System.

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Computerstaat. Das ist es, wo wir sind. Das ist es, was wir sind.
Wir leben hier um zu arbeiten, wir leben nicht mehr um zu leben.
Wir sind Uhrwerke, wir sind nicht mehr lebendig.
Wir haben keinen Spaß mehr, wir wissen gar nicht mehr was Spaß wirklich ist.
Wir sind nicht mehr fähig zu lachen oder zu lieben, wir sind nicht fähig uns zu wehren. 
Wir schaffen es nicht, vom Alltag los zu kommen, wir stehen Tag für Tag  auf, tun Tag für Tag die selben Dinge, sind Tag für Tag die selben Leute.
Wir wissen nicht mehr, wie man von der Masse loskommt, wir wissen nicht mehr wie es ist, sich selbst zu benennen und nicht WIR zu sagen.
Wir haben keine Ahnung, wir sind hilflos, wir sind zerstört.
Und doch wissen ein paar von uns, sich abzugrenzen.
Wir versuchen es und wir werden es schaffen.
Wir benennen uns selbst, wir nennen uns selbst ICH. Und ICH bin einer von uns.
Ich bin einer von denen, die versuchen anders  zu sein.
Ich weiß genau, dass ich verrückt bin, dass wir alle wahnsinnig  sind. Ich weiß aber auch, dass man heute schon als wahnsinnig zählt,  wenn man nur ein kleines Stück aus dem System rutscht.
Denn die Welt ist ein System und wer nicht in das System passt, wird ausgegrenzt.
Ich  weiß, es ist nicht überall so, ich weiß, es gibt Orte, an denen noch mehr  von uns sind, doch wir sind hier gefangen, gefangen im System.
Ich will hier raus, ich will mich wehren. Doch ich kann es nicht. Nicht alleine.
Dennoch - Tag für Tag stehe ich auf, Tag für Tag will ich etwas unternehmen, Tag für Tag merke ich, dass ich zu schwach bin um gegen das System  anzukommen. Und Tag für Tag hoffe ich, die anderen zu treffen, die  anderen, die fähig sind, sich selbst zu benennen.
Und ich weiß, irgendwann, irgendwann kommen wir hier raus. Irgendwann sind wir frei, sind wir wir selbst. Irgendwann wissen wir, wie man Spaß hat.
Irgendwann wissen wir wieder, was es heißt, zu leben.

~Kurzgeschichten~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt