4: Follow You

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Ivy's PoV

"Devil in the Mirror" von Black Veil Brides reißt mich aus dem Schlaf und ich brauche ein paar Sekunden um mich zurechtzufinden. Warum bin ich nicht im Waisenhaus? Ach stimmt, ich wurde adoptiert. Von Pete Wentz! Auch jetzt, einen Tag später, kann ich es immer noch nicht glauben. Ich meine... Pete Wentz!

Nach und nach kommen die Erinnerungen des letzten Tages wieder. Heute wollten wir einkaufen gehen. Also überwinde ich mich, aufzustehen und suche mir mein Outfit zusammen: Ich entscheide mich für ein schlichtes schwarzes Shirt, einen Choker mit BVB Anhänger, eine lange silberne Kette mit einem filigranen Kreuz, mehrere Nietenarmbänder, eine schwarze Skinny Jeans und meine geliebten DocMartens. Nachdem ich etwas Concealer aufgetragen und den Lidstrich gezogen habe, packe ich meine Tasche und laufe die Treppe runter.

Pete und Meagan haben Frühstück gemacht. Ob er wohl schon mit ihr über Patrick geredet hat? Ich bezweifle es. Trotzdem werde ich es nicht ansprechen, ich will weder den Familienfrieden gefährden noch mein Versprechen gegenüber Pete brechen.

„Isst du Cornflakes?", fragt Meagan und schüttelt die Packung, um zu überprüfen, wie viel noch drin ist. „Äh nein, ich hab was gegen Milch", antworte ich, beiße mir auf die Zunge und hoffe, das nicht näher erläutern zu müssen.

Pete lacht. Okay, er weiß, wovon ich spreche. Das ist jetzt peinlich.

Ich habe grade das Brötchen aufgegessen, als Pete schon vom Auto aus ruft: "Ivy, bist du fertig? Wir wollen los!"

"Komme schon", rufe ich, den Orangensaft im Gehen austrinkend.

"Wo möchtest du als erstes hin?"

"Ikea?", schlage ich vor.

"Okay", stimmt er zu.

Als wir angekommen sind, parkt Pete den Wagen und springt raus.

"Meagan, Ivy, ihr könnt schon mal vorgehen. Ich geh noch kurz da rein." Mit der Hand deutet er in Richtung des Musikgeschäfts gegenüber.

"Alles klar", sage ich und gehe mit Meagan ins Ikea.

"Hast du dich denn schon entschieden, wie du dein Zimmer einrichten willst?", fragt sie, während wir uns die Kleiderschränke angucken.

"Ja, ich habe eine ziemlich genaue Vorstellung davon", antworte ich ihr. Ich habe ein unglaublich schlechtes Gewissen, so mit ihr zu reden. So zu tun als wäre nichts, so zu tun, als wüsste ich nicht, was zwischen Pete und Patrick läuft. Aber ich reiße mich zusammen, schließlich habe ich Pete versprochen, ihn das selbst klären zu lassen.

Als wir bezahlt haben und aus der Tür kommen steht Pete schon da. Irgendwas versteckt er hinter seinem Rücken.

"Was hast du da?", frage ich neugierig.

"Eigenwerbung."

"Jetzt zeig schon!", drängele ich und er zieht eine CD hervor. Auf dem Cover ist eine Junge zu sehen, auf sein halbes Gesicht ist mit schwarzer Farbe eine USA-Flagge gemalt.

"Du hast mir American Beauty/American Psycho gekauft, danke!", sage ich und umarme ihn.

Kurz kommt mir der Gedanke, ob das vielleicht eher ein Versuch der Bestechung ist, damit ich meine Klappe halte, aber den Gedanken verwerfe ich sofort wieder. So will ich nicht über ihn denken, er hat soviel für mich getan. Und ich weiß nicht mal, warum.

"Brauchst du noch was zum Anziehen? Da drüben ist Hot Topic", schlägt Meagan vor und ich nicke.

Ich finde mehrere Jeans, die mir gefallen, einen Jack Skellington-Hoodie, ein Shirt mit dem Aufdruck Champagne, Cocaine, Gasoline und natürlich ein Fall Out Boy Shirt, auf dem steht Heavy Metal broke my heart.

Nachdem wir noch bei Walmart einige Hefter und Blöcke gekauft haben, gehen wir Pizza essen und Pete erzählt mir von der Schule, an die ich ab Montag gehen werde.

Er versichert mir, sie würde mir gefallen, aber ich habe einfach nur Angst. Keine Angst vor dem Unterricht, ich hatte immer einen relativ guten Schnitt, sondern Angst vor den Schülern, die sie besuchen. Angst, wieder gemobbt zu werden, mich dadurch minderwertig zu fühlen, mich abends wieder in den Schlaf zu weinen.

"Ivy, hörst du mir zu?", durchbricht Petes Stimme meine Gedanken.

"Tut mir leid, ich war abgelenkt. Was ist los?"

"Ich hab dich gefragt, ob du dir Sorgen wegen der Schule machst."

Ich ringe mit mir, soll ich erzählen, wie es mir an meiner alten Schule ging? Eigentlich wollte ich das doch hinter mir lassen... Aber Pete ist meine Familie, also überwinde ich mich und rede.

"Ehrlich gesagt ja. Ich wurde in der Vergangenheit nicht immer gut behandelt. Meine Mitschüler sind nicht mit meinem Musikgeschmack und meinen Klamotten klargekommen, also... ja, ich mache mir Sorgen."

Pete seufzt. "Kann ich irgendwas tun, damit du dich besser fühlst?"

"Nein, schon gut, ich schaffe das", sage ich optimistisch.

Jetzt schaffe ich es schon, Pete zu belügen. Nur mich selbst zu belügen, das funktioniert nicht.

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Hey, ich hoffe, euch hat dieses Kapitel gefallen.

Wundert euch nicht über die Kapitelnamen, teilweise haben sie etwas mit dem Inhalt zu tun, teilweise sind es aber auch einfach nur Songs, die ich beim schreiben gehört habe :D

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The Pros and Cons of LovingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt