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Nachdenklich sah Yukine aus dem Fenster. Seit über einer Woche war Yato nun verschwunden und das Shinki hatte das Gefühl, dass sein Herz jeden Moment zerspringen würde. Yato hatte ihn zurück gelassen. Einfach so. Ohne noch etwas zu sagen, ohne es ihm zu erklären. Und dann auch noch so lange... Natürlich machte Yukine sich Sorgen um den Gott, schließlich ging es ihm schon davor nicht so gut. Aber größer war die Enttäuschung, dass es für Yato anscheinend ganz leicht gewesen war Yukine allein zu lassen.

Wieder ermahnte Yukine sich selbst. Er durfte nicht so traurig denken, sonst würde Yato noch an seinem Yasumi zu Grunde gehen. "Yukine? Du bist noch wach?" Hiyori kam in das Zimmer und legte leicht den Kopf schief. Schnell sprang der Blondschopf auf und huschte in das Bett. "'Tschuldigung. Ich konnte nicht schlafen.", nuschelte er dann. Hiyori seufzte und setzte sich auf den Bettrand. "Yato?" Kleinlaut nickte Yukine und sah beschämt weg. Das Mädchen lächelte und strich ihm durch die Haare. In den letzten Tagen hatte sie sich immer mehr an den Gedanken gewöhnt, dass Yukine in Yato verliebt war. Inzwischen fand sie es süß. "Mach dir keinen Kopf, er kommt bestimmt bald wieder. Und was danach ist, wird sich dann zeigen. In Ordnung?", versuchte die Schülerin ihren Schützling zu beruhigen. Yukine nickte schnell und rang sich ein Lächeln ab. "Schlaf gut, Yukine." "Du auch." Hiyori verließ das Zimmer mit einem sanften Lächeln, doch kaum fiel die Tür zu, verblasste es. Besorgt schüttelte sie den Kopf und ging zurück in ihr Zimmer. Dort zog sie sich um und setzte sich dann auf ihr Bett. Mit geschlossenen Augen wartete sie darauf, dass sie ihren Körper verließ, damit sie endlich weiter nach Yato suchen konnte.

Yukine lag noch lange wach, bis ihm irgendwann die Augenlider zu schwer wurden und einfach zu fielen. Unruhig glitt er in den Schlaf. Schon nach kurzer Zeit begann der erste Alptraum. Hunderte Ayakashi, die von einem gottartigen Dämonen angeführt wurden, und nur Yato und Yukine waren da, um sie zu bekämpfen. "Komm, Sekki!" Yukine wurde wieder zum Schwert und landete in Yatos Händen. Wie verrückt geworden rannte dieser auf die Kreaturen zu und erledigte eine nach dem anderen. Aber bald waren es zu viele. Sie bissen Yato, er schrie vor Schmerz, hielt das Schwert verkrampft in seinen Händen und versuchte, sich frei zu kämpfen. Aber vergebens. Plötzlich wurde Yukine aus Yatos Händen geschleudert und landete unsanft auf dem Boden. Von hier aus musste er mit ansehen, wie die ganzen Ayakashi Yato überfielen. Sie zerrissen ihn in Stücke, verbrannten ihn, taten ihm weh. Yukine hätte gerne etwas getan, aber er war noch ein Schwert. Tränen rannen seine Wangen herunter und er versuchte verzweifelt, sich aus seiner Gestalt zu befreien. Nach langen qualvollen Minuten verschwanden die Ayakashi plötzlich und alles wurde dunkel. Endlich konnte Yukine wieder seine Menschengestalt annehmen und rannte zu dem auf dem Boden kauernden Yato. "Yato!", schrie er verzweifelt und fiel neben dem Gott auf die Knie. "Yato! Sag doch was! Alles in Ordnung?" Yato murmelte etwas unverständliches und richtete sich mit dem Rücken zu Yukine langsam auf. "Was ist?", fragte der jüngere nach und wollte Yato sanft an der Schulter umdrehen, aber dieser sprang wütend auf und drehte sich zu Yukine um. "Lass mich in Ruhe!" Erschrocken stand auch das Shinki auf. "Geh weg! Ich will dich nicht wiedersehen!" Der Blondschopf wich zurück, aber Yato, der immer größer zu werden schien, kam ihm bedrohlich hinterher. "Ich will dich nicht bei mir haben! Du bist wie die Pest! Hau ab! Dein Yasumi will ich nicht mehr!" "A-aber Yato, ich steche dich doch-" "HAU AB HABE ICH GESAGT! Und komm' nie wieder!" Wütend starrte Yato ihn an. Dann fügte er ein leiseres "Schwuchtel." hinzu.

Yukine wimmerte im Schlaf und rollte sich zusammen. Er war den Tränen nahe. Neben seinem Bett stand Yato. Dieser beobachtet den Jüngeren schon eine Weile, unschlüssig, ob er ihn wecken sollte, oder nicht. Schließlich überwand er sich und legte sich zu Yukine. Sanft strich er dessen Seite entlang und legte den Arm dann um seine Brust, um den Blonden nahe an sich zu ziehen. Kaum drei Sekunden später entspannte Yukine sich und drehte sich in Yatos Armen zu dem Gott, um seinen Kopf auf dessen Brust abzulegen. Lächelnd fuhr Yato ihm durch die Haare. Es sollte ihm nicht gefallen, dem Kleinen nahe zu sein. Es sollte sich nicht so gut anfühlen. Und Yato sollte eindeutig nicht mehr wollen. Aber es war nun mal so. Der Kopf auf seiner Brust bewegte sich und Yato sah, wie Yukine seine wundervollen Augen öffnete. Als er Yato erkannte, fuhr er hoch. "Yato?!" Auch Yato setzte sich auf, woraufhin Yukine ihm um den Hals fiel. "Yato, du bist wieder da!" Yato lachte leicht und grinste "Hey, Yuki." Yukine realisierte was passierte und ließ den Gott schnell los. Schon wurde er rot. "T-tut mir leid..." Yato lächelte schief. "Muss es nicht. Schließlich habe ich dich umarmt." Yukine sah ihn mit großen Augen an. "H-hast du?" Yato nickte leicht und strich Yukine durch die Haare. "Es tut mir leid, dass ich weggegangen bin. Aber ich musste etwas suchen." Yukine, ganz verwirrt durch die Hand in seinen Haaren und den Ausdruck in Yatos Gesicht, schluckte und fragte: "Und was?" Yato sah Yukine nur still an. Yukine seufzte und sah runter auf das Bett. "Okay... und ähm... hast du gefunden wonach du gesucht hast?" Yato rang sich ein Lächeln ab. "Ja, hab ich. Hör zu, ich muss wieder gehen. Aber ich werde wiederkommen um dich zu besuchen, in spätestens zwei Tagen. Bleib solange bei Hiyori, in Ordnung?" Yukine wollte wiedersprechen, aber Yato gab ihm einen Kuss auf die Stirn, woraufhin der Jüngere rot werdend verstummte. Yato sagte ihm nicht, dass er es einfach nicht länger ausgehalten hatte, ohne den Blondschopf sehen zu können. Er sagte auch nicht, dass er irgendwie auf einer Suche nach sich selbst war, und dass ihm teilweise überhaupt nicht gefiel, was er fand. Er lächelte nur noch einmal sanft, strich Yukine über die Wange und verschwand.

Gemeinsam (Arbeitstitel) || Yatone Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt