Ambèr 2#

77 6 2
                                    

Wir erreichten die Turnhalle keuchend und ich riss die gläserne Tür mit Gewalt auf, spurtete weiter und zog mich in Rekordzeit um. Ich warf meine Kleider achtlos in eine Ecke und fuhr mir noch einmal durch die Haare, bevor ich mich zu den anderen gesellte. Die Jungs schauten mich zwar komisch an, aber ich wusste, dass sie mich nicht verraten würden. Dafür hatten sie zu grossen Respeckt vor mir.
Ich bemerkte wie mich Natalie von der Seite anstarrte und ich joggte unauffällig zu ihr rüber. "Warum kommt ihr erst jetzt? Die Stunde hat bereits vor 10 Minuten angefangen." Stirnrunzelnd sah sie mich an. Am liebsten hätte ich ihr die Falte aus ihrem hübschen Gesicht gestrichen, aber ich beherrschte mich. "Ich und Ryan waren auf der Wiese, da ich die vielen Leute nicht mehr aushielt. Wir haben viel zu lang gequatscht...", verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf, "über Babys zeugen und dann haben wir die Zeit vergessen". Ich schenkte ihr ein entschuldigendes Lächeln, und dann prustete sie los,"War ja klar, sobald es bei Männern um Sex geht...", sie verdrehte die Augen und hatte sich einigermassen wieder beruhigt. Dafür funkelten sie jetzt die meisten Mädchen der Klasse bös an, man konnte die Eifersucht in ihren Augen aufblitzen sehen. Tja, legt euch nie mit Natalie Juans an. Sie war etwas kleiner als ich, ihre Augen schwankten zwischen einem hellen Blau und einem wunderschönen Grau, dafür waren ihre Haare ziemlich dunkel, vielleicht etwas dunkler als meine. Aber das wichtigste war, das ich mich bei ihr nicht verstellen musste und sie konnte bei mir auch ganz sie selbst sein. Wir waren seit der 5. Klasse beste Freunde und ich empfand immer mehr für sie , aber sie hatte noch nie gezeigt, dass sie mehr wollte als nur Freundschaft. Seitdem waren wir fast unzertrennlich und ich habe Angst, dass sich das ändert wenn ich ich sie frage.
"Chris!", ich konnte den Ball gerade noch fangen, bevor er mir mein Gesicht traf. Freundchen, das kommt zurück, dachte ich mir spöttisch. Ich holte aus und traf Natalie am Rücken. "Hey, das war nicht ich", motzte sie, aber zu spät sie schoss bereits zurück. Ich wich geschickt aus und verbeugte mich, nur um sie zu nerven. Sie verschränkte die Ärme und rollte mit den Augen.
Der Lehrer winkte uns zu sich und jetzt bemerkte auch ich das neue Mädchen. Sie musst wohl die neue sein, und ja sie war hübsch. "Leute, das ist Ambèr, eure neue Mitschülerin. Sie ist mit ihrer Familie von London hierher gezogen. Ich hoffe das ihr nett zu ihr seid". Ambèrs Blick schweifte zu mir und anscheinend gefiel ihr, was sie sah.

Ambèrs Sicht:
So, was haben wir denn da. Verdammt sieht der gut aus. Den hole ich mir. Hohe Wangenknochen, nach oben gestyltes Haar, das perfeckt passte und grüne Augen, wie ich sie noch nie gesehen habe. Muskeln hatte er definitiv nicht zu wenig, sein Shirt spannte sich förmlich um seinen Bizeps. Er war gross und das perfeckte Ziel für mich. Na Christiano, wir werden noch eine schöne Zeit zusammen haben. Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. Sag Hallo zu deiner zukünftigen Freundin, Chris. Ich blickte ihn durchdringlich an und maschierte direkt auf ihn zu.

Chris' Sicht:
Ambèr kam auf mich zustolziert. Es fühlte sich an, als müsste ich mich übergeben, obwohl sie wirklich hübsch war. Anscheinend hatte sie das Gefühl, dass hier eine Modeschau stattfand mit ihr als Mittelpunkt. "Hi, du bist sicher Christiano", sie schenkte mir ihr schönstes Lächeln. "Ich habe gehört du seist der heissteste Junge auf Erden, und ich finde das auch", und ich finde das auch äffte ich sie in Gdanken nach. Ich brachte aber nur ein genervtes "Danke" heraus. Hilfesuchen sah ich zu Natalie, die natürlich sofort wusste, dass sie mich retten musste. Mit schnellen Schritten kam sie zu uns und dafür war ich ihr dankbar. Sie streckte Ambèr ihre Hand hin "Hi, ich bin Natalie, schön das wir uns kennenlernen, aber leider muss ich dir kurz Chris entführen. Er hat nähmlich...ähm... noch etwas beim Lehrer zu tun". Sie packte mich demonstratif am Arm und lächelte Ambèr zuckersüss an. Ambèr sah man die Wut ins Gesicht geschrieben, dennoch nickte sie. Schnell entfernten wir uns und liefen quer durch die Turnhalle auf den gegenüberliegenden Ecken zu. "Danke Nat, du hast mir schon wieder den Arsch gerettet. Du hast definitiv etwas gut bei mir", ich seuftzte und zog sie in eine Umarmung. Ich liebte sie einfach, aber nicht nur als Freund. "Du meinst so wie die letzten 20 Male? Ja, ich habe definitiv etwas gut bei dir". Unfreiwillig lies ich sie wieder los.
Nach der Sportstunde lief ich in die Kabine. Ich schwizte zwar, hatte mich aber nicht richtig anstrengen. Ich war einfach zu durchtrainiert, währen die anderen einen auf "Dramaqueen" machten und so taten als würden sie sterben. Dafür zog ich aber viele Blicke auf mich, was ich liebte. Ich liebte es im Mittelpunkt zu stehen, wenn man nicht gerade nur von sabernden Mädchen umgeben war. Es gab aber auch Tage, wo ich grosse Mengen einfach nicht ausstehen konnte, wie zum Beispiel heute.
Ich wollte gerade in meine Schuhe schlüpfen, als ich einen weissen Zettel erblickte. Ich runzelte die Stirn und zog in raus. Ich faltete ihn audeinander und begann zu lesen.

Lieber Christiano,
Ich hoffe sehr, dass du das lesen wirst und nicht irgendein Dumkopf,
denn du hast mir etwas genommen, so wie wahrscheinlich allen Mädchen,
seitdem ich bekomm dich einfach nicht mehr aus dem Kopf.
Du zauberst mir jeden Tag aufs neue ein Lächeln ins Gesicht,
und du bist der Grund warum ich morgens aufstehe,
ich sehe in dir mein Romeo und kein anderer,
wahrscheinlich denkst du, dass ich irgendein Mädchen bin,
aber wir stehen uns ziemlich nahe und ich mag dich wirklich.
Ich wünschte wir könnten für immer zusammenbleiben
Liebe Grüsse deine Mrs. X

Ich starrte noch eine gefühlte Ewigkeit auf diesen Brief. Auf eine komische Art und Weise war ich geschockt. Das war mein erster Liebesbrief, den ich je bekommen hatte. Wer war dieses Mädchen? Also ich hoffte das es ein Mädchen war. Sie schreibt, dass wir uns sehr nahe stehen, dann musste ich sie also kennen. Konnte sie Natalie sein? Nein, sie wollte nie etwas von mir, rückte ich meine Gedanken zurecht. Warum sollte ich mir jetzt Hoffnungen machen, wegen einem blöden Brief. Er konnte aber auch von der neuen sein, weil man alles in so einen dämlichen Brief schreiben konnte, auch dass ich diese Person anscheinend sehr nahe stehe und wenn er wirklich von ihr war, wollte ich ihn definitiv nicht haben.
" Hey Bro, alles gut?", riss mich Ryan aus den Gedanken. "Du siehst ziemlich bleich aus", meinte er besorgt. "Ah, nein alles gut, ich wollte nur gerade diesen Zettel wegwerfen". Und das wollte ich wirklich. Ich maschierte zum nächsten Mülleimer und warf ihn achtlos hinein. Nachdem ich mich umgezogen hatte, schulterte ich meine Tasche und drehte mich zu Ryan. "Können wir gehen?", fragte ich nur und er nickte. Wir überquerten das Schulgelände, aber ich konnte es mir einfach nicht verkneifen ein paar Mädchen zuzuzwinkern. Ryan neben mir verdrehte jedesmal die Augen, musste aber auch grinsen. An einer Nebenstrasse angekommen, schaute ich mich um, aber sie war menschenleer. Gut für uns, dachte ich. Ich sah zu Ryan, der mir zunickte. Er war auch mit dem Ort einverstanden. Ich konzentrierte mich, sammelte alle mögliche Kraft in meinem Inneren und fügte sie zu einem kleinen Energieball zusammen. Er wurde immer grösser und schliesslich wollte er mir aus allen Poren dringen. Mit jedem neuen Atemzug stieg die Kraft in mir. Als ich es nicht mehr aushielt, liess ich sie los und gewährte ihr auszubrechen. Rasend schnell floss sie meinen Körper hinab und mich überkam die Verwandlung. Meine Haut dehnte sich aus und wurde ledrig und dicker, meine Füsse und Hände wurden grösser und aus meinen Fingernägeln wurden Krallen, bis sie schliesslich die Form von riesigen Pranken annahmen. Mein Körper wurde grösser und meine Kleidung wurde regelrecht gesprengt. Mein Rücken brennte höllisch, bis endlich meine Flügel rausschossen und sich entfalteten. Mein Kopf veränderte seine Form und mein Kiefer wurde zu einem Gebiss umgeformt, das dem eines Löwen ähnelte. Meine Augen verengten sich, meine Ohren wurden grösser und fellig und ich konnte viel besser hören. Mein Fell war das eines Tigers, auch meine Flügel wurden geschmeidiger, damit sie besser durch die Lüfte gleiten konnten, waren aber dennoch pechschwarz. Ich setzte zum Sprung an und zusammen flogen ich und Ryan durch den dunklen Abend. Auf dem Weg zu unserem Stützpunkt.

Falls ihr das hier noch lest, vielen Dank, dass ihr drangeblieben seit. Ich weiss das ich ziemlich lange für dieses Kapitel brauchte, dafür ist es jetzt auch lang. Ich hoffe es hat euch bis jetzt gefallen🙈💗(Würde mich über ein paar Feedbacks freuen😉😘🐾)

My golden Tiger (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt