Kindheit Kapitel 6

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Nun saßen wir also alle im Auto, von Stille umgeben, auf dem Heimweg.


Mein Blick ging nach Draußen, es war zwar dunkel, aber die Bäume konnte ich trotzdem am Fenster vorbei huschen sehen. Mein Blick ging nach vorne, als mein Opa langsamer wurde.


Vor uns war Blaulicht am anderen Ende der Straße zu sehen. Erkennen konnte man nichts, da es zu weit entfernt war und die Polizei den Weg versperrte. Ein Polizist kam zum Vorschein und er gab Handzeichen das Fenster runter zulassen. Das tat mein Opa sofort.


„Es tut mir leid, aber sie müssen einen anderen Weg fahren, hier hat sich gerade ein schwerer Unfall ereignet. Kennen Sie sich hier aus?", fragte uns der Polizist, während er uns die Lage erklärte.

 Er sah erschöpft aus, seine Augen waren trüb und seine Haut war blass. Seine Ausstrahlung sagte mir, dass das kein einfacher Einsatz war.


„Das ist kein Problem, wir kommen von hier und kennen uns aus.", erzählte mein Opa.


„OK, ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend und fahren sie vorsichtig.", der Polizist versuchte uns ein Lächeln zu schenken, es erreichte jedoch nicht seine Augen.


„Vielen Dank.", sagte mein Opa lediglich.


Was sollte er auch schon sagen? Ihn auch einen schönen Abend wünschen? Wäre wohl nicht so passend in der Situation gewesen.


Wir drehten um, nahmen die nächste Straße, um den anderen Weg zunehmen. Es war zwar ein kleiner Umweg, aber würde uns vielleicht fünf Minuten mehr kosten. Es war also nicht die Welt.


Als wir an der Straße vorbei fuhren, an der wir eigentlich raus gekommen wären, sah ich zwei Polizisten, die mit ihren Wagen den Weg versperrten.


Zuhause angekommen, sprang ich gleich aus dem Auto, sprintete zur Tür und wartete, dass sie mir jemand aufschließen würde. Da bemerkte ich, dass bei uns im Wohnzimmer Licht brannte.


Wieso ist denn das Licht bei uns an? Hmm....

Vielleicht haben wir es vergessen aus zu machen, als wir gefahren sind, aber da war es doch noch hell?! Komisch!


Meine Oma und Opa kamen bei mir an der Tür an, mein Opa steckte den Schlüssel rein und warf meine Oma einen fragenden Blick zu. Er scheint auch das brennende Licht im Wohnzimmer bemerkt zu haben.


Wir gingen also langsam rein und im Wohnzimmer sah ich Opas Bruder. Er saß bei uns auf dem Sessel, die Hände in sein Gesicht gelegt. Er wirkte so klein, obwohl er locker über zwei Meter groß war, wirkte er verloren. Er schaute noch nicht einmal auf oder er schien uns einfach nicht bemerkt zu haben.


Warum ist er hier?


„Fie, gehst du bitte schon einmal in dein Zimmer?", auch wenn es wie eine Frage klang, wusste ich, dass meine Oma mich mehr drum bat.


„Aber warum? Ich möchte auch wissen was los ist.", flehte ich meine Oma schon fast an und setzte meinen Hundeblick auf.

Sie guckte mich mit einen Blick an, der mir sagen sollte: "Jetzt nicht, versuch es erst gar nicht!".


„Fie, bitte! Ich komme gleich zu dir hoch.", da war sie auch schon im Wohnzimmer verschwunden und schloss die Tür hinter sich.


Einen Moment war ich wirklich am überlegen zu lauschen, aber würde ich erwischt werden, würde Oma mir den Kopf abreißen. Also ging ich widerwillig, in Zeitlupe die Treppen hoch.


Vielleicht könnte ich ja was hören oder die Tür würde sich öffnen?!.


Es war jedoch nichts zu hören. In mein Zimmer angekommen schmiss ich mich auf mein Bett.


Worüber die wohl sprechen und warum darf ich das nicht mitbekommen?


Gefühlte Stunden lag ich auf mein Bett und starrte an die Decke und malte mir die wildesten Theorien aus, als sich plötzlich die Tür öffnete.


Meine Oma guckte durch den Spalt in mein Zimmer, um zu gucken ob ich schon schlief, als sie sah, dass ich noch wach war, öffnete sie die Tür ganz und ich bekam ein Schock.


Vor mir stand eine völlig verheulte Oma. Ihre Augen waren geschwollen, rot und Blut überlaufen, ihre Farbe hatte ihr Gesicht verlassen.


Oh nein, was ist passiert?


Ich merkte, wie die Angst in mir hoch kam und die Unruhe mich aufsetzen ließ.

Meine Oma setzte sich neben mir aufs Bett und legte ihre Hand auf meine. Sie war eiskalt.

Ich schaute ihr Tief in die Augen, konnte ihren Blick und ihre Gedanken jedoch nicht einfangen, sie starrte an mir vorbei, während sie meine Hand fester drückte.


„Fie....", die Tränen stiegen ihr wieder in die Augen, doch sie schluckte sie runter.


„Du weißt doch der Unfall? An dem wir gerade vorbei gekommen sind?", nun schaute sie mich an und ihr Blick ließ meine Brust zu schnüren.


Ich nickte nur, unfähig etwas zu sagen.


Ich bin mir nicht sicher, ob ich das hören möchte, was jetzt gleich aus ihren Mund kommen wird.




Der Weg in mein LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt