Kapitel 1 - Aller Anfang ist schwer

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Vorwort: Ich habe schon unzählige The 100 FF hier gelesen und jetzt muss ich es auch einfach mal versuchen. Ich bin ein sehr großer Fan von Lexa, deswegen habe ich mir auch ausgemalt, wie sie zu der Frau geworden ist, die ich in der Serie so sehr bewundert habe. Natürlich bin ich auch ein sehr großer Clexa-Fan, allerdings habe ich mich entschieden zunächst über Lexas erste große Liebe "Costia" zu schreiben. Viel Spaß beim lesen!

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Ohne einen Muskel zu rühren, taxierte Anya das junge Mädchen vor ihr und suchte ihre Deckung nach Schwachpunkten ab. Zufrieden stellte sie fest, dass die Haltung ihrer Sekundantin makellos war. Ohne dass ihre Augen ihr Ziel verrieten, zuckte der Stab in ihrer rechten Hand zu einem harten Stoß nach vorne und wurde mühelos pariert, dabei wagte die Jüngere einen Schritt auf sie zu und begab sich so in Anyas direkte Reichweite. Es war ein mutiger Schritt, jedoch alles andere als überlegt. Anyas rechte Hand zog sich für einen Moment zurück, um den Stab wieder mit beiden Händen umfassen zu können. Kaum berührte ihre zweite Hand ihre Waffe, schlug sie auch schon mit schnellen Schlägen auf ihre Gegnerin ein. Die ersten beiden konnte diese dank ihrer schnellen Reflexe noch parieren, doch als sie den dritten Angriff, welcher gerade von oben auf ihren Kopf niedergehen sollte, parieren wollte, zog Anya ihren Stab überraschenderweise wieder ein wenig zu sich heran, so dass dieser an der Parade abgleiten konnte, um gleich darauf die Spitze ihres Stabes wieder vorstoßen zu können. Ohne Mühe gelangte sie so mit der Spitze ihrer Waffe hinter den Kampfstab, den ihre Gegenüber zur Abwehr waagerecht über ihren Kopf gehalten hatte. Für einen Moment sah sie in vor Schreck geweiterten Augen, bevor sie sich von dem Gesicht des jungen Mädchens mit einer schnellen Drehung um die eigene Achse abwandte und dabei deren Kampfstab mit sich riss. Noch bevor die Waffe auf dem Waldboden auftraf, hatte Anya sich ihrer Gegnerin wieder zugewandt und diese mit dem anderen Ende ihres Stabes unsanft zu Boden gestoßen.

Keuchend lag das Mädchen zu ihren Füßen und hielt sich die schmerzende Brust. Anya nutzte die Gelegenheit um ihren Schützling etwas genauer zu mustern. Ihr zierlicher Körper, der für ihre sieben Lebensjahre noch nicht sehr hoch gewachsen war, steckte in einfachen geflickten und von Dreck überzogenen schwarzen Kleidungsstücken, die aus einem langärmligen Shirt und einer weit geschnittenen Hose bestanden. Anya konnte sehen, dass die Kleidung an einigen Stellen neue Risse aufwiesen und vermutete dazu passende Prellungen und Schürfwunden auf der leicht gebräunten Haut unter dem Stoff. Sie hatten vor dem Morgengrauen mit ihrem Training begonnen und auch wenn die Nächte immer kälter wurden, da der Wintereinbruch kurz bevor stand, konnte sie sehen dass die Kleidung von Schweiß durchzogen war. Es wäre wohl das Beste, das Training für heute zu beendeten und keine Erkrankung zu riskieren. Als sie ihren Blick zu dem schmalen Gesicht mit dem spitzen Kinn und den hohen Wangenknochen wandern ließ, stand ihr Entschluss fest. Das Training war für heute beendet.

Immer noch schwer durch die Nase atmend, hatte ihre Sekundantin sichtlich große Mühe den Schmerz aus ihrem Gesicht zu verdrängen. Anyas Blick lag auf dem angespannten Kiefermuskel, der ihr verriet das sie den Schmerz verdrängte in dem sie die Zähne zusammenbiss und für einen kurzen Moment, zuckte ihr Mundwinkel zu einem Lächeln nach oben, welches jedoch sofort wieder verflog als sie in die Augen des Mädchens blickte. Auch wenn alles an ihr Anya zum Verwechseln ähnlich sah, so dass man sie durchaus für eine Blutsverwandte hätte halten können, so verrieten doch ihre Augen, wie besonders sie war. Die schöne gleichmäßige ovale Form wurde nur durch die kräftige grüne Farbe übertroffen. Anya war sich sogar sicher, dass sich die Farbe ihrer Augen je nach Gefühlslage verändern konnte, so dass sie immer zu wissen glaubte was in ihrem sonst so schweigsamen Schützling vor sich ging. Gerade jetzt war sie sich sicher Schmerz, Anstrengung aber auch Enttäuschung darin lesen zu können. Anya atmete tief durch und streckte ihr eine Hand entgegen, mit der sie das Mädchen wieder auf die Beine zog. Sie wartete, bis diese sich ganz aufgerichtet hatte und sprach dann mit kühler Stimme zu ihr „Dich in die Angriffszone eines viel stärkeren Gegners zu begeben, wenn du keine Chance auf einen schnellen Sieg siehst, war unklug. Deine Aufgabe war es dich zu verteidigen, doch du hast es vorgezogen bei einem unüberlegten Vorstoß dir deine Waffe entreißen zu lassen, um gleich danach wehrlos auf dem Rücken zu liegen und auf dein sicheres Ende zu warten. Ich denke für heute werden wir es dabei belassen."

Anya wusste das ihre Worte hart waren und das Flackern in den sonst so wunderschönen grünen Augen, bestätigte sie nur darin, doch es wäre falsch mitfühlend zu sein um die Niederlage für die Jüngere erträglicher zu machen. Insgeheim war sie sehr zufrieden mit ihr, denn ihre Technik, ihre Kraft und auch ihr Talent waren mehr als nur Bemerkenswert, immerhin waren sie der Grund wieso Anya sie zu ihrer Sekundantin erwählt hatte, doch ganz gleich wie gut sie gekämpft hatte, am Ende zählte nur das Überleben und diese Lektion war nun mal bitter und konnte nicht anders vermittelt werden. Mittlerweile hatte sich der Körper ihres Schützlings angespannt und die Hände waren zu Fäusten geballt. Anya wusste, dass sie keine Antwort erhalten würde, doch das was sie sah sagte ihr genug. Aus dem Flackern in den Augen des Mädchens, war mittlerweile ein lodern geworden und die zuvor durch Schmerz ausgelösten aber erfolgreich verdrängten Tränen, liefen nun doch über ihr Gesicht. „Deine Gefühle sind deine größte Schwäche. Sie kontrollieren dich und dein Handeln." Auch diese Worte fanden ihr Ziel und waren der Grund für weitere Tränen. Anya wandte den Blick ab und sammelte den verloren gegangenen Kampfstab wieder ein, bevor sie sich zu ihrem Pferd begab, das ein paar Meter entfernt auf der Lichtung des Waldes graste, auf der sie ihr tägliches Training absolvierten. Noch waren sie leicht genug um die halbe Stunde gemeinsam auf einem Pferd zu reiten, bis sie wieder in Tondc, ihrem Heimatdorf angelangt waren.

Mit einer geschmeidigen Bewegung, schwang sie sich auf den Rücken ihres Pferdes und sah zu ihrer Sekundantin hinüber. „Ich denke es wird das Beste sein, wenn du deine Energie nicht so verschwendest um mich weiter wütend anzustarren und stattdessen lieber an deiner Ausdauer arbeitest. Du wirst den Weg zurück nach Tondc laufen und ich erwarte dich vor Sonnenuntergang zurück." Mit diesen Worten wandte sie ihr Pferd ab und ließ ihren Schützling alleine zurück. 

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