Von London nach Rochester und wieder zurück

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Die Kutschen fahren über die noch feuchten Strassen, viele Menschen schwirren auf den Wegen Londons umher Bettler, Händler, Adlige, Proffesoren und Studenten teilen sich gleichermassen die Gassen und Strassen dieser vielseitigen Stadt.

Ich jedoch nehme wenig Notiz vom Stadtleben, denn ich bin nur hier um für Master Robin die bestellten Bücher zu einer unserer Kundinnen zu bringen. Sie wohnt in der Malcombe Street 22 eine alte Dame wie es scheint, die zu schwach ist um selbst den weiten Weg nach Rochester auf sich zu nehmen. Als ich vor der schwarzen Tür stehe und um Einlass klopfe, meinte ich Blicke zu spüren die mir galten, ich drehe mich um, doch suche ich vergebens nach jemandem der in meine Richtung sieht. In diesem Moment öffnet sich die Tür und eine alte Dame mit schneeweissem Haar steht vor mir und sagt: "Komm nur herein mein Kind."
Ich trete ein, erzähle ihr warum ich hier bin und lege die Bücher die sie bei uns bestellt hat auf den Tisch im Wohnzimmer.

"Komm ich mache uns einen Tee, setz dich mein Kind.", sagt die alte Dame und macht sich mit ihrem alten dunklen Holzstock auf in die Küche. Sie hat eine krächzende Stimme, aber eine sehr freundliche Art. Ich verweile einige Zeit bei ihr und berichte ihr von unserem Laden, wie das Leben in Rochester ist und auf einmal höre ich leise ein Geigenspiel und horche auf.
"Das ist mein Nachbar, er spielt oft und sehr schön, wenn er will.", krächzte Madame Denoir. Ich erfahre von ihr das der Herr ein Detektiv ist und das sie den Geschichten seines gelehrten Freundes nur all zu gerne zuhört.

"Rose, Rose.", sagte sie leise.
"Komm, du hast mir doch gesagt das Master Robin auf deine Rückkehr wartet, geh nun ich stelle dir bei deinem nächsten Besuch Mr. Julian Monrose und seinen Kollegen Doktor Arthur Glain vor.", meint Madame Denoir und begleitet mich hinunter zur Tür.
Als die Tür in die Angel fiel und ich auf der Strasse stehe, höre ich das leise Geigenspiel des Detektivs immer noch, es ist so schön, wie die Rosen im Garten von Rochester Castle.

Als ich mit der Kutsche in die Strasse vor dem Antiquariat fahre, sehe ich Master Robin schon ganz hinten im Laden vor seinem grossen Schreibtisch sitzen.

"Guten Abend, Master Robin.", sage ich freundlich als die Ladentür ins Schloss fiel.
"Guten Abend, Rose,". sagt er ohne von seinem Schreibtisch aufzublicken.
Ich trete näher in den Schein einer brennenden Öllampe und frage: "Ist etwas geschehen während meiner Abwesenheit?"
Robin zieht mit einem tiefen Seufzer die Brille von der Nase und sagt: "In der Tat Rose, schon wieder wurde eine junge Frau mit einer roten Rose in der Hand gefunden, tot an den Ufern der Medway."

Ein Schauder fährt mir durch die Glieder, ich packe jedoch entschlossen meine Tasche mit Buch, Feder und Tinte und gehe zur Tür. Robin kommt mir hinterher und sagt: "Warte, ich begleite dich, wir schliessen heute früher, sonst wird dir auch noch was passieren."

Als wir am Ort des Geschehens sind, stehen dort schon Polizisten, Fischer die sie wahrscheinlich fanden und viele Schaulustige. Ich schreibe in mein Notizbuch alles auf was mir einer der Polizisten sagen kann, er ist ein Freund aus Kindertagen und weiss das ich das Wissen brauche um einen Roman zu schreiben.

"Ich bin froh das du immer noch wissbegierig zu mir kommst.", sagt Charlie zu mir als ich meine Antworten habe, und das Buch und die Feder wieder in die Tasche zurück lege.

"Weshalb den Froh, ich dachte ich gehe dir schon langsam auf die Nerven.", sage ich schmunzelnd.
"Nein, jedoch bist du mir lebendiger viel lieber als wenn du tot am Boden liegst."
"Ach so ein Unsinn Charlie, als ob mir was passieren könnte.", sage ich und winke ab.
"Sei besser nicht zu leichtsinnig Rose, du bist auch in der Altersgruppe dieser elf Frauen die schon auf so Sonderbarerweise ums Leben kamen, vergiss das bitte nicht.", meinte Charlie, verabschiedet sich von mir und geht zu seinen Kollegen.

Ich nehme meine Tasche vom Boden auf und gehe durch die sich auflösende Menge zu Master Robin, der mich ganz Gentleman wie er ist, nach Hause begleitet und sich vor meiner Haustür von mir verabschiedet.

Eine Rose ohne DornenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt