Stadt, Land, Mord (Teil 1)

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Der ehemalige Militärarzt hockte beinahe zufrieden in seinem Sessel, während auf dem Bildschirm des Fernsehers ein Verrückter mit einer blauen Polizeinotrufzelle durch Raum und Zeit reiste. Leider hielt diese anfängliche Zudriedenheit nicht sonderlich lange an, denn bereits wenige Sekunden später kam der Privatdetektiv geradezu lautstark in den Raum gepoltert. John zuckte erschrocken zusammen, ehe er sich endgültig umblickte und einen mehr als verwirrten Consulting Detective in seinem Wohnzimmer stehen sah.

Sherlocks dunklen Locken waren zerzauster als zuvor und standen in alle Richtungen ab, während sein Blick geradezu angespannt durch den Raum wanderte. Obwohl es noch nicht sonderlich spät war, trug er bereits seinen Morgenmantel über dem Schlafanzug und die zusammengeknüllte Zeitung in seiner Hand steuerte ihr Übriges zum Gesamtbild bei. Es war als läge eine nahezu unheilvolle Spannung über ihnen, wobei die damit einhergehende Stille, jeden augenblick zu brechen drohte. Nicht das John diesen Umstand nicht schon erwartet hätte, nachdem die letzten Tage mit Sherlock beinahe friedlich verlaufen waren.

,,Mir ist langweilig!" beschwerte sich der Detektiv schließlich und ließ sich auf den Sessel gegenüber von John fallen. ,,Seit Tagen hatte ich keinen einzige Fall mehr. - Jedenfalls keinenvon der Art, die ich für gewöhnlich löse."

,,Du betrachtest mich als deinen Fall?" horchte der Doktor auf, während der Außerirdische mit seine blauen Kiste im Fernsehen einmal mehr die Welt rettete.

,,Offenkundig." erwiderte Sherlock lediglich, wobei er seinen Blick jedoch nicht von dem ehemaligen Militärarzt abwandte.

John verdrehte seufzend die Augen, wobei er sich einggestehen musste, dass er die Reaktion des Consulting Detectives bereits erwartet hatte. Da hatte er seine Nächte hauptsächlich mit Sherlock verbracht und was tat er: Er was das Ganze als einen riesengroßen Fall, den er mehr oder weniger hartnäckig zu lösen versuchte.

 Da hatte er seine Nächte hauptsächlich mit Sherlock verbracht und was tat er: Er was das Ganze als einen riesengroßen Fall, den er mehr oder weniger hartnäckig zu lösen versuchte

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,,John!"

,,Hm?" erschrocken zuckte der Doktor zusammen. Sherlock hockte noch immer wie versteinert in seinem Sessel, die Beine angewinkelt und die Füße auf die Sitzfläche gestellt.

,,Weshalb findet es niemand außer mir unerträglich? Weshalb bemerkt niemand diese ununterbrochene Leere, diese Langeweile?" antwortete Sherlock genervt, während er beinahe lethargisch zu Fenster blickte. ,,Sieh dir das an, John. Sie sitzen alle dort draußen, leben ihr Leben, ohne auch nur ein einziges Mal darüber nachgedacht zu haben, wofür sie das alles überhaupt tun. Ihre Intelligenz ist so erstaunlich begrenzt, als hätten sie lediglich Puddinghirne."

,,Wir könnten..." begann John, wurde jedoch von Sherlock unterbrochen.

,,Was? Uns irgendwelche Filme ansehen, Essen gehen oder den Abend miteinander verbringen?"

,,Eigentlich hatte ich eher über ein Spiel nachgedacht." seufzte John.

,,Du willst wirklich noch einmal im Cluedo gegen mich antreten?" spottete Sherlock mit einem Gesichtsausdruck, den John nicht anders, als herausfordernd deuten konnte.

Watson verdrehte beinahe genervt die Augen. Allein der Gedanke daran, wie der Detektiv wutentbrannt das Cluedobrett an die Wand gespießt hatte, ließ den Doktor seine Entscheidung im tiefsten Inneren bereuen. Nach diesem Vorfall hatte Sherlock dennoch weiterhin darauf beharrt, dass der Täter nicht das Opfer sein konnte, ehe er schließlich mit einem weiteren Wutanfall den Raum verlassen hatte, was John widerum dazu gebracht hatte, nie wieder einen Spielenachmittag mit Sherlock zu verbringen.

,,Eigentlich wollte ich auf etwas anderes hinaus." begann Watson dennoch beinahe nachdenklich. ,,Was hältst du von Schiffe versenken?"

,,Langweilig."

John stöhnte auf. Er hatte sich zwar geschworen, nie wieder gegen Sherlock zu spielen, - was auch daran lag, dass der Privatdetektiv grundsätzlich immer gewann - wusste aber ebenso gut, dass er etwas unternehmen musste, um zu verhindern, dass Sherlock in ihrer Wohnung Amok lief.

,,Romme?"

,,Ebenso langweilig." brummte der Detektiv und lehnte sich nahezu unbeeindruckt in seinen Sessel zurück.

,,Stadt, Land, Fluss?"

,,Da muss ich mich nun wirklich nicht anstrengen." murmelte Sherlock. ,,Da könnten wir genauso gut Stadt, Land, Mord spielen. Oder worauf auch immer du gerade Lust hast."

Es war offensichtlich, dass die Langeweile den Detektiv zu übermannen drohte, was John jedoch keineswegs gefiel. ,,Gibt es wirklich keine Fälle, die du annehmen willst? Immerhin steht dein Postfach kurz davor überzulaufen. Also erzähl mir bitte nicht, dass du keine Fälle hättest."

John bluffte nicht. Sie wussten beide, dass Sherlock diese Fälle lediglich ignorierte, in der Hoffnung etwas zu finden, was seiner Meinung nach spannend genug war, um ihn wenigstens für ein paar Stunden aus der Wohnung zu locken.

,,Ich habe keine Fälle, John." murmelte Sherlock, doch sein Grrinsen verriet ihn, woraufhin ihm der ehemalige Militärarzt nur einen warnenden Blick zuwarf.

,,Also gut." brummte der Consulting Detective schließlich, während er nach der Fernbedienung griff, um den Fernseher endgültig auszuschalten. ,,Spiel mit mir was du willst. Solange es meine Langeweile wenigstens ansatzweise reuziert, werde ich auch das überleben."

Es waren Sherlocks Worte, die den Doktor zum schmunzeln brachten. ,,Was hältst du von Stadt, Land, Mord?"

,,Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass du meine Meinung zu diesem Spiel bereits kennst."

,,Ach komm schon, Sherlock." versuchte John den Detektiv zu animieren. ,,Es sind nur ein paar Runden. Außerdem bist du mir bei diesem Thema sowieso haushoch überlegen."

,,Nur haushoch?"

,,Überdurchschnittlich hoch."

,,Offenkundig." erwiderte Sherlock. Was hatte John sich auch gedacht? Dass er den ehemaligen Militärarzt wirklich auch nur ein einziges Mal gewinnen lassen würde?

,,Nimmst du den Vorschlag jetzt an?" hakte Watson schließlich abermals nach.

,,Möglicherweise." antwortete der Detektiv nach einer Weile, wobei sein Grinsen unübersehbar war. ,,Aber nur, weil du es bist, John."

Es waren Sherlocks letzten Worte die John zeigten, dass sich seine Mühe einmal mehr gelohnt hatte.

Der Doktor seufzte. ,,Ich gehe dann mal Stift und Papier holen."

To be continued...

Heyho :)

eigentlich hätte ich nicht gedacht, dass ich diesen Oneshot noch pünktlich zur Comic Con fertig bekommen, aber naja... Jetzt habe ich es doch noch geschafft und werde mich nun mental auf das kommende Wochenende vorbereiten :)

Ich hoffe euch gefällt diese Story. Ansonsten freue ich mich immer auf Feedback, damit ich weiß, was ich noch verbessern könnte. Ich hatte nämlich vor zu diesem Oneshot eine Fortsetzung zu erklären - was nach diesem Ende glaube ich vorauszusehen war ;)

LG Clary

P.S Kommt irgendjemand zur Comic Con nach Dortmund?

Johnlock OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt