10. Dezember: Kölns Straßenlaternen

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Die Kapuze hatte er tief ins Gesicht gezogen, die Händenoch tiefer in den Taschen vergraben.

So lief er durch die nächtlichen Straßen Kölns, vonkeiner weiteren Menschenseele begleitet. Sein Ziel war simpel. Ersollte nach Hause. Dorthin, wo es warm war, wo man schon auf ihnwarten würde, um gemeinsam wie immer viel zu spät zu Abend zuessen. Aber irgendwie ließ er sich heute besonders viel Zeit. Erspazierte, schlich regelrecht durch die dunklen Straßen, vorbei anden vielen, warm erleuchteten Fenstern. Vermutlich waren auch dieseder Grund für sein nicht vorhandenes Bedürfnis, nach Hause zuwollen, seinen eiskaltes Körper wieder aufzuwärmen. Viel zu sehrwar er fasziniert von den meist gelben, ab und an aber auch malbunten Lichtern, die ihn von überall einnehmen zu wollen schienen.

Der Schein der Straßenlaterne rief nicht wie sonst dasangenehme Gefühl von Sicherheit hervor, im Gegenteil, er empfand esals absolut störend, da dadurch die schöne warme Atmosphäre, inder er sich soeben noch befunden hatte, verschleiert und von demweißen, künstlichen Licht getrübt wurde. Das einzig Positive andem Lichtkegel war sein eisiger Atem, der dadurch gut sichtbar wurdeund ihn leicht lächeln ließ. Zu gern spielte er mit diesemPhänomen, versuchte beabsichtigte Muster in den schwarzenNachthimmel zu pusten. Bei dem Blick auf eben diesenwolkenverhangenen Himmel wurde er wieder von der Traurigkeit umspült,die ihn schon zu Beginn seines Weges umfasst hatte. Es hatte immernoch nicht geschneit. So schön die warmen Lichter in den Fensternund die lustigen Wölkchen, die er in den Himmel pustete auch waren,ohne schönen weißen, glitzernden Schnee war es einfach nicht dasselbe.

Die exakte Farbe seiner Fingerkuppen konnte er nichterkennen, aber er würde darauf wetten, dass sie zumindest leichtbläulich verfärbt sein mussten, woraufhin er sie noch tiefer inseinen Jackentaschen vergrub. Seine Füße bewegten sich von allein,er schien sie nicht mehr zu steuern, sie wussten alleine, wohin siegehen sollten.

Und sein Handy? Das schien jetzt schon zum mindestensfünften Mal zu klingeln, doch alles was er dagegen tat, warlediglich, es auf lautlos zu schalten.


Er war längst an der Haustür angekommen, ohne eswirklich realisiert zu haben und spielte mit dem Gedanken, nichteinfach doch noch mal umzukehren und noch weiter die Schönheit dernächtlichen Stadt zu bewundern. Doch seine eiskalte Nase und dietauben Finger ließen ihn zurück in die Wirklichkeit sinken, ihnerkennen, dass es definitiv nicht förderlich für seine eh schonangekratzte Gesundheit sein würde, wenn er den fast schonunterkühlten Körper noch länger durch die Kälte schleppte.


Und damit zog Rewi letztendlich doch seinen Schlüsselaus der warmen Jackentasche und schloss die Wohnungstür auf.

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