Verstanden werden

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Therapiestunde 37, gefühlte 264038. Stunde

T: Wie geht es dir heute?

S: Die Schule ist anstrengend, mir geht viel durch den Kopf...

T: Hast du wieder an Selbstmord gedacht?

S: Zurzeit ist es besser, ich habe nicht mehr so ein starkes Verlangen danach aber ich mache mir vorwürfe das ich meine Briefe nicht fertig habe und werd immer mehr unzufriedener mit mir.

T: Wird dein Verhältnis besser zu deinen Freunden?

S: Sie bekommen weniger mit. 

T: Woran liegt das?

S: Sie fragen zwar wie es mir geht aber ich glaube sie trauen sich nicht drüber zu reden.

T: geht ihr jetzt besser mit einander um?

S: Ich lass mir nichts mehr anmerken.

T: Gab es eine Situation wo du es eigentlich hättest tun können?

S: Wir waren alle auf dem Sportplatz. Er stand bei meinem besten Freund. Ich hab mich an die Seite gestellt, als er gegangen ist meinte mein bester Freudn sofort ich soll endlich herkommen. 

T: warum hast du die Chance nicht ergriffen mit hm dann zu reden wenn ihr euch gesehen habt?

S: Wir hätten nicht miteinander geredet. wenn überhaupt hätten wir uns hallo gesagt und das wars dann. Und das hätte ich nicht ertragen.

T: Willst du noch mit ihm zusammen sein?

S: Ganz ehrlich? Nein. Er ist der besonderste und für mich wichtigste Mensch den es gibt. Es wird immer wehtun mich an unsere zeit zu erinnern. Aber aus dem Grund das die Zeit so unglaublich schön war. Diese ganze Kraft die er mir gegeben hat. Die ich jetzt eben nicht mehr habe. Und die mir fehlt. Ich weiss es würde nicht mehr funktionieren und ich weiss nicht was mehr weh tut. Die Vergangenheit mit ihm, der die Zukunft ohne ihn. 

t: Also habt ihr garkeinen Kontakt mehr?

S: Doch. Wir snapen, zumindest er mir.

T: Du antwortest nicht?

S: Ich kann nicht. Da ist diese Leere zwischen uns beiden, dieses nichts was ich nicht ertrage.

T: Wäre er ein Grund sich umzubringen wäre das in England nicht passiert?

S: Nein.In England hab ich soviel verloren, meine Existenz, mein selbstwertgefühl, meine Ehre, meine Kindheit, meine Lebensfreude. Stück für Stück hab ich mir das alles wieder aufgebaut aber immer hat mir was gefehlt. da war irgendwas immer das mir gefehlt hat. Und das war Nähe. Eine Person, der ich wirklich viel Wert war. Die nicht verlangt hat das ich sage wenn was fehlt sondern es gemerkt hat und mich einfach erfüllt hat. Ich dachte erst wenn wir nur noch "befreundet" miteinander schreiben dann wird das wehtun. Aber es sind zwei Sachen bei ihm. Einmal diese Nähe. Dieses zuhause fühlen und alles. Aber da ist auch diese Freundschaft, dieses für einander da sein und was unternehmen und einfach miteinander lachen und alles. Aber er will es nicht mehr. Also muss ich es akzeptieren.

T: Klappt das?

S: meistens ja. Natürlich denke ich noch oft daran aber es wird besser. 

T: Auch deine selbstmord Gedanken?

S: Nein.

T: Aber im moment geht es dir besser?

S: Ja weil ich endlich einmal mit einer Sache wenigstens zum grössten teil abschliessen kann.

T: Also keine Anfälle oder Schlafprobleme mehr?

S: nein.

T: Sonst irgendwelche Beschwerden?

S: Meine Essprobleme sind wieder da. 

T: was ist mit deinem Selbstwertgefühl?

S: .... Nicht mehr da.

T: Woran merkst du das?

S: Ich schaue in den Spiegel und sehe alles was mir nicht gefällt. Mit nichts bin ich zufrieden, alles stört mich an mir. ich erreiche keins meiner Ziele. Ich werde immer ausgebremst von anderen. 

T: Was hast du für Pläne in der Zukunft?

S: ich schaue was meine Freunde machen,bin einfach für sie da und half ihnen.

T: Ich meine was du selber möchtest?

S: was ich möchte? ich möchte frei sein. Keine Leere in mir haben. Keine Stimme die mir sagt du bist eh niemand wichtig. Ihre Worte zählen nicht. Schau auf ihre Taten. Ich will nicht mehr diese Träume haben die ich so schön finde das ich sie am Tag weiterträume.

T: Und was wünscht du dir zu weihnachten?

S: Ich wünsche mir mal  die einzigste zu sein. Es mag sein das ich vielleicht für jemanden wichtig bin. Aber keiner steht 100% hinter mehr. Es ist immer eine Person neben oder vor mir. Und die Person neben mir tut viel mehr weh als die vor dir. Ist sie neben dir, steht sie nicht über dir, heisst du musst dich nicht unterordnen aber du kannst dich auch nicht höher stellen weil es nicht deine Entscheidung ist. Und irgendwann geht es nicht mehr und ich zerbreche daran. Aber wer versteht das schon?Wie oft wird man von seinem Gegenüber verstanden? Erklärt man ihm eine Mathematik Aufgabe, versteht er einen und benutzt seine Worte um selbst diese Aufgabe wieder zu lösen. Man verbindet das was man schon weiß, mit dem was einem unklar war und ergänzt es zu einer klaren sinnvollen Erklärung. 

Aber was ist wenn du jemandem etwas erklären möchtest das der andere niemals nachvollziehen kann? Wie willst du jemandem deine Albträume erklären wenn er nicht verstehen kann wie schmerzvoll es ist sich an ein Gesicht zu erinnern? Wie will man jemandem erklären warum man abstoßend gegen das Küssen einer anderen Person ohne Gefühle ist wenn der andere nicht nachvollziehen kann das man einmal dazu genötigt wurde. Wie will sich ein anderer Vorstellen von einer fremden, fast doppelt so alten Person, die eine andere Sprache spricht, die dein nein nicht akzeptieren will, angefasst zu werden? Wie will man sich vorstellen das diese blauen Flecken die man später davon hat mehr wehtun als wenn du dir beim Fussball spielen einen blauen Fleck holst weil diese person die dir den blauen Fleck gemacht hat dir auch seelisch weh getan hat. Ich habe erlebt. Und soll ich dir sagen wie sich das anfühlt? Soll ich dir sagen was dann ist? Nichts. Da sind keine Familie, keine Freunde die für dich da sind, keine warme Decke unter der du dich verstecken könntest. Und das ist das schmerzvolle. Keiner ist da, selbst wenn du sagst dir geht es schlecht kommt keiner von selber zu dir, du musst erst darum bitten. Und irgendwann? Da tust du es einfach nicht mehr. Du willst dich einfach nur verkriechen und darauf warten das es zu Ende ist. Und das schlimmste ist das du weisst wenn du das alles erzählst, wird jeder einen Schritt zurückweichen weil es eine viel zu große Last ist. 

T: was denkst du machst du jetzt?

S: Schweigen. Ich werde still stehen bleiben und darauf hoffen das sich alles leichter ertragen lässt. 

T: Und dann?

S: Dann wird sich die Welt ohne mich weiterdrehen, meine Freunde weitergehen und dann, wenn ich alleine bin, kann ich gehen. 

T: Also willst du aufgeben?

S: Das habe ich schon. In England. In der Nacht in meinem Gästezimmer als ich mich auf den Boden gelegt habe und zusammengebrochen bin und nicht mehr konnte.

T: Was waren dort deine Gedanken?

S: Ab jetzt, wird nichts mehr so sein w

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