Der Fall Johnson (Teil 1)

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,,John?" drang Sherlocks tiefe Stimme zu ihm herüber, als irgendwo in der Dunkelheit um sie herum eine Tür zu fiel. Verdammt! Es schien ihr letzter Ausweg gewesen zu sein und nun war dieser ebenfalls verschlossen. Warum zur Hölle hatte Sherlock es auch ausgerechnet in dieser Nacht für Nötig gehalten, auf Verfolgungsjagd zu gehen?

,,Hier." erwiderte der Doktor noch immer keuchend. Es schien nahezu eine Ewigkeit her zu sein, als sie die Bakerstreet verlassen hatten. Ursprünglich mit dem Ziel einem der Verdächtigen in ihren aktuellen Fall einen Besuch abzustatten, was sich dann allerdings zu einer durchaus filmreifen Verfolgungsjagd entwickelt hatte, die sich der Detektiv nicht entgehen hatte lassen wollten. Und obwohl John es in diesem Augenblick am liebsten geleugnet hätte, musste er sich insgeheim eingestehen, dass er die letzte Stunde keinesfalls bereute.

Generell bereute er keinen der letzten Tage, ihren aktuellen Fall mit eingeschlossen.

,,Sagen Sie mir bitte, dass sie wenigstens eine Taschenlampe dabei haben." murmelte der ehemalige Militärarzt nun nicht mehr ganz so außer Atem, wie vorher. Vorsichtig tastete er sich an der Wand entlang, während seine Augen sich langsam aber sicher an die Dunkelheit gewöhnten. Sein einziges Ziel war im Moment zu Sherlock zu gelangen, ohne dabei über irgendetwas zu stolpern, was sich möglicherweise in seinem Weg befand.

Sherlock, dessen übliche Neugierde sie hierher gebracht hatte.

,,Offenkundig nicht, John." war alles, was Watson zu hören bekam. ,,Ich bevorzuge zurzeit eher Feuerzeuge."

John verdrehte genervt die Augen, wobei es ihm mehr oder weniger egal war, ob der Consulting Detective es in der Dunkelheit sah oder nicht. Immerhin wusste er jetzt, dass Sherlock nicht am anderen Ende des Raumes stand und er nicht weiterhin wie ein Blinder umherirren musste.

,,Feuerzeug?" der Doktor runzelte die Stirn. ,,Hatten wir uns nicht auf kalten Entzug geeinigt?"

,,Möglicherweise." entgegnete der Privatdetektiv knapp. Es war wie so oft offensichtlich, dass ihn Johns Pläne, seinen Zigarrettenkonsum einzuschränken, nicht im Geringsten zu interessieren schienen.

Vor Ihnen flammte Sherlocks Feuerzeug auf, obgleich es nur halb so viel Licht spendete wie eine Taschenlampe es getan hätte.

,,Verflucht! Ich dachte mein Versteck wäre dieses Mal besser gewesen!" murmelte John mehr zu sich selbst, als zu Sherlock. Dieser antwortete ihm dennoch.

,,Ich war lediglich einkaufen, falls es Sie interessiert."

,,Wann waren Sie bitte schön einkaufen?" spottete John, während er versuchte die Umgebung auszumachen. ,,Soweit ich weiß waren Sie nur ein einziges Mal an einem meiner Einkäufe beteiligt und selbst dabei haben Sie mir bloß ihre Kreditkarte zur Verfügung gestellt."

Die Umrisse der Dinge, die der ehemalige Militärarzt überhaupt sah, ließen auf irgendeine Art Lagerraum schließen. An den kalten Betonwänden zu seiner Linken stapelten sich Holzkisten und sämtliches Verpackungsmaterial und die dicken Eisentüren, die noch vor einigen Minuten lautstark ins Schloss gefallen waren, sorgten endgültig dafür, dass sich Johns letzter Hoffnungsschimmer engültig in Luft auflöste.

Sie waren gefangen - und das würde sich in dieser Nacht vermutlich auch nicht mehr ändern. Jedenfalls ließ die Tatsache, dass sie sich in irgendeinem Lagerraum eines Hinterhofs inmitten von London befanden, ihre Chancen auf eine schnelle Rettung rapide sinken.

,,Als ob ich mich jemals den Geflogenheiten gewöhnlicher Menschen anpassen würde." unterbrach Sherlock schließlich Watsons Gedanken. Neben dem Feuerzeug leuchtete nun auch sein Handy in der Dunkelheit auf. ,,Wenn ich mit meinen Berechnungen zu dem nicht vorhandenen Netz in diesem Raum richtig liege, wird es mehrere Stunden dauern, bevor uns jemand entdecken könnte."

Johnlock OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt