Kapitel 4

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Verzweifelt drehte ich mich hin und her. Bereits seit Stunden lang ich wach in meinem Bau und wälzte mich von einer Seite auf die andere. Schwach leuchtete das klare Mondlicht durch den Eingang. Leise stand ich auf und schlich nach Draußen. Ich verließ die Lichtung und rannte einen Hügel hinauf. Oben angekommen setzte ich mich in den Schnee und starrte auf den Mond. Sein helles Leuchten erinnerte mich an den wunderschönen Glanz ihrer Augen. Fasziniert legte ich den Kopf schief. Tausende Gedanken schossen durch meinen Kopf. Ich sah ihr Gesicht ganz nah vor mir, spürte ihren warmen Atem auf meiner Haut. Ein kalter Schauer lief meinen Rücken herunter. Mein Fell sträubte sich und ich schloss die Augen. Mein ganzer Körper kribbelte und ich kippte leicht nach vorne, als ich mir vorstellte, wie sie mich küsste. Verdammt Laila hör auf! Du willst das doch gar nicht. Du bildest dir das nur ein. Nein! Ich wollte es. Ich wollte es wirklich. Für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl, ihren Duft in meiner Nase zu spüren. „Was machst du denn hier?" Ich erschrak so sehr, dass ich beinahe den Hügel herunter stürzte. Jasper stand neben mir und musterte mich besorgt. „Ich konnte nicht schlafen", murmelte ich leise. „Liebeskummer?" Seine Worte trafen mich genau ins Herz. „Hm." „Komm schon. Du bist meine kleine Schwester. Ich merke doch, wenn etwas nicht stimmt." Ich antwortete nicht, sondern starrte nur in den Schnee. „Soll ich dich alleine lassen?", fragte er mit sanfter Stimme. Traurig nickte ich. „Ok. Gute Nacht." Liebevoll leckte er mir über die Schnauze und ging. Kaum war er verschwunden, legte ich meinen Kopf in den Nacken und heulte. Es war kein gewöhnliches Heulen, sondern verkörperte meinen tiefsten Schmerz. Ich sah, wie Jasper sich noch einmal umdrehte und mich traurig ansah. Nun wusste er, wie viel Schmerzen ich erlitt.

Einige Zeit hatte ich noch auf dem Hügel verbracht. Dann war ich gegangen. Nicht nach Hause, sondern einfach weg. Ziellos irrte ich durch den Wald, immer nur einen Gedanken im Kopf: Sie. Irgendwann blieb ich stehen. Die Schmerzen quälten mich so sehr, dass ich nicht mehr laufen konnte. Wütend über mich selbst sprang ich mit dem Kopf gegen seinen Baum. Immer und immer wieder, bis ich nicht mehr konnte. Danach blieb ich einfach liegen und weinte. Nicht als Wolf. Als Mensch.

Hier mal ein ganz kurzes aber emotionales Kapitel. Ich wollte es eigentlich noch ausbauen, doch gerade kommen wieder einige Gefühle hoch. :(

Alles was ich hier schreibe entspricht meinen wahren Gefühlen von damals.

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