Moor.

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Ich saß allein auf einer Wiese im Moor. Irgendwo im Hintergrund pfiff jemand eine traurige Melodie. Ich war umhüllt von kaltem Nebel. Ich roch das nasse Moos, ich roch den Regen, die Kälte, das Blut eines Schafes, das sich wohl der Wolf geholt hatte. Ich spürte das nasse Gras zwischen meinen Fingern, spürte wie sich die Nässe durch meine Kleidung fraß. Ich ließ mich fallen, in der Dunkelheit, die mich umgab. Ich sah sie, Tag für Tag, doch genießen konnte ich sie nie. Doch jetzt tat es gut, einfach nur zu hören, zu riechen, zu schmecken und zu fühlen, nicht zu sehen was um mich geschah. Ich hörte ihn pfeifen, den Schäfer, er rief nach seinem Hund. Ich nahm alles wahr, in völliger Dunkelheit, es war als könnte ich den Nebel und das Moos sehen, als könnte ich genau sehen, wo der Schäfer stand und nach seinem Hund pfiff. Ich hörte ihn durch das Gras laufen, den Hund. Ich hörte den Schäfer, der ihn lobte und ihm befahl, heute Nacht gut auf die Schafe auf zu passen. Ich roch das Schaf, das ein paar Meter weiter weg zwischen dem Moos, dem Schlamm und den vertrockneten Ästen nach frischem Gras suchte. Ich hörte wie der Hund freudig bellte, weil er die Bratenreste vom vorherigen Abend bekam und ich roch auch den Kartoffelbrei, den die Frau des Schäfers gekocht hatte. Ich kuschelte mich ins weiche Moos, spürte die unzähligen kleinen Steine und Äste unter meinen Gliedern, schob den kleinen Ast unter meinem Kopf zur Seite und lauschte meiner Umgebung. Ich lag lange so da, hörte den Schafen zu, lauschte dem Wind, spürte jeden Windzug und roch den Regen. Bis ich ihn kommen hörte, ich roch ihn im gleichen Moment in dem ich ihn spürte. Er war gekommen, gekommen um mich zu holen. Und ich ließ mich fallen, übergab mich ihm. Er war hier, hier um mich zu holen, der Tod.

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