I'll Come Back H.S. N.H. *On Hold*

Memories

"Ist es ein Brief oder ein Paket?", fragte ich mit zusammen gekniffenen Augen.

"Ein Brief, warum?", fragte meine Mutter.

"Ahhhhhhh", quietschte ich und sprang auf sie zu.

"Langsam, langsam", sie hob abwehrend die Hände. Ich schnappte mir den Brief aus ihrer Hand und riss ihn auf.

Ich überflog hastig die geschriebenen Zeilen und sprang dann wieder senkecht in die Höhe.

"Nun les mal laut vor", forderte mich Mum auf.

"Langsam, langsam ", sprach ich sie nach. "Also...

Liebe Mrs Horan. Vielen Dank für Ihre Bewerbung an der Akademie für Kunst und Zeichen. Sie haben ein sehr ausgeprägtes Talent. Wir freuen uns Sie an der Kunstakademie London begrüßen zu dürfen. Ihr erstes Semester beginnt am 1.8.2013. Viele liebe Grüße Michael Maar."

"Ich kann kaum fassen! Meine kleine Marry wird erwachsen", sagte meine Mutter mit Tränen in den Augen.

"Hebe dir das Weinen für den Abschied auf, Mama", tadelte ich sie.

"Jaja", lachte sie.

"OMG Mama! Wie müssen noch so viele Sachen besorgen!" viel es mir auf einmal wieder ein.

"Aber nicht heute, Schätzchen. Die Familie wird in einer Stunde kommen und wir müssen und noch fertig machen. Schließlich wollen wir für Dad doch schick aussehen."

"Ja du hast recht", sagte ich. "Wo kann ich dir noch helfen?", seitdem Niall ausgezogen ist, musste ich den Haushalt fast ganz alleine schmeißen. Mum war tagsüber arbeiten als Journalisten in der Redaktion und eine Putzfrau fanden wir beide überflüssig. Und von Niall nahm meine Mum keinen Pfennig an. Sie wollte ihn nicht 'ausnutzen' und von ihm 'abhängig sein, wie sie es nannte.

"Könntest du im Wohnzimmer bitte Staub wischen?", fragte sie mich.

Auf einmal sah sie ganz müde und ausgelaugt aus. Sie tat mir so leid. Ich hatte langsam wirklich das Gefühl, dass sie Migräne hat. Seit dem Tod von Dad schloss sie sich manchmal mehrere Stunden in ihrem Zimmer ein und kam nicht raus. Und seitdem sie Niall so selten sieht, passierte es noch häufiger. Dann war sie den ganzen restlich Tag überhaupt nicht aufnahmefähig, ass nichts, war blass und hatte rot geweinte Augen und dunkle Ringe unter ihnen. Und von all dem bekam Niall nichts mit. Ich hatte ihm nie etwas davon erzählt und hatte es auch nicht vor. Er sollte es selber merken. Nicht das ich auf ihn sauer war. Nein. Ich war einfach nur enttäuscht.  Und plötzlich wurde ich ganz unsicher, ob es eine gute Idee war, Mum zu verlassen und zu Niall zu gehen. Ich meine, wenn er sich so lange nicht meldet, hat er bestimmt einen guten Grund. Wollte er nichts mehr mit uns zu tun haben? Ich nahm mir ganz fest vor, Niall zu fragen.

Ich nahm mir den Staubwedel aus der Abstellkammer und ging ins Wohnzimmer. In einem Bücherregal waren mehrere Fotorahmen aufgestellt. Auf einem waren Niall, Mum, Dad und ich alle vier im Urlaub draufzusehen. Das war der letzte gemeinsame Urlaub, bevor Dad starb. Auf einem anderem waren Niall und ich zu sehen, als wir noch ganz klein waren und auf dem daneben, wo wir vor der Tür von dem X-Factor Studio standen, uns umarmten und glücklich in die Kamera lächelten.

Ich spürte, wie ein Tropfen auf das Bild tropfte. Erst dann bemerkte ich, dass ich weinte. Schnell wischte ich mir die Tränen weg. Ich war eine starke Frau, die es nicht nötig hatte zu weinen, nur weil sich ihr Bruder 3 Monate nicht meldete. Er hatte sicher viel zu tun und er war ja zu nichts verpflichtet. Diesen Satz musste ich mir in letzter Zeit öfter zu sagen. Doch es half nichts und ich musste noch mehr weinen. 'Niall wo bist du, wenn man dich braucht?', fragte ich still.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich mich beeilen müsste, wenn ich mich noch umziehen wollte.

Ich stellte das Bild, diesmal umgedreht, auf seinen Platz im Regal zurück und wischte schnell zuende, ehe ich ins Badezimmer ging, um mich zu duschen. (AN: An der Seite ist das Kleid, was Marry an hat)

Pünktlich um 3 Uhr kam das Taxi, welches uns zum Friedhof fuhr. Der Rest meiner Familie war schon da. Alle guckten uns verwundert an, als nur meine Mutter und ich ausstiegen. Wir begrüßten die anderen und gingen dann schweigend zum Grab meines Vaters. Ich wich den fragenden Blicken aus, denn ich hatte echt keine Lust mich für das Verhalten meines Bruders zu rechtfertigen. Nachdem wir eine Schweigeminute getan hatten und jeder in Gedanken  etwas zu Dad sagte, gingen wir noch zu uns nach Hause und tranken Kaffee.

Zum Glück fragte keiner, wo Niall ist.

Als es Abends wurde, verließen sie alle nach und nach das Haus, sodass am Ende nur meine Mutter und ich da blieben, es aufräumten und dann ins Bett gingen, denn der Tag war sehr anstrengend für uns alle gewesen.

Nialls Sicht:

PiepPiepPiep

"Mach das verdammte Ding aus!", fluchte ich verschlafen.

"Niall jetzt stehe endlich auf! Wir kommen sonst noch zu spät zum Interview!", raunzte mich Zayn an.

"Jaja man ich geh nie wieder abends feiern, wenn ich am nächsten Tag früh aufstehen muss."

"Du wirst auch nie wieder so viel trinken, darauf werde ich persönlich aufpassen!"

"Man Zayn du fängst schon so wie Liam an! Ich bin alt genug!", schnautzte ich ihn an. Man nervte mich dass, wenn die anderen so taten, als wäre ich ein kleines Kind.

"Anscheinend nicht, in letzter Zeit gehst du viel zu viel feiern und betrinkst dich immer öfter. Wie lange hast du schon deine Familie nicht mehr besucht geschweige denn angerufen? 4Monate? 5 Monate?"

"Nur 3 Monate", gab ich patzig zurück.

"Darauf solltestt du trotzdem nicht stolz sein! Man Niall wach auf! das Leben besteht nicht nur aus Party und Alkohol! Denk doch mal an deine Schwester und deine Mutter! Wie sollen die sich denn fühlen, wenn sie dich nur noch mit der Bierflasche in der Hand sehen und du dich garnicht mehr meldest?" Am Ende wurde Zayn immer lauter. Na gut. Wenn er es so wollte, konnte ich auch so sein. ich schwang die Decke weg und sprang wütend auf.

"Was geht dich das an, wie meine Familie sich fühlt?! Und außerdem könnten die sich doch auch mal melden! Warum muss ich immer nach Mullingar fliegen? Warum muss ich immer das, was nicht passt, passend machen? Warum kommen sie mich nicht hier besuchen? Ich muss mich immer verbiegen, damit es alles passt, aber wie ich mich dabei fühle, daran denkt keiner!" Am Ende schrie auch ich und ging auf Zayn zu und ballte meine Fäuste.

"Jetzt wirst du unverschämt, Niall! Und wage es ja nicht, mich zu schlagen, nur weil du deine Probleme nicht in den Griff bekommst! Wer ist denn hier der Star?! Du oder sie?! Wer hat denn das Geld von euch?! Vielleicht schiebst du die Schuld nicht immer auf andere, sondern guckst mal in die Person, die dir im Spiegel gegenüber steht?! Und jetzt geh erstmal duschen und reg dich ab!" Sagte er sauer, verpasste mir einen kleinen (wirklich kleinen, Zayn ist nicht gewalttätig) Schlag am Hinterkopf und verließ das Zimmer-Türknallend.