Kapitel 1

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„Verdammte Scheiße", zischte ich und riss ein Abschminktuch aus der Packung.

Schon wieder hatte ich die Wimpertusche verwischt.

Schnell warf ich einen Blick auf den Wecker, der auf meinem Nachtkästchen neben meinem Bett stand. 06:58 Uhr.

Ich musste mich echt beeilen wenn ich den Schulbus noch erwischen wollte.

Schließlich wäre es ganz bestimmt nicht zu meinem Vorteil, gleich am ersten Schultag an der neuen Schule zu spät zu kommen.

Ich wischte mit dem Tuch hastig über mein linkes Auge sodass der Make-Up Entferner aufschäumte und mir die ganze Soße übers Gesicht lief.

Ich rubbelte genervt meine linke Gesichtshälfte schnell mit einem Handtuch trocken und konzentrierte mich darauf, die Wimperntusche nicht erneut zu verwischen.

Diesmal gelang es mir besser.

Ich schnappte mir meine Bürste und kämmte hastig ein paar mal durch meine Haare.

Eigentlich hatte ich vorgehabt sie zu glätten, damit sie nicht allzu wirr aussahen, denn meine ach so tollen Naturlocken nervten mich an diesem Morgen, aber da ich mich vorher nicht aus dem Bett quälen konnte, war ich gezwungen sie so zu lassen, wie sie jetzt waren. Als Löwenmähne.

Fünf Minuten später war ich fertig gestylt und hastete die Treppe nach unten.

Doch mir fiel auf dass ich meine Schultasche in meinem Zimmer liegen gelassen hatte.

Ich stöhnte, machte auf dem Treppenabsatz kehrt und sprang, zwei Stufen auf einmal nehmend wieder nach oben und schnappte mir meinen geblümten Rucksack. So wirklich fand ich mich in unserem neuen Haus noch nicht zurecht, doch mein Gedächtnis hatte wenigstens den Weg zur Küche gespeichert.

Meine Mom frühstückte in der Küche und laß nebenbei Zeitung.

Sie sah eigentlich aus wie jede Mutter mit 40 so aussieht, eben Durchschnitt.

Mein Dad war schon zu seiner neuen Arbeit gefahren, die der Grund für unseren Umzug nach Teslau war, eine Stadt mit geschätzten 30.000 Einwohnern.

Das waren fast 4-mal so viele wie in meiner Heimatstadt.

Bernd arbeitete als Lehrer an einem Gymnasium und war jetzt in Teslau fest angestellt. Er unterrichtete aber nicht an der Schule die ich besuchen würde, zum Glück.

Als Tochter von Herrn XY hat man es nämlich nie leicht.

Vor allem wenn man sich immer mit anhören muss, wie die anderen über den Lehrer herziehen, der so ganz nebenbei sehr eng mit dir verwandt ist und zusammen mit dir wohnt.

Aber es ist ja nicht so als würde ich mich für meinen Dad schämen oder so.

Ich fand es einfach besser, wenn wir getrennte Schulen besuchen würden. Punkt.

Meine Mom hatte sich auch schon für einen neuen Job als Sekretärin beworben, den sie schon halb in der Tasche hatte.

Bei den Mitbewerberinnen konnte man sich das auch denken.

„Mom ich geh jetzt zum Bus", meinte ich als ich flüchtig zu ihr in die Küche trat.

„Bella, du kannst doch nicht ohne Frühstück aus dem Haus gehen!

Wie willst du denn dann deine Kraft voll ausschöpfen? Komm setz dich, ich mach dir Müsli", plapperte sie hektisch und packte mich am Arm.

Seit sie auf diesem blöden Gesundheitstrip war, bestand sie darauf, dass sich die ganze Familie daran beteiligte.

Rebellious GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt