5. Zack..., Und Zack...

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Ich erinnerte mich an die Nacht, als ich nach Hause gerannt bin und mit brennenden Lungen meiner Mom von Trian Lint erzählt hatte. Ich hatte immer noch solche Angst gehabt, sodass ich es der einzigen Person, der ich vertrauen konnte erzählte hatte. Selbst meiner strengen Mutter.
Meine Mom, die in dieser Nacht ganz schwach gewirkt hatte, hatte Feuer in den Augen gehabt und mich geschüttelt, als ich gestanden hatte, dass ich es für das Geld vielleicht getan hätte. Nein, nein nicht für das Geld. Für Mom. Für ihr Wohlergehen.
Sie hatte mich geschüttelt und dann geohrfeigt: "Ich will nie wieder davon etwas hören. Keine nächtliche Besuche mehr. Geh zur Schule, lerne!" Ich war damals den Tränen nah gewesen, ich wollte nur helfen.
Sie biss sich auf die Lippen und atmete tief ein: "Annie ein Körper ist das wichtigste, was man in Panem haben kann. Die Hungerspiele? Fordern dein Körper. Solche Menschen wie Lint? Auch. Das will Panem und es wird sich es sich auch holen, wenn du nicht kämpfst. Versprich mir, dass du kämpfen wirst. Versprich mir, dass du stark sein wirst."
Geschockt sah ich meine Mom an, sie hatte lang nicht mehr so stark ausgesehen und ich nickte mechanisch und musste an dem Fremden denken, der Ähnliches gesagt hatte: "Unser Körper ist die höchste Währung in ganz Panem."
Ich flüsterte leise und versprach es ihr. Meine Mom schüttelte den Kopf und sah mich eindringlich an, als ob ihr Leben davon abhinge: "Sag es: Was genau versprichst du mir?"

"Ich verspreche meinen Körper zu hüten und im Falle darum zu kämpfen, Mutter."













Ich mochte das Gefühl. Das Gefühl wenn man im Nichts so tief versunken war, sodass nur mithilfe des Unterbewusstseins auch so die Dinge erledigen konnte. Oder so tief in den Gedanken versunken war, sodass die einzelnen Glieder auf sich selbst gestellt war und die Arbeit selbst erledigten.
Zack... in die Leere starren, und zack... fertig war die Arbeit. Genau so fühlte es sich an.

Zack... Heute war Tag der Ernte. Ich versuchte alle Gedanken zu verblenden, all meine Sorgen. Mom musste gekleidet werden. Mom musste ihren Stärkungstrank bekommen. Hoffentlich schadet dieser Tag meiner Mom nicht. Hoffentlich würde es sie nicht allzu sehr körperlich anstrengen. Hoffentlich wurde mein Name nicht gezogen.
Und zack... Meine Mom trank ihren Stärkungstrank und war gekleidet. Ich flocht uns beiden jeweils einen Blumenkranz, weil ich dachte, dass es eine nette Idee sei. Unser Erkennungszeichen. Sowas in der Art. Wir hatten bereits gegessen und zogen uns die Schuhe an, um das Haus verlassen zu können.

Zack... Mom ich werde dich sehen und die Ernte überstehen, keine Angst. Und dann koch ich uns ein Festmahl. Mom sei vorsichtig und stell dich vorne an, damit ich dich auch stets sehen kann.
Und zack... Wir trennten uns widerwillig und ich musste ihre knochige Hände loslassen. Eine Friedenswächterin pickste mir in den Finger und prüfte meinen Namen. Ich hielt Ausschau nach meiner Mom und stellte mich brav in der Reihe der 16-Jährigen rein.

Zack... Wir mussten auf unseren Betreuer warten. Ah, da war er: Blaue Perücke, weiße Lippen und glitzernde Augenbrauen. Komisch, Distrikt 4 war das einzige Distrikt, das einen männlichen Betreuer hatte.
Und zack... Der Betreuer begrüßte uns. Ich zog an meinem Kranz auf dem Kopf rum, da es mich juckte. Der Film, der bei der Ernte immer abgespielt wurde, neigte dem Ende zu, doch meine Augen verließen nie meine Mutter, die blasser denn je aussah.

Zack... Unser Betreuer zog den männlichen Tribut zuerst. Was für ein außergewöhnliches Distrikt mit außergewöhnlichen Betreuern. Der Name des männlichen Pechvogels war Killian Ford. Der Junge war leicht grün im Gesicht und ungefähr in meinem Alter.
Und zack... Eine tiefe Stimme aus der gegenüberliegenden Reihe ertönte. Mase Stuart meldete sich als Freiwilliger und lief nach vorne. Killian Ford heulte vor Glück auf.
Unser Betreuer gratulierte Mase und sagt, dass er der 53. Freiwillige war.

Zack... Jetzt waren wir die Mädels dran. Denk an etwas anderes Annie! Vergeblich.
Mom, Mom ich liebe dich.
Und zack... Ich sah zu meiner Mom rüber, ihre Hände waren fest im Kleid vergraben. Ich lächelte sie ermutigend an und fasste den Blumenkranz an. Sie verstand und berührte ihren auch. Unser Betreuer wühlte immer noch in der Urne rum, er versuchte es spannend zu machen. Ich blickte in den großen grauen Augen, die ich geerbt hatte.

"Annie Cresta!"



Zack...

"Tick, Tack." Mom. Atlas. Anthony.

"Süße nicht du bist schuld. Panem ist es."

"Ich verspreche meinen Körper zu hüten und im Falle darum zu kämpfen, Mutter."



Und zack...

Ich erklomm die Treppe und lief dem Betreuer entgegen. Er fragte mich etwas, doch ich verstand nichts. Ich hörte nur Rauschen. Rauschen nach den Meeren, denen ich mich sehnte. Ich lachte und dann viel das Mikrofon hin. Es quitschte laut auf und die Menschen hielten sich stöhnend die Ohren fest. Mein Lachen wurde lauter und brach, als eine gewisse Frau mit großem grauen Augen zusammenbrach. Menschen verdeckten mir die Sicht, als sie sie umzingelten. Ich schrie ihren Namen und schrie dass sie sich von ihr fernhalten sollten. Ich schrie, dann wurde ich von Friedenswächtern fortgezerrt.





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A/N



Ich wollte was neues ausprobieren. Das mit den "Zacks", war hoffentlich nicht allzu kompliziert. Man könnte sich es wie in einem Film vorstellen. Die Gedanken. Schnitt. Die Handlung. Schnitt.
Und so weiter und so fort.
Ich hab es im Prinzip am Anfang erklärt: Das Gefühl, das man hat, wenn man stark in Gedanken versunken ist und mechanisch alles erledigt, ohne wirklich dabei zu sein. Im ersten "Zack" werden Annies Gedanken dargestellt und im "Und Zack" die Handlung die daraufhin folgt. Die Handlung also, die unbewusst geschieht. So wie eine Transe ungefähr.

Alles Liebe

Whisper of the Sea- Annie Cresta und Finnick OdairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt