Kapitel 18

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Mich tippte von hinten jemand an.

"Wo zum Teufel warst du?!" Hörte ich Felix lachen. Wir mussten etwas lauter reden, weil es mit der Zeit ziemlich laut im Einkaufszentrum geworden ist.

"Keine Ahnung. Dasselbe könnte ich dich fragen."

"Ist ja jetzt auch egal. Magst du Glühwein?"

Meine Augen begannen zu strahlen. "Ja klar. Glühwein ist mein zweiter Vorname. Gleich nach Schokolade. Und Gummibärchen."

"Komm. Wir trinken jetzt einen." Sagte er und lächelte. Er nahm meine Hand, und zog mich durch die Menge an die kalte, frische Luft.

Ich erwartete, dass das wohlige kribbeln aufhören würde, weil er loslässt, doch das tat es nicht.

Er hielt meine Hand immer noch fest in seiner verschränkt.

Er lächelte mich wieder an und schwenkte unsere Hände im Takt der Musik, die draußen lief.

Wir kauften uns Glühwein und gebrannte Mandeln und setzten uns auf eine kleine Bank, weiter abseits von dem ganzen Trubel.

"Sag mal Felix, was wünschst du dir zu Weihnachten?"

"Nichts. Ich hab alles." Er sah auf unsere verschränkten Hände und spielte mit meinen Fingern.

"Es gibt doch bestimmt irgendwas. Sag schon."

"Nein, wirklich nicht." Er lächelte mich schwach an.

Plötzlich hatte ich das Bedürfnis einfach meine Lippen auf seine zu drücken.

Nur um mal zu gucken, wie es anfühlt. So zwischendurch.

"Erzähl' mal irgendwas von dir. Kindheit und so." Forderte ich ihn auf.

"Da gibt's nicht viel zu erzählen. Ich wurde geboren, kam in ein Heim, ging von da aus auf eine Grundschule, dann auf ein Gymnasium, und dann hab ich ein 'Stipendium' hier gekriegt. Jetzt bin ich hier. Ich hab quasi keine tollen oder außergewöhnlichen Erfahrungen oder Erinnerungen gesammelt."

"Und...das mit Kati?"

"Ich mochte sie, klar. Aber wir haben uns einfach...auseinander gelebt. Ist auch egal. Erzähl mal von deiner Kindheit. Die war bestimmt spannender."

"Weißt du, ich und Mel...wir kennen uns jetzt schon seit der Grundschule und überall wo wir waren, war Party. Ohne Witz. Wir haben Streiche gespielt, gelacht und auf die Meinungen anderer geschissen. Auf Deutsch gesagt. Als ich 13 war, haben wir uns halt geoutet und..."

Ich schlug mir die Hand vor den Mund.

Felix zog die Augenbrauen hoch.
"Wir?"

"Sie, oder ich, oder wir, oder... ach komm. Wir haben uns dann vor unseren Eltern als homosexuell geoutet."

"Du auch? Warum hast du nichts gesagt?"

"Ich hab schlechte Erfahrungen gemacht."

"Aber, als du dann erfahren hast als ich..."

"Keine Ahnung, warum ich es dann nicht gemacht hab, aber es weiß außer Basti keiner. Okay, Freddie. Aber der hat's herausgefunden."

Enttäuscht sah er mich an.

"Egal, jetzt weiß ich es ja. Red' weiter."

"Das ist echt nicht böse gemeint. Also, wir haben echt viel zusammen durchgestanden, also auch unser gemeinsames Outing und alles. Ich saß Tagelang weinend in meinem Zimmer, als ich erfahren hab dass meine Eltern mich wegschicken."

"Bist du...jetzt immer noch unglücklich?"

"Nicht mehr. Seit dem du da bist."

"Hattest du schon mal einen Freund?"

"Nein. Mel hatte schon reihenweise Freundinnen, aber ich war eher so forever alone." Ich lachte kurz.

Nach einer kurzen unangenehmen Stille, fragte Felix mich, ob wir wieder nach Hause wollen.

Ich bejahte dies und wir machten uns langsam wieder zurück zum Internat.

Ohne noch groß was zu Essen, gingen wir gleich in unsere Zimmer.

"Felix? Ich gehe noch kurz ins Sekretariat, ich wollte meine Eltern anrufen. Immerhin ist morgen Weihnachten."

Ich schmiss meine Sachen auf mein Bett. Bis auf den Bilderrahmen und die Bilder, die steckte ich vorsichtig unter mein Shirt und lief zum Sekretariat.

"Frau Bühl?"

"Was gibt's denn Alex?"

"Ich wollte fragen, ob sie Geschenkpapier da haben? Und kann ich vielleicht kurz meine Eltern anrufen?"

"Klar, mein Junge. Aber wozu brauchst du Geschenkpapier?"

Ich legte den Bilderrahmen und die Bilder auf ihren Tisch. "Für Felix."

"Ach, ich versteh schon. Geh deine Eltern anrufen, ich mach das für dich."

Erleichtert seufzte ich. "Danke."

Ich rief also bei meinen Eltern an.

"Hazy, Hallo?"

"Mama? Ich bin's."

"Alex, Schatz. Schön von dir zu hören."

"Ich wollte eigentlich nur schon mal Frohe Weihnachten wünschen."

"Dir auch. Bist du ganz alleine da?"

"Nein, Felix ist bei mir."

"Gut. Schön. Warte, es kommt ein Anruf bei mir durch, es ist wichtig."

"Schon gut. Ich hab dich lieb."

"Ich hab dich auch lieb, Alex. Frohe Weihnachten."

Sie legte auf. Typisch.

"Hier. Das ist aber sehr aufmerksam von dir, ihm was zu schenken. Ihr seid ein tolles Paar."

Warte mal...Paar?

"Ähm...Felix und ich sind kein Paar."

"Ich weiß. Aber da wird noch was draus, ich sag es dir."

"Bis morgen." Sagte ich nur knapp und schnappte mir das Geschenk für Felix.

Dieser war Gott sei Dank im Badezimmer und ich hatte die Gelegenheit, sein Geschenk zu verstecken.

Kaum hatte ich einen Platz gefunden? kam er aus dem Bad und legte sich hin.

Ich wieder neben/auf ihn, und nach kurzer Zeit schlief ich auch schon ein.

Dizzi || Love of my LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt