufwachen viel schöner gewesen, wenn du morgens noch neben mir gelegen hättest“, sagte ich spitz und biss in mein Brötchen.

Er stöhnte.

„Elif, muss das jetzt sein?“

Ich kaute auf und legte mein angebissenes Brötchen wieder auf meinen Teller.

Rock Diary // #brilliants2018// #SpringAward18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt