Ein Schrei riss mich aus meinen Gedanken. Es war weniger ein Schrei, als ein verzerrtes Brüllen, doch was es auch war, es konnte nicht menschlich sein. Mit einem Satz war ich aufgesprungen und hatte mich innerhalb von Sekunden angezogen. Ich rannte die Treppe runter und stürzte aus der Haustür, doch ich war zu langsam, was vielleicht sogar gut war, denn gerade als ich unseren Vorgarten verließ, sah ich noch eine Art übergroßen Vogel über die Dächer verschwinden, man konnte ihn kaum erkennen.
Als ich mich umsah bemerkte ich, dass einige Dorfbewohner verletzt wurden. Unser Pfarrer hatte ein paar tiefe Schnitte auf der rechten Gesichtshälfte und eine Frau hatte sich bei ihrem Fluchtversuch das Bein gebrochen. Doch tote gab es glücklicherweise keine. Dabei blieb es jedoch nicht.
Mit der Zeit verschwanden immer mehr Dorfbewohner und wir vermuteten, dass es dieses Wesen war, das damals über die Dächer unseres Dorfes hinwegflog. Mittlerweile waren nur noch ein paar wenige am Leben, an Flucht war jedoch nicht zu denken, denn diese Bestie, lauerte auf jeden der sich dem Wald näherte und über die Wiesen und Felder wagte sich keiner. Wir hatten nichts mehr zu essen und nur noch wenig Wasser. Nun waren nur noch meine Mutter, unser Pfarrer und ich am Leben.
Doch dann beging meine Mutter den ihr größtmöglichen Fehler. Sie ging in den Wald, auf Nahrungssuche. Ich wollte sie daran hindern, doch sie ließ mir keine Chance. Sie brach noch vor Sonnenaufgang auf, als ich noch tief und fest schlief. Irgendwann weckte mich unser Pfarrer und erzählte mir, dass meine Mutter bereits unterwegs sei, als ich das hörte, starrte ich fassungslos in das vernarbte Gesicht des Menschen der mir gerade offenbarte, dass meine Mutter sich opfern würde für den Versuch an essbares zu gelangen, augenblicklich rannte ich los in Richtung Wald. Ich hatte schon einmal eine Begegnung mit der Bestie unbeschadet überstanden, warum sollte ich dieses Mal nicht auch Glück haben.
Ich stürmte durch den Wald, auf der Suche nach meiner Mutter. Ich schrie aus Leibeskräften, doch niemand antwortete mir. Und dann geschah es: Ich hörte die schmerzerfüllten Schreie meiner Mutter und so schnell die Schreie kamen, verstummten sie auch wieder. Ich rannte in die Richtung, aus der die Schreie gekommen waren, in der Hoffnung das sie noch lebte, dass sie mir ein Zeichen gab.
Nach mehreren Stunden erfolgloser Suche brach ich zusammen. Mit einem Mal hatte ich alles verloren was ich noch hatte. Meine Mutter war weg, einen Vater hatte ich nicht, ich war nun allein. Ich lag auf dem Waldboden, den Blick zum Himmel gerichtet und schloss die Augen, für ein paar Augenblicke konnte ich alles vergessen. Aber als ich die Augen wieder öffnete, kam alles wieder zurück. Doch was sollte ich schon tun können? Ich musste es akzeptieren, das Leben ging weiter.

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Black Being
FanfictionLalisa lebt ein normales Leben, bis eines Tages ein großes Unglück über sie und ihr Dorf kommt. Ein Unglück, welches ihr alles nimmt was sie hat. Ohne Ausnahme.