Überzeugungskünste gefragt

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Ihre Sicht:

Wo war ich? Ich lag...in einem Bett? Mein Kopf tat schrecklich weh. Was war denn nur passiert?
Langsam schlug ich die Augen auf und da sah ich...ihn? Den Ninja von... Ja, von wann eigentlich? Ich konnte mich nicht erinnern... War es Gestern? Vor einer Woche? Es konnte auch ein Monat sein... Oder ein Traum? Ja, bestimmt war es nur ein Traum. Ich schloss meine Augen wieder. Doch dann... Eine Stimme? „Hey, wie geht's dir? Bist du endlich aufgewacht?" Wer war das? Ich öffnete die Augen wieder und der Typ war immer noch da...Doch kein Traum... „Sehe ich so aus?", stöhnte ich mit Schmerz in der Stimme.Der Kerl mit den komischen grauen Haaren und der Maske beugte sich jetzt über mich und sah mich genau an. „Nun ja...irgendwie schon.", antwortete er auf meine, eigentlich nicht ernst gemeinte Frage und lächelte auch noch. Naja, zu mindestens dachte ich, dass er es tat, denn er schloss sein rechtes Auge, welches übrigens so ziemlich das einzige war, was man von seinem Gesicht sah, und strahlte irgendwie eine...warme...freundliche...Aura aus. „Ha, witzig. Sag jetzt nicht, dass ich auch noch so klinge.", warf ich ihm mit deutlich ironischem Unterton entgegen. Er schien wieder zu lächeln und sagte jetzt mit leichtem lachen: „Hatte ich eigentlich nicht vor. Aber jetzt wo du es sagst... Doch, das tust du!" Jetzt musste ich auch schmunzeln. Irgendetwas gefiel mir an dem Typen. Moment! Etwas gefiel mir? Ich dachte, ich hasste ihn... Das hatte ich doch...ähm...wann nochmal? Na ja, auf jeden Fall seit unserem letzten Treffen! Ach egal, anscheinend war er gerade der einzige in der Nähe und ich somit auf ihn angewiesen... Na toll! Ich versuchte mich aufzusetzen, sank aber mit starken Schmerzen zurück in die Kissen. Der Typ sah mich erschrocken an. „Was ist los?!", fragte er aufgeregt, während er sich vorbeugte um mir zu helfen. Ich konnte mich gerade noch rechtzeitig zusammenreißen und stieß ihn weg. Er sah mich fragend an, aber etwas von meiner Unabhängigkeit wollte ich dann doch behalten. Außerdem waren wir ja eigentlich Feinde...Also, warum half er mir dann? „Naja, weil ich dich nicht als Feind ansehe." Was?! Hatte ich das etwa laut gesagt?! Ich sah ihn verständnislos an. Er schien schon wieder zu grinsen. Man, das nervte vielleicht! „Tja, manchmal sagen Blicke wirklich mehr als Worte", lachte er. Hä? Was sollte das denn jetzt heißen? Plötzlich verschwand sein Lächeln. Er wurde ernst und auch seine warme Aura wurde kühl. „Jetzt aber zum ernsten Thema. Ich habe ein paar Fragen. Also, erst mal, wer bist du?" Das kam plötzlich... Ich wusste nicht so ganz ob ich weiter rebellisch oder eher eingeschüchtert sein sollte... Schließlich gab ich nach. „Äh, ich heiße...Rio Ao. Und wer bist du, wenn ich fragen darf?" „Kakashi Hatake. Woher kommst du? Was machst du hier und was ist dein Ziel?" Ich musste kurz überlegen. Was wollte ich nochmal..? Ach ja! „Äh, ich komme aus Tinigakure und bin hier um die heilige Schriftrolle, welche IHR uns gestohlen habt, zurück zu holen. Also, rückt sie schon raus!" Kakashi lachte plötzlich laut auf. Aber warum? Lachte er mich etwa aus? Dann fasste er sich wieder. „Also, eins muss ich hier mal klarstellen: IHR habt UNS die Schriftrolle geklaut. Wir haben sie nur endlich zurückgeholt." Das glaubte ich jetzt nicht! Die Schriftrolle war schon seit Generationen in unserem Dorf. Es gab sie schon zu Zeiten meines Großvaters. Nein! Sogar meines Urgroßvaters! Ich wollte mir gerade eine schnippische Antwort zurecht legen, da ergriff Kakashi wieder das Wort. Er berichtete aus alten Zeiten. Konoha war noch jung und unter der Führung des ersten Hokage. Tini und Konoha waren damals Verbündete. Als in Konoha unerwartet ein Krieg ausbrach, sollte die Schriftrolle aus Sicherheitsgründen zur Aufbewahrung nach Tini gebracht werden.
Während in Konoha der Krieg wütete, wurde die Leitung von Tini durch einen anderen Clan erpresst. Sie wurden gezwungen Konoha zu überreden, ihnen die Schriftrolle auch weiterhin zur Aufbewahrung zu überlassen. Kurze Zeit später übernahm der Clan, welcher damals im Untergrund agierte die Führung des Dorfes, welche er bis Heute noch hat. Die Geschichte um die Schriftrolle wurde vertuscht und die Schriften als Eigentum des Dorfes ausgegeben. In Konoha geriet der Vorfall zunächst auch in Vergessenheit, bis die Schriftrolle kurze Zeit vor dem Ausbruch des 3. Ninjaweltkrieges zurück gefordert wurde. Tini weigerte sich allerdings und dann kam auch schon der Krieg dazwischen. Kürzlich erhielt Tinigakure eine letzte Frist. Als diese nicht eingehalten wurde, bekamen er und einige Kameraden den Auftrag, sie gewaltsam zurückzuholen.
„Und das soll ich dir jetzt glauben? Du kannst mir doch sonst was erzählen! Außerdem, wenn wir euch so etwas angetan hätten, müsstet ihr uns doch eigentlich hassen. Also, warum tut ihr das nicht?"
Kakashi hatte sich beim Erzählen der Geschichte beruhigt und war jetzt völlig ausgeglichen. „Weil ein Schreiben des 1. Hokage existiert, wo er euch verzeiht und uns bittet es ihm gleich zu tun und euch, egal was auch passiert, immer als Verbündete zu sehen."
Was sollte das denn? Ich wollte ihm gerne glauben, aber ich konnte nicht, auch wenn er so wirkte, als würde er es ernst meinen. Während ich noch überlegte, was ich von der ganzen Sache halten sollte, sah Kakashi mich bittend an. Als hätte er meine Gedanken gelesen, sagte er plötzlich: „Wenn du mir nicht glauben willst, haben wir auch Beweise. Dafür müsstest du aber erst einmal mit zum Hokage kommen..."
Wie immer reagierte ich total über und schrie Kakashi, zu meinem Entsetzen, an. „ICH GEHE HIER NIRGENDS HIN!!!" Eigentlich wollte ich damit doch nur ausdrücken, dass ich ungern das machte, was andere mir sagten, also in dem Fall, zum Hokage zu gehen, und ich so oder so nicht in der Lage war aufzustehen...
Wieder schien Kakashi mich sofort zu verstehen und kam näher, um mich hochzuheben. Und wieder stieß ich ihn weg. Warum eigentlich?
Er hatte schon die ganze Zeit etwas trauriges in den Augen... Naja, zumindest in dem Auge, welches ich sah. Egal, es machte mich auch traurig. Aber warum?
Außerdem war seine Nähe doch eigentlich das, wonach ich mich sehnte...Moment! Kakashis Nähe?! Wie kam ich denn jetzt darauf?
Er sah mich schon wieder so an...Mit diesem traurigen, bittenden Blick, dem ich nicht widerstehen konnte. Warum war er nur so traurig?
Noch ehe er irgendetwas sagen konnte, gab ich schon wieder nach und bedeutete ihm mit Gesten, dass er mich jetzt tragen durfte.
In seinen Augen lag jetzt ein Schimmer der Hoffnung. Oder bildete ich mir das etwa nur ein?
So schnell er konnte lief er nun, mit mir auf dem Arm, zum Hokage. Dort angekommen berichtete er von dem, was er nun über mich wusste und ich ergänzte Dinge, die er vergaß oder ich ihm noch nicht erzählt hatte. Als wir fertig waren, wies der Yondaime Hokage uns an, ihm zu folgen. Ich wollte mich erst widersetzen, doch dann spürte ich wieder Kakashis Wärme und wurde auf einen Schlag ruhig und gefügig. In seinen Armen fühlte ich mich sicher und geborgen. Was war das nur? Ich glaube ich wäre in diesem Moment überall hingegangen, solange nur Kakashi dabei war. Naja, mal ganz abgesehen davon, das ich sowieso keine andere Wahl hatte...
Es war schon irgendwie erstaunlich, wie stark und ausdauernd Kakashi war, obwohl er nur ein oder zwei Jahre älter als ich sein konnte. Trotz des Tempos und der schnellen Bewegungen, hielt er mich ruhig und fest. Mir tat nicht ein Knochen weh. Ganz anders, als vorher in dem Bett.
An dem Tempel, von dem der Hokage, welcher, wie ich jetzt wusste, Minato Namikaze hieß, erzählt hatte, blieben wir stehen. Kakashi hielt mich immer noch fest und ich war froh darüber. Minato war derweil in den Tempel gegangen um einige alte Schriften zu holen. Als er wieder zurück kam, hatte er eine Menge Schriftrollen dabei, welche er mir jetzt gab. Ich begutachtete sie und wurde durch jede Menge Dokumente und schließlich einen Briefwechsel zwischen dem 1. Hokage und dem damaligen Dorfoberhaupt von Tinigakure umgestimmt. Das Siegel meines Urgroßvaters erkannte ich sofort. Mein Widerstand war endgültig gebrochen.
„Diese Unterlagen haben mich überzeugt. Ich stehe tief in Eurer Schuld und werde dem Willen meines Urgroßvaters folgen." Minato und Kakashi sahen mich erstaunt an. „Dem Willen deines Urgroßvaters? Was meinst du damit?"
„Mein Urgroßvater, Tengoku Ao, war zur Zeit des 1. Hokage unser Dorfoberhaupt. In einem dieser Briefe berichtet er von den Geschehnissen in seinem Dorf. Er wollte unbedingt, dass wenigstens sein Clan Konoha loyal bleibt. Also werde ich dies tun und mich Euren Wünschen beugen."
Minato lachte. „Es freut mich das wir dich überzeugen konnten. Trotzdem werden wir dich zu nichts zwingen. Das einzige, worauf ich jetzt noch bestehe, ist, dass du dich im Krankenhaus erst mal gründlich ausruhst. Kakashi wird dich hinbringen. In einigen Tagen könnten wir dir dann die Möglichkeit bieten, nach Tini zurückzukehren."
Was? Zurück nach Tini? Ich wollte gar nicht zurück. Ich wollte hier bleiben. Aber anscheinend war es dem Hokage so lieber und ich dachte daran, was ich gerade gesagt hatte. Also stimmte ich zu und ließ mich von Kakashi ins Krankenhaus bringen.


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Hey,
das ist jetzt das zweite Kapitel.
Wenn es euch gefällt (oder auch nicht)
oder ihr Fehler (Rechtschreibung, Logik, Ausdruck) entdeckt,
würde ich mich sehr über eine entsprechende Rückmeldung freuen.

Mit freundlichen Grüßen,
Lady_Picasso


Das dritte AugeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt