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Ich schrie, lachte und lief davon.
Er durfte mich nicht kriegen, zu groß war der Spaß.>>Du kriegst mich nicht!<<, schrie ich lachend und rannte über den Rasen. Der Wind wehte und meine Haare flogen mir ins Gesicht. Mein Kleid wirbelte herum, als ich mich wieder umdrehte und schnell weg lief.
>>Na warte. Ich kriege dich schon<<, auch mein Bruder lachte und lief mir weiter hinter her. Seine Blonden Haare zerzaust durch den Wind.
>>Wie kannst du dir da so sicher sein?<<
>>Ich weiß es einfach.<<
Wir liefen weiter im Kreis durch den Garten, bis ich seine Schritte irgendwann nicht mehr hörte. Verwirrt blieb ich stehe und drehte mich um. Im nächsten Moment wurde ich von hinten geschnappt und durch die Luft gewirbelt.
>>Ich habe doch gesagt ich kriege dich.<<, flüstert mir Devin ins Ohr und lässt mich los. Er war schon damals viel größer als ich, sodass ich immer zu ihm hoch schauen musste.
Die Sonne blendete mich. Selbst meine Hand, die ich mir schützend über die Augen gelegt hatte, konnten nichts dagegen anrichten.>>Du kriegst mich doch immer, dass macht kein Spaß mehr.<<, bockig verschränke ich meine Arme vor meiner Brust und ziehe ein Schmollmund. Er seufzt.
>>Hör auf so ein Schmollmund zu machen, das sieht komisch aus<<, meinte er lachend und hielt sich den Bauch.
>>Du bist gemein<<, wütend stampfte ich an ihm vorbei auf die Terrasse. Meine Mutter und mein Vater saßen auf einer kleinen Couch und unterhielten sich. Ich setzte mich zwischen die beiden und sah meine Mutter an.
>>Mama, Devin ist gemein. Er fängt mich immer und lacht mich dann aus<<
>>Mein Schatz, er meint es doch sicher nicht böse.<<, sagt meine Mutter, während sie mir übers Haar streicht und mich aufmunternd ansieht.
>>Aber dann soll er mich doch nicht auslachen, dass macht mich traurig<<, mir stiegen Tränen in die Augen. >>Er hat mich nicht mehr lieb.<<
>>Er hat dich bestimmt noch lieb. Guck mal, er sitzt dahinten alleine und sieht traurig aus<<, sie zeigt mit dem Finger auf die Schaukel. Devin sitzt drauf und starrt auf den Boden. >>Magst du nicht zu ihm gehen, Spätzchen?<<
>>Ok.<<, mit gesenkten Kopf laufe ich auf ihn zu. Meine Hände vor mir zusammengefaltet. >>Devin<<, murmle ich. Er schaut hoch und lächelt mich schwach an.
>>Es tut mir Leid, ich hätte dich nicht auslachen sollen. Das war wirklich gemein.<<, er zieht mich zu sich auf den Schoß und nimmt mich in seine Arme.
>>Du hast mich nicht mehr lieb, oder?<<, ich vergrub mein Gesicht in seinem T-Shirt, da ich ihn nicht ansehen konnte.
>>Natürlich habe ich dich noch lieb. Denk'doch so etwas nicht. Ich werde dich immer Lieb haben<<, auch er strich mir übers Haar und gab mir ein Kuss auf meinen Haaransatz.
>>Ich habe dich auch lieb.<<
Egal wie oft ich mich an diesen schwülen Nachmittag in New Orleans erinnere, es treibt mir immer noch ein lächeln ins Gesicht und mein Tag könnte nicht besser sein.
>>July ich habe dich was gefragt<<, reißt mich Lexi aus meinen Tagträumen.
>> Sorry Lex, was hast du gesagt?<<, frage ich noch mal nach und schaue sie entschuldigend an.
>>Hast du schon was von Devin gehört?<<
>>Noch nicht, aber sein Brief sollte jeden Moment ankommen<<, wie als hätte ich es gewusst, klingelt es gerade an der Tür.
Minuten später bin ich wieder im Wohnzimmer und halte ein Brief von Devin in den Händen. Einen Brief den er mir aus dem Irak geschickt hat. Er ist in die Fußstapfen unseres Vaters getreten und ist zur Navy gegangen, als gedenke an ihn. Er und unsere Mutter sind vor vier Jahren bei einem schweren Autounfall ums Leben gekommen.>>Hier ist er.<<, sage ich und setzte mich wieder auf die Couch, wo ich den Brief öffne und beginne zu lesen. Doch was ich lese lässt mich in Tränen ausbrechen.
Liebe July,
ich weiß gar nicht der wievielte Brief es ist, den ich Anfange.
Wenn ich so um mich gucke, sehe ich nur zerknüllte Zettel, die über all auf dem Boden liegen.
Es fällt mir schwer das hier alles zu schreiben und eigentlich möchte ich das auch nicht machen. Aber ich muss, denn wenn du diesen Brief liest heißt es das ich nicht mehr bei dir bin. So sehr ich das auch will, ich bin jetzt im Himmel.
Bitte sei nicht allzu traurig. Du weißt ich mag es nicht dich weinen zu sehen. Egal ob gestern, heute oder in der Zukunft.
Du bist nicht mehr das kleine Mädchen von damals, was dachte ich würde sie nicht mehr lieben. Du bist nun die starke, bewundernswerte junge Frau geworden. Trotzdem bleibst du meine kleine Schwester, die ich über alles liebe, dass ich es nicht in Worte fassen kann. Du wirst mir fehlen, denn ehrlich gesagt fehlst du mir jetzt schon.
Wunder dich nicht, dass an manchen Stellen die Tinte verschwommen ist, es sind meine Tränen die Schuld sind.
Liebe July bleib diese Person, die du bist. Ändere dich bitte für keinen, denn dann ist es diese Person nicht wert. Bleib immer stark, auch in Situationen die manchmal schwer erscheinen. Bleib dir treu und merk dir eins.
Ich werde immer bei dir sein, vielleicht nicht real neben dir stehen, aber immer im Herzen und von oben auf die aufpassen.
Falls dir irgendetwas mal schwer erscheint, bin ich bei dir. Hör auf dein Herz, denn das zeigt dir deinen Weg und bitte Weine nicht um mich.
Ich werde dir etwas von mir hinterlassen, was du von jemandem dann bekommst.In liebe dein großer Bruder, der dich über alles liebt.
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Every Little Thing
JugendliteraturEin Mann. Eine Frau. Ein Soldat. Eine Studentin. Er kämpft. Sie verliert. Sie trauert. Er tröstet. Beide trauern um Ihn. Jemanden der es nicht verdient hat zu gehen. Sie treffen sich, verlieren sich. Ihre Geschichte nimmt eine dramatisch...