Kapitel 3 ~ Die Flucht

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"Die Zeit ist gekommen", sagte eine düstere, männliche Stimme im Dunkeln. Kein Licht, keine Fackeln, die den Raum erhellen ließen. Nach einer kurzen Pause befahl er: "Bringt mir den Jungen." Eine zweite Stimme antwortete: "Jawohl, Meister."

Als ich von meinem Schlaf erwachte, wollte ich erstmal meine Augen öffnen. Doch vorher fiel mir etwas merkwürdiges an meinen Armen und Beinen auf. Es fühlte sich so an, als wären sie zusammengeklebt worden. Als ich nach Aria rufen wollte, bemerkte ich, dass ich geknebelt worden bin.
"Mmmmm, mmmm!"
Mehr kam nicht aus mir raus.
Ich machte meine Augen auf, schaute mir meine Hände an und sah sofort das festgebundene Seil an meinen Gelenken. Die Höhle wurde mit dem Licht der Sonne erhellt und überschaubarer als letzte Nacht. Weiter unten sah ich dann, wie ein zweites Seil an meinen Knöcheln zugeknotet war. Es war so fest, dass ich keinen Spielraum hatte, um mich befreien zu können. Ich schaute mich um und suchte nach Aria.
Ihr muss etwas zugestoßen sein... Oder.. Hat sie mich etwa gefesselt? Drog du Idiot! Du hast dich auf eine fremde, gefährliche Jägerin eingelassen, ohne sie auch nur einen Tag zu kennen!, dachte ich mir, während ich kläglich versuchte mich aus den Fesseln zu befreien.

Der Gestank des Riesen stach mir in meine Nase. Der Hypernuskörper lag auch noch da, allerdings war der Sack mit dem Kopf verschwunden.
Ich muss hier rauskommen, sonst bin ich schon bald nicht mehr lebendig.
Ich wälzte mich hin und her, hin und her, es brachte jedoch nichts. Als ich es trotzdem nochmal versuchen wollte, hörte ich eine Stimme die durch die Höhle hallte. "Was ist mit dem Wesen? Sollen wir es töten?"
Die zweite Stimme erspähten meine Ohren dann deutlicher. "Nein du Tölpel, hast du jemals so etwas gesehen? Da wartet auf uns ein großer Sack Gold, wenn wir diesen dem König ausliefern." Während sie dann anfingen sich über die Aufteilung des Goldes zu streiten, war mir klar, dass es Menschen waren, die mich gefesselt hatten.

Die Stimmen kamen erdrückend nah, bis ich einen Schatten auf dem Boden erkennen konnte. Die Schritte verlangsamten sich, ich blickte in die Gesichter der Zwei. Es waren wirklich Menschen, doch hatten sie keine Rüstung, kein Schild, keine großen Schwerter. Sie waren leicht bekleidet, einer der beiden mit einer schwarzen und der Andere mit einer beigen Pluderhose. Ihre Gesichter waren mit Tüchern umwickelt, sodass man sie nicht im Gedächtnis behalten konnte. Außerdem hatten sie ärmellose Hemden an, die abgenutzt waren. Allen Anschein nach waren es Banditen. Ich löcherte sie mit meinen großen Augen noch einige Sekunden, bis der linke sagte: "Der ist wach, pass bloß auf, wenn wir ihn in den Käfig werfen."

"Sieh dir diese Augen an Geralt. Die könnte man in Numin Trin bestimmt für hundert Goldmünzen verscherbeln." Der Andere lachte und ließ nicht ab von seinem Blick zu mir. "Los, pack mal an", sagte er mit einer befehlerischen Stimme zu ihm und lächelte mich weiter an: "Jetzt kommst du in den Käfig mein stummer Freund und mach bloß keine Dummheit, die du später bereuen wirst!"

Sie kamen synchron auf mich zu, packten mich an meinen Achseln und hoben mich mit einem Ruck hoch.
Verdammt!
Als ich, wie ein Fisch, mich aus ihren Zwängen befreien wollte, schlug der von mir rechts stehende Bandit mit seiner geballten Faust in meine Magenregion.
Mmmmm, quengelte ich aus mir raus.

Sie zogen mich mit verzogener Miene, bis zum Höhleneingang raus und ließen mich erstmal los, um sich von der Schlepperei zu erholen. Die Sonne fing an mich zu blenden, es dauerte einige Sekunden, bis ich mich an sie gewöhnte. Dann sah ich wieder den Wald und roch die frische Luft. Rechts von mir stand ein Karren, gebunden an zwei Pferden. Darauf stand der Käfig, von dem der Bandit sprach. Als ich genauer hinsah, konnte ich darin einen liegenden Körper sehen.
Aria, verflucht, was haben sie dir angetan, platzte ich innerlich.
Mein Blick wandte sich von ihr nicht ab, bis sie die Schlüssel des Käfigs rausnahmen, den Schloss entriegelten und die Tür öffneten. Dann hoben sie mich wieder hoch und warfen mich mit einem Schwung rein.

Drog ~ Das Abenteuer von einem GhulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt