9. Dezember: Frost auf Gras

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Er starrte gebannt auf das von Scheinwerfern beleuchtete Gras, das vor ihm lag. Es war ganz weiß gefrohren, ohne, dass auch nur ein einziges Mal Schnee gefallen war. Er saß in seinem Auto, der Motor hatte längst aufgehört zu laufen, nur die Scheinwerfer waren noch an und beschienen die glitzernden Grashalme. Tim war vorhin einkaufen gewesen, die Lebensmittel warteten noch immer im Kofferraum darauf in ein Gefrierfach geräumt zu werden. Doch er war einfach zu fasziniert von diesem Bild, dem hell erleuchteten Gras und dem einzelnen Fenster, dass in der Ferne zu sehen war.

Er hatte angefangen nachzudenken. Und hatte unwillkürlich an Stegi denken müssen. Seit dem Ausscheiden aus Varo hatte er sich kein einziges Mal mehr gemeldet. Das durfte einfach nicht so weitergehen. Immer wenn Stegi anfing, sich zu isolieren und von der Welt abzuschotten, begann auch Tim gleichzeitig sich Sorgen zu machen. Seitdem die erste - und auch letzte- Folge online gekommen war, hatte Stegi nicht mehr auf seine Nachrichten reagiert, so getan, als ob er sie nicht gesehen hätte, obwohl das eine glatte Lüge war.

Noch einmal checkte er sein WhatsApp, überprüfte, ob die Nachrichten immer noch als ungelesen markiert waren.

Stegi war online.

Und er wusste, dass Stegi die Pop-Up Benachrichtungen anhatte, wenn er in der App drin war. Das bedeutete, die Häkchen würden unweigerlich blau werden und er würde zurückschreiben müssen. Denn aus Erfahrung wusste er, dass Stegi die Nachricht nie länger als 5 Minuten unbeantwortet ließ, einfach, weil er dann immer ein schlechtes Gewissen bekam. Der Junge war einfach ein zu guter Mensch.

Und Tim nutze seine Chance, um Stegi endlich dazu zu zwingen, seine Nachrichten zu beantworten.

Wie vorhergesagt färbte sich das erste Häkchen blau und kurz darauf auch die restlichen Nachrichten. Er musste nicht lange warten, bis das online in ein schreibt... umänderte. 

*Mit mir ist nichts los*, war die Antwort. Was auch sonst. Stegi würde niemals freiwillig Anderen die Last seiner Probleme aufdrücken. Und Tim wollte ihm sagen, dass das für ihn kein Problem wäre. Da er aber zu faul war, das Viele, dass er sagen wollte, zu Tippen, begann er, eine Sprachnachricht zu machen.

"Also Stegi...", begann Tim, brach die Nachricht aber schnell nochmal ab, da er schon wieder ganz vergessen hatte was er sagen wollte und keine Stundenlangen Denkpausen in dem Audio sein sollten. Und dann begann er nochmal von neuem: "Also Stegi... ich weiß echt nicht, ob das diesmal an Varo liegt oder nicht, aber ich bin ehrlich: Ich möchte es wissen. Du störst mich nicht. Alles was ich mache ist, grad in meinem Auto zu hocken und Grashalme zu bewundern, deine Stimme würde das Ganze nur bereichern" Daumen vom Display nehmen, dabei zusehen, wie das Audio über die mobilen Daten geladen wurde. Hoffen, dass Stegi diesmal aufrichtig antworten würde.

*Oke mit mir ist was los*

Immerhin etwas. Eine erneute Sprachnachricht: "Na also... darf ich auch erfahren was? Oder muss ich zu dir kommen und erstmal Sturmklingeln damit ich das erfahre?" Das leichte Lachen am Ende war deutlich, Tim hatte es offensichtlich viel mehr als Spaß gemeint.

*Ja*

Und Tim fasste den Entschluss, einfach mal auf die Einkäufe in seinem Kofferraum zu scheißen und zu Stegi zu fahren, der ihn grade offensichtlich zu brauchen schien...

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Ups... hab eventuell verpeilt den Teil gesetern hochzuladen...

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