Mein Herz blieb stehen.
Das hatte ich vergessen.
Wie hätte ich das vergessen können.
Mein Vater hat im Sterben von John geredet.
Ich kannte keinen anderen John.
Wieso sollte jemand kurz vor dem Tod, von seinen Bruder reden, mit dem er seit Jahren kein Kontakt hatte.
Aus Bruderschaft?
Oder..Stand der Mörder meiner Eltern, in unserem Haus?
Oh fuck.
„Kinder..Ich bin John. Euer Onkel. Es tut mir so leid... Ich hätte vorher kommen sollen..Ihr habt nicht nur einen Vater und eine Mutter verloren, ich habe meinen Bruder verloren. Und ich weiß, wie hart dass für euch sein muss. Niemals hätte ich gedacht, dass sowas passieren würde... Ich wollte früher kommen, aber ich konnte aus persönlichen Gründen nicht, ich hoffe das könnt ihr verstehen.", sagte er und schaute ganz besonders mich dabei an.
Er war mittelgroß, ungefähr 43, und sah meinem Vater leider sehr ähnlich.
Es tat weh ihn anzusehen.
Seine grauen Augen durchbohrten mich und es war mir unangenehm, ihn anzusehen. Angst durchströmte meinen Körper und meine Hände fingen an zu zittern.
Doch auch war ich sauer. Nach Jahren kommt er wieder? Nachdem meine Eltern gestorben sind? Und dann so tun, als wäre nichts passiert!
„Es tut uns auch schrecklich leid. Wären Sie früher gekommen, hätten sie vielleicht meine Eltern noch gesehen! Nach ihrem Tod ist es ein wenig zu spät um sich zu entschuldigen!", sprudelte es aus mir heraus und schon war dieser Mann mir unsympathisch.
Will warf mir einen bösen Blick zu und dann herrschte für ein paar Sekunden eine peinliche Stille.
„Wir hatten nie Kontakt. Dein Vater und ich.. hatten Auseinandersetzungen. Ich bin mir sicher, ihr habt nicht viel von mir geredet. Nach dem Tod unserer Mutter haben wir uns gegenseitig die Schuld gegeben. Eure Oma war schwer krank, aber niemand wollte sich um sie kümmern. Dein Vater studierte und ich leitete ein großes Projekt. Wir haben sie vernachlässigt. Und danach entstand nur noch Streit. Langsam brach der Kontakt zwischen uns ab. Aber ich habe ihn trotzdem geliebt. Und jetzt ist er.."
Von meinem Augenwinkel aus, sah ich, dass Will blass wurde. Zugegeben, ich fand ihn in den Moment ein wenig weniger schrecklich.
Trotzdem traute ich ihm nicht. Kein Stück.„Mein Vater hat im Sterben ihren Namen gesagt.", sagte ich kalt.
Will's und John's Blicke richten sich auf mich.
„Er hat was?!", fragte Will und sein Gesichtsausdruck wurde sofort härter.
„Was soll das bedeuten?!", stieß es aus mir heraus und wir starrten unseren Onkel an.
Er lächelte nur und eine Träne lief ihm das Gesicht herunter.
Vorsichtig setze er sich und verstummte.
„Er hat es tatsächlich gemacht. Ach.. Ian. Es tut mir leid.. ", murmelte er und fing an zu weinen.„Was tut ihnen leid?"
„Und ich habe mich gefragt wieso ihr euch so kalt verhalten habt. Kein Wunder. Jeder würde das tun. Wer weiß was ihr von mir denkt."
Er drehte sich in unsere Richtung und lächelte uns an.„Als Kinder haben wir uns versprochen, dass keiner vor dem anderen Sterben wird. Wir haben uns versprochen, dass unsere letzte Wörter unsere Namen sein werden. Irgendwie haben wir uns auch schon als Teenager mit diesem Versprechen aufgezogen. Wenn du nicht dran denkst, dann bringe ich dich nochmal um, hat euer Vater immer gesagt. Früher war das natürlich witzig.
Er hat tatsächlich noch dran gedacht."Ich merkte wie seine Blicke weicher werden und es scheint so, als würde dort ein kleines Kind auf unserer Couch und nicht mein Onkel sitzen.
Doch trotzdem mochte ich ihn nicht.„Ich bin aber wegen etwas anderes gekommen. Kinder, irgendjemand hat dies meinem Bruder, meiner einzigen Familie, angetan. Und derjenige läuft immer noch frei herum. Ihr seid nicht sicher, solange er nicht gefunden wird. Außerdem will der Staat, dass jemand auf euch aufpasst, solange ihr 18 seit. Ich bin der einzige der übrig ist, und ich will das ihr nicht alleine seid."
Ich wusste ganz genau worauf das hinauslaufen würde.
„Ihr kommt mit mir. Alleine werdet ihr nicht zurechtkommen und es ist auch zu gefährlich. Ihr braucht jemanden, der auf euch aufpasst. 2 Tage Nach der .. Beerdigung fahren wir los. Ihr könnt ruhig alles mitnehmen, ich werde euch abhohle-"
„Schön, dass sie alles schon ohne uns entschieden haben. Aber wir können auch auf uns selber aufpassen.", erwiderte ich und schaute in Will's Richtung. Er schaute auf den Boden, und schien zu überlegen.
„Alice, Will; es ist zu gefährlich. Und solange keiner von euch 18 ist, dürft ihr auch nicht alleine wohnen. Ihr würdet sonst in ein Heim kommen. Wäre euch das lieber? Ich bin nun automatisch euer Erziehungsberechtigter."
Super, das ist das letzte was ich jetzt gebraucht habe.
Stille.
Wir wussten, dass er Recht hatte. Aber ich wollte nicht weg, mit einem Mann mitgehen, den ich nicht kenne und auch nicht traue.
Aber in einem Heim zu leben, hörte sich noch schlimmer anJohn versuchte uns auf verschiedenen Arten zu besänftigen, aber bei mir würde dass sicher nicht funktionieren.
Ich war mir immer noch nicht sicher, ob ich ihm trauen konnte.Dann kam die Beerdigung.
Ich hatte diesen Tag immer verdrängt, doch ich wusste, dass er kommen würde. Schreckliche Angst umgab mich, als ich auf das Grab meiner Eltern sah. Um mir herum standen viele Menschen, Freunde, Nachbarn, Arbeitskollegen..
Doch ich war so allein wie noch nie.
Nach einer Weile waren ich und Will alleine.
Wir sagten nichts. Beide weinten wir nur und lächelten die Bilder auf dem Grab an.Es war vorbei.
Sie waren tot.
Meine Eltern sind tot, und ich werde sie nie wieder sehen.„Ich werde gut auf Alice aufpassen. Und ich verspreche euch, dass ich das Arsch, das euch das angetan hat, finden werde, Mom und Dad."
_
„Wir wollen jetzt also einfach mit ihm mitgehen?", fragte ich und versuchte dabei etwas zu essen. Vergeblich.
„Wir haben doch keine andere Wahl. Außerdem will ich auch nicht, dass du im Heim aufwächst. Alice, ich weiß du traust ihm nicht, aber ich glaube nicht, dass er etwas mit dem Mord zu tun hat.", erwiderte Will und sah mich dabei besorgt an.
„Wie kannst du dir dabei nur so sicher sein? Unsympathisch. Das ist das einzige was ich sage."
„Er ist unserer Erziehungsberechtigter. Komm Pack deine Sachen zu Ende ein, er sollte bald da sein."
Stur blieb ich sitzen.
Ich hasse diesen John.
Doch dann, nachdem Will mich nochmals darum gebeten hatte, stand ich auf und packte zu Ende.
Mein Zimmer sah leer aus, genauso wie ich. Als ich in den Spiegel sah, hatte ich mich fast erschrocken.
Mein Gesicht war blass, meine grünen Augen waren eher rot, und meine Haare standen in alle Richtungen ab.
Nichts zu vergessen sind die Augenringe und dass ich mindestens 4 Kilo abgenommen hatte.Mom wäre besorgt.
Und schon wieder zog sich mein Bauch zusammen.
Doch ich versuchte stark zu bleiben.
Meine Eltern hätten das auch gewollt.1 Stunde später war mein Zimmer leer, nur 2 Koffer und ein paar Kartons standen dort. Schnell ging ich Duschen und zog mir einen Pullover und eine Jeans an. Trotzdem sah ich schrecklich aus, aber das war mir so ziemlich egal.
Zusammen packen wir die Sachen in das Auto unseres Onkels und er half uns dabei. Als wir fertig waren, sah ich nochmal das Haus an.
Unserer Haus.
Es war das einzige, was mich an mein altes Leben erinnerte.Langsam fuhren wir weg, während das Haus immer kleiner wurde.
Hallo, neues Leben.
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Afterlife
Teen FictionSeit dem Mord meiner Eltern, laufe ich dem Teufel entgegen. Wusste aber nie, dass er ein Teil von mir selber ist. Und dieser Gedanke, eher diese Wahrheit, brachte mich dazu, dieses Buch zu schreiben.