0 | Prolog

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3.004 Wörter | 11 Buchseiten

Reece

Lässig, mit dem Gewicht auf einem Bein und einer Bierflasche in der Hand, die ich ab und zu an die Lippen führe, stehe ich mit Collin und drei weiteren Jungs in einer kleinen Gruppe in Gingers Garten und unterhalte mich mit ihnen über das Footballspiel der Schule am vergangenen Abend.

»Ich sage dir, wenn Abraham in der Sekunde nicht gepennt hätte, hätten wir die Tigers knapp geschlagen«, ereifert sich Lionel, ein Freund von Collin, mit dem ich nur mäßig bekannt bin.

»Na, ich weiß nicht. Die Tigers sind schon verdammt stark«, meint Collin im Gegenzug und knufft mich mit seinem Ellenbogen in die Seite. »Oder was meinst du?«

Ich verlagere mein Gewicht, verschränke die Arme locker vor der Brust und lasse die Bierflasche, den Hals zwischen Zeige- und Mittelfinger eingeklemmt, gegen meinen Arm baumeln. Obwohl Football nicht mein Lieblingssport ist und auch niemals sein wird – zu viele Kerle, die sich zu viel auf ihr Können und ihren Status einbilden – tausche ich mich doch gerne mit Collin und den Jungs darüber aus, um nicht über mein eigenes verkorkstes Leben nachdenken zu müssen. »Mhh, schwer zu sagen. Ich glaube, das lag nicht allein an Abraham. Das gesamte Team war gestern Abend nicht unbedingt in Topform. Sonst hätten wir die Tigers wie beim letzten Mal geschlagen.«

»Hey, Babe«, taucht Ginger hinter mir auf, legt von hinten ihre Arme über meine Schultern und gibt mir einen Kuss auf den Hals. Dank ihrer langen, schlanken Beine muss sie sich dafür nicht mal strecken. Ich löse meine Haltung, lege meine freie Hand auf ihren Arm und streiche mit meinen Fingern zärtlich über ihre Haut.

»Hey, Baby.« Eigentlich mag ich diesen Kosenamen nicht – warum ist es süß, eine erwachsene, starke Frau Baby zu nennen? –, aber Ginger macht es glücklich, wenn ich sie so nenne, also tue ich es.

»Ich hab dich heute Abend noch kaum zu Gesicht bekommen«, murmelt sie, während sie mit ihrer Nase eine Spur von meinem Kiefer zu der dünnen und empfindlichen Haut hinter meinem Ohr zieht.

»Ich weiß, Baby. Tut mir leid.« Ich drücke einen Kuss auf ihren Handrücken.

»Man kriegt echt Komplexe, wenn man euch zwei so sieht«, scherzt Collin und nimmt einen Schluck aus seiner Bierflasche.

Ich grinse, weil ich weiß, dass ich unglaubliches Glück habe mit einer Frau wie Ginger zusammen sein zu dürfen. Sie ist nicht nur unglaublich hübsch und beliebt, sondern auch klug und aufmerksam und wirklich an mir interessiert. Ich bin nicht bloß Zierde für sie, weil ich auch gut aussehe. Sie mag mich wirklich.

Aber magst du sie auch auf die gleiche Weise?

Es fällt mir nicht mehr schwer, die Stimme in meinem Kopf zu ignorieren. Nach all der Zeit, die ich inzwischen schon mit Ginger zusammen bin, ist sie nur noch ganz leise und kaum zu hören. Trotzdem flüstert sie in Momenten wie diesen, dass ich ein Heuchler bin. Dass Ginger zwar eine tolle Frau ist, mich aber nicht glücklich macht. Dass ich aus Gründen und nicht wegen Gefühlen mit ihr zusammen bin.

»Hier, halt mal.« Ich reiche Collin meine Bierflasche, fasse Gingers Handgelenke und führe sie um mich herum, bis sie vor mir steht. »Viel besser«, sage ich und gebe ihr einen Kuss zwischen die Augenbrauen. Sie strahlt verliebt und schlingt die Arme um meine Taille, um ihr Gesicht an meine Brust zu schmiegen.

Trotzdem brennt da dieses eine Wort in meinen Gedanken, das sich einfach nicht löschen lässt.

Falsch. Es fühlt sich so falsch an.

Es brennt und brennt und brennt und erinnert mich daran, dass es nicht richtig ist, was ich hier mache. Es brennt so heiß, dass ich Gingers Arme um meinen Körper am liebsten lösen und sie weit von mir schieben möchte, einfach damit es aufhört. Weil sie es nicht verdient hat, mit einem Kerl zusammen zu sein, von dem sie glaubt, er würde sie genauso lieben wie sie ihn.

More than meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt